Geldanlage

Geldanlage im Rentenalter: Was hätten Sie denn gerne?

Lesezeit: 5 min
14.03.2022 16:25  Aktualisiert: 14.03.2022 16:25
Das Erwerbsleben ist vorüber, die Kinder sind versorgt und längst aus dem Haus, jetzt ist es Zeit, sich selbst etwas zu gönnen. Doch nicht jeder kann das auf Dauer. Denn auch im Ruhestand sollte man sich um seine Finanzen kümmern.
Geldanlage im Rentenalter: Was hätten Sie denn gerne?
Viele Senioren wollen sich weiterhin um ihre Finanzen kümmern, etwa, um für Ihre Enkelkinder vorzusorgen. (Foto: iStock.com/evgenyatamanenko)

Viele Ruheständler fühlen sich verpflichtet, ihre persönlichen Finanzen zu sortiert und so eventuell für die Nachkommen vorzubereiten. Dabei stellt sich häufig auch die Frage, wie das Kapital bestmöglich und vor dem Hintergrund individueller Lebensumstände angelegt werden kann.

Das Wichtigste zuerst!

Bei der Wahl der optimalen Anlageklasse sollten Rentner zuallererst die eigene Risikoneigung klären. Für gewöhnlich ist diese im fortgeschrittenen Alter weniger ausgeprägt als in jungen Jahren, wenngleich die meisten (beruflichen) Verpflichtungen abgeschlossen und der Großteil wichtiger Anschaffungen getan sind. Insbesondere mit Blick auf Kinder und Enkel fühlen sich die meisten Senioren jedoch wohler, das Ersparte defensiv und werterhaltend zu investieren. Spekulative Wetten, die potenziell hohe Renditen versprechen, gleichzeitig aber auch immense Risiken bergen, stehen demnach nur selten im Fokus. Natürlich bestätigen auch hier Ausnahmen die Regel.

Ganz allgemein kann zum Aspekt der Risikotoleranz jedoch gesagt werden, dass sich Schwankungen bei Investments mit zunehmendem Zeithorizont zumeist ausgleichen. Steht man demnach erst zu Beginn des Renteneintritts und hat demnach durchschnittlich noch mehrere Jahre und sogar Jahrzehnte zu leben, ist ein höherer Anteil an Aktien eher zu rechtfertigen als im hochbetagten Alter. Soweit also zur grauen und eher spröden Theorie. Auf welche Geldanlagen sollten Rentner aber konkret setzen?

Tages- und Festgeld

Die Zinsen innerhalb des Eurosystems bewegen sich schon seit Jahren auf dem Tiefststand von exakt null Prozent. Vor dem Hintergrund der Inflation, die sich mittlerweile auf mehr als 5 Prozent erhöht hat, bedeutet dies eine stetige Entwertung des Geldes für eifrige Sparer. Wer zu Beginn dieses Jahres exemplarisch 10.000 Euro auf einem Sparbuch geparkt hat, darf sich an Silvester nicht wundern, dass dieses Kapital nur noch eine Kaufkraft von 9.500€ besitzt. Auch wenn das Tagesgeld bei vielen nach wie vor große Popularität besitzt, was vor allem durch die hohe Liquidität gerechtfertigt wird, ist diese Form der Geldanlage selbst für sehr konservative Menschen kaum mehr tragbar. Hinzu kommt, dass sich an der Nullzinspolitik der EZB auf absehbare Zeit zwar etwas ändern wird, aber die Zinsen für ein Tages- oder Festgeldkonto werden auf absehbare Zeit nicht üppig ausfallen. Um „flüssig“ zu bleiben und nicht von unerwarteten Geschehnissen zum Verkauf volatiler Wertpapiere gezwungen zu werden, empfiehlt es sich trotz aller offensichtlichen Nachteile, einen kleinen Teil des Kapitals bei der Bank seines Vertrauens zu deponieren.

Aktien- und Aktienfonds

Insbesondere Einzeltitel bergen das Risiko, von der Börse verhältnismäßig schnell und unerwartet entwertet zu werten. Das geschieht in der Gesamtheit zwar selten. Dennoch möchten die Wenigsten von Kursstürzen direkt betroffen sein, wenn sie die entsprechenden Titel im Depot haben. Auch die jüngsten Geschehnisse zwischen Russland und der Ukraine haben einmal mehr gezeigt, wie rapide Aktien in die Tiefe stürzen können. Wer sich nicht in die Lage bringen will, den Wertverlust seines Geldes im schlimmsten Fall quasi sekündlich beobachten zu müssen und trotzdem nicht auf Rendite verzichten möchte, sollte sich näher mit Fonds auseinandersetzen. Doch auch hier gibt es teils gravierende Unterschiede, die entscheidenden Einfluss auf das Endergebnis haben können.

Vor allem sollten Rentner bei der Fondsauswahl auf die zu zahlenden Gebühren achten. Berater in Banken sind häufig gezwungen, die Produktpalette des Arbeitgebers zu vertreiben. Dies ist aber häufig nicht zum Vorteil des Ratsuchenden und zudem in vielen Fällen mit übermäßig hohen Kosten verbunden. Wer sich stattdessen auf eigene Faust zur Recherche aufmacht, sollte ein besonderes Auge auf die sogenannten ETFs werfen. Als renditeträchtige Geldanlage, die zudem ein moderates Risiko aufweist, können sie mehr aus dem Kapital der Senioren machen.

Ein ETF bildet einen Index, beispielsweise den Dax ab. Damit werden alle darin enthalten Aktien gekauft. Fällt eine, kann sie durch den Wertzuwachs der anderen wieder aufgefangen werden. Im Gegensatz zu klassischen Fonds sind die Indexfonds nicht aktiv gemanagt, was ihre vergleichsweise sehr niedrigen Kosten begründet. Ein halber Prozentpunkt an Gebühren kann hier bereits als eher teuer eingestuft werden. Gleichzeitig sind die Ertragsaussichten bei einem Vielfachen dessen, was ein normales Sparbuch bieten würde. Für Rentner scheint der ETF aktuell demnach der passendste Kompromiss zwischen Wertzuwachs und Sicherheit auf dem Markt zu sein.

Weitere Möglichkeiten

Sogenannte Mischfonds besitzen nicht nur ein aktives Management, sondern investieren auch über mehrere Anlageklassen hinweg. Dazu gehören beispielsweise Aktien, Anleihen, Immobilien oder Rohstoffe. Empirische Studien zeigen, dass realistischerweise mit Renditen um die 3 Prozent gerechnet werden darf. Besonders lobenswert ist hier die Risikostreuung, die zu starken Gewichtungen in einzelnen Bereichen entgegenwirkt.

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Tim Krupka interessiert sich leidenschaftlich für das Thema Finanzen und Geldanlage an der Börse. Als freiberuflicher Autor unterstützt er das ANG-Team nun mit fundierten Berichten über alles, was dem eigenen Vermögen echten Mehrwert liefert.

 

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