„Henkel, Bayer und die Metro sollten ihre Aktivitäten auf dem russischen Markt beenden“, sagte der Wirtschaftsberater der ukrainischen Regierung, Alexander Rodnyansky, der „Rheinischen Post“. „Auch sie helfen sonst mit Ihrem Bleiben in Russland, den Krieg zu finanzieren“, so der Experte.
Die Aktienkurse der deutschen Unternehmen reagierten darauf am Montag uneinheitlich: Während Henkel bis 14 Uhr bei 59,90 Euro stagniert hat, legte Bayer sogar drei Prozent auf 64,75 Euro zu. Darüber hinaus verbuchte die Metro ein Plus von zwei Prozent auf 8,07 Euro.
Die langfristige Entwicklung ist ebenso unterschiedlich ausgefallen: So hat Henkel in den vergangenen zwölf Monaten fast 30 Prozent eingebüßt. Bayer explodierte allerdings um 20 Prozent, während die Metro elf Prozent an Boden verlor.
Damit entwickelten sich die Kurse anders als der deutsche Gesamtmarkt, der am Montag bis 14 Uhr bei Niveaus um 14.400 Punkte stagnierte. Das deutsche Leitbarometer kämpft um die psychologisch wichtige Marke von 15.000 Zählern. Der Index hat in den vergangenen sieben Tagen 0,5 Prozent zugelegt. Allerdings hat der Dax in den vergangenen zwölf Monaten fünf Prozent verloren.
Kritik wirkungslos
Die Kritik der Ukraine an den deutschen Unternehmen hat folglich bei den Anlegern keine Wirkung erzielt. Die Aufsichtsratschefin von Henkel, Simone Bagel-Trah, hat sich im Handelsblatt dazu folgendermaßen geäußert – und zwar als erste Vertreterin des Unternehmens seit Ausbruch des Krieges: „Die aktuelle Fortsetzung unserer Geschäfte in Russland ist keine Frage des Profits angesichts des schwachen Rubels und der Schwierigkeiten im Land“, sagte die Managerin des Konzerns, der grundsätzlich alle Sanktionen beachtet. „Wir stellen hier vor allem Güter des täglichen Bedarfs für die Bevölkerung her“, begründete die Geschäftsfrau das Vorgehen ihrer Firma.
Ebenso macht Bayer weiter Geschäfte mit Russland. „Der Zivilbevölkerung wesentliche Gesundheits- und Landwirtschaftsprodukte vorzuenthalten - wie zur Behandlung von Krebs- oder Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Gesundheitsprodukte für Schwangere und Kinder sowie Saatgut für den Anbau von Nahrungsmitteln – würde die Zahl an Menschenleben, die dieser Krieg fordert, nur vervielfachen“, erklärte das Unternehmen vor zwei Wochen. Der Konzern hat aber zumindest sämtliche Werbung in Russland und in Belarus eingestellt und alle Investitionsprojekte auf unbestimmte Zeit verschoben.
Der Kurs wird am Montag allerdings von Erfolgen bei der Entwicklung eines neuen Blutgerinnungshemmers bestimmt: Es geht um die Arznei „Asundexian“. Eine Phase-IIb-Studie zeige bei Patienten mit Vorhofflimmern (Herzrhythmusstörung) und Schlaganfallrisiko ein geringeres Blutungsrisiko im Vergleich zum Standardmedikament Apixaban. Das erklärte Bayer am Sonntag in Berlin. Abhängig von der Auswertung der Details könnte die zulassungsrelevante Phase-III-Studie noch 2022 starten, hieß es.
Metro dämmt im ersten Quartal wohl Verlust ein
Bei der Metro stehen die Meridian Stiftung und die Beisheim Holding als Großaktionäre geschlossen hinter dem Kurs des Vorstands, in Russland zu bleiben, sagte ein Sprecher. Die 93 Märkte vor Ort dienten der Versorgung der Bevölkerung. Zudem trügen die Aktionäre für die mehr als russischen 10.000 Mitarbeiter eine Verantwortung.
Der Ukraine-Krieg wirkt sich zumindest nicht negativ auf die Gewinnentwicklung der Metro aus, erwarten die Analysten. Die Schätzungen je Aktie für das erste Quartal liegen bei einem Minus von 28 Cent je Aktie. Sollte dieses Szenario eintreten, hätte der Konzern seine Verluste eingedämmt. Denn zwölf Monate zuvor hatte das Minus noch 36 Cent betragen. Das Unternehmen wird am 11. Mai seine Erstquartalszahlen vorlegen.
Darüber hinaus wird Bayer im ersten Quartal wohl 2,73 Euro je Anteilsschein verdient haben, glauben die Analysten. Im Vorjahreszeitraum betrug der Gewinn noch 2,59 Euro je Aktie. Der Konzern präsentiert am 10. Mai seine Ergebnisse. Zusätzlich dürfte Henkel wahrscheinlich zwischen Januar und Ende März 2022 ein Ergebnis von 1,09 Euro erwirtschaftet haben. Zwölf Monate zuvor hatte der Gewinn je Papier allerdings noch bei 1,22 Euro je Aktie gelegen. Das Unternehmen legt am 5. Mai seine Zahlen vor.