Michael H. möchte sich beruflich verändern. Nach zwölfjähriger Tätigkeit als Marketing Manager bei einem großen Versicherungsunternehmen fasste er im vergangenen Jahr den Entschluss, noch einmal in einer ganz anderen Branche Fuß zu fassen. Die anfängliche Begeisterung um seine gefasste Entscheidung schwand jäh, als er sein Vorhaben seinen Freunden erzählte. Er gehöre doch schon mit seiner Berufserfahrung zum „alten Eisen“ und solle doch glücklich sein, mit seinen 51 Lebensjahren noch in einer so schnelllebigen Branche arbeiten zu dürfen, hieß es. Dass diese Aussagen ab einem gewissen Alter oftmals auf Unverständnis stoßen, ist nichts Ungewöhnliches. Auch Michael H. stimmte dies nachdenklich – sollte er sich entgegen seines Wunsches doch nicht mehr den neuen beruflichen Herausforderungen stellen?
So wie Michael H. ergeht es vielen „Best Agern“. Laut einer Studie sind über 10 Millionen Menschen im Alter zwischen 50 und 65 in Deutschland berufstätig; dank dem demografischen Wandel werden es von Jahr zu Jahr mehr. Michael H. weiß um seine Erfahrungen und Qualifikationen. In Zeiten des Fachkräftemangels und dem „Diversity-Trend“ der New Work-Generation erhofft er sich jedoch reale Chancen für seine berufliche Zukunft. Denn altersgemischte Teams, in denen jüngere Mitarbeitende vom Wissen und der Erfahrung älterer Kolleginnen und Kollegen profitieren, gehören gerade bei großen Unternehmen seit Längerem zum guten Ton. Um den Transfer von Wissen sowie den Austausch zwischen unterschiedlichen Altersgruppen zu fördern, kommen oftmals Maßnahmen wie Mentoring beziehungsweise Reverse Mentoring (ó ein jüngerer Mitarbeiter gibt sein Wissen an ältere Mitarbeiter weiter) zum Einsatz.
Um jedoch in die günstige Lage eines erneuten Jobangebots zu kommen, müssen „Best Ager“ bei ihrer Bewerbung einiges beachten. Der größte Fehler, den viele in dieser Altersgruppe begehen, ist sicherlich die Position eines „Bittstellers“ einzunehmen. Vielen älteren Arbeitnehmern fällt es schwer, ihr Know-how und ihren Erfahrungsschatz ins rechte Licht zu rücken. Stattdessen überwiegen in den Anschreiben oftmals Formulierungen, die das Alter des Bewerbers rechtfertigen.
Das Anschreiben – fokussiert auf Stärken und Motivation
Beim Anschreiben scheiden sich bekanntlich die Geister. Während einige Unternehmen an dem Bewerbungsanschreiben vehement festhalten, lehnen andere das traditionelle Anschreiben kategorisch ab. Eine Studie aus dem Jahr 2021 ergab beispielsweise, dass nur jedes 5. DAX 40-Unternehmen in seinem Online-Bewerbungsprozess noch ein Anschreiben fordert. Fakt ist jedoch: Wird ein Anschreiben verlangt, sollte der Fokus nicht nur auf den eigenen Stärken und Talenten liegen, sondern den Personalern auch die eigene Motivation und Lernbereitschaft signalisieren. Ebenso empfiehlt es sich, den Blick auf die aktuelle Tätigkeit auszurichten und lange Rückblicke möglichst zu vermeiden – länger als eine Seite sollte ein Anschreiben in der Regel nicht sein! Und: Die so oft in der Stellenanzeige geforderte Gehaltsvorstellung im Anschreiben ist ebenfalls mit Bedacht zu wählen. Als „Professional“ mit einem breiten Erfahrungsschatz ist zwar von vorneherein von einer höheren Gehaltsklasse auszugehen, jedoch gilt es trotzdem auf ein gesundes Mittelmaß zu achten. Handelt es sich um eine Branche, die dem Bewerber fremd ist, kann es helfen, sich im Vorfeld in Berufsnetzwerken (z. B. LinkedIn, Xing) oder Arbeitgeber-Bewertungsplattformen (kununu, glassdoor umzuschauen, um einen ersten Eindruck über gezahlte Gehaltsspannen zu
gewinnen.
Curriculum vitae (CV) – welche Inhalte überzeugen Personaler
Michael H. steht bereits seit rund 21 Jahren mit beiden Beinen im Berufsleben. Würde er alle Praktika und Arbeitsstellen aufzählen, könnte sein Lebenslauf wahrscheinlich ein ganzes Buch füllen. Von dieser Vorgehensweise ist abzuraten, denn weniger ist mehr! Laut Statistik einer internationalen Studie nehmen sich Personalverantwortliche für den initialen Check eines Lebenslaufs im Durchschnitt nur 30-60 Sekunden Zeit, um über das Weiterkommen eines möglichen Kandidaten zu entscheiden. Älteren Bewerberinnen und Bewerber ist daher anzuraten, sich ausschließlich auf das Wesentliche zu konzentrieren (der Umfang des Lebenslaufs sollte nicht mehr als 3-4 DIN A4 Seiten betragen). Am besten eignet sich hierfür die amerikanische Form des Lebenslaufs, d. h. dass mit der aktuellsten Tätigkeit (antichronologisch) begonnen wird. Hierbei ist darauf zu achten, dass insbesondere die Tätigkeitsschwerpunkte, Fortbildungen sowie Hard- und Soft Skills hervorzuheben sind, die auch für die angestrebte Arbeitsstelle von Relevanz sind. Tipp: Mit einem modernen Design und entsprechenden farblichen Highlights werden die Bewerbungsunterlagen aufgewertet und leiten zudem den Blick des Personalers direkt auf die wichtigsten Punkte. Auch das Bewerbungsbild sollte aktuell sein und möglichst nicht aus der Zeit der letzten Bewerbungsphase stammen.
Zeugnisse – Vorsicht vor „Geheimcodes“
Qualifizierte Arbeitszeugnisse genießen bei Personalern einen hohen Stellenwert, denn aus ihnen lassen sich für den routinierten Leser sehr leicht Rückschlüsse auf bisherige Leistungen, berufliche Erfolge sowie das Sozialverhalten einer Bewerberin / eines Bewerbers ziehen. Doch Vorsicht: Oftmals verbirgt sich hinter scheinbar wohlklingenden Formulierungen versteckte Kritik („Geheimcodes“).
Ein passendes Stellenangebot auf den unzähligen Online-Stellenbörsen zu finden, gleicht manchmal der Suche nach der Nadel im Heuhaufen. Um hier fündig zu werden, bedarf es einer möglichst genauen Sucheingabe eines Standorts oder einer genauen Titelbezeichnung. Regionale Stellenangebote lassen sich aber nach wie vor sehr gut in Tageszeitungen ausfindig machen. Neben persönlichen Empfehlungen oder sozialen Netzwerken kann jedoch auch der Gang zu einem „Headhunter“ ein sinnvoller Weg sein.