In den vergangenen Wochen haben die Geschäfte der Pfandleiher angezogen. Das sagte Wolfgang Schedl, der Geschäftsführer des Zentralverbands des Deutschen Pfandkreditgewerbes (ZDP), der dpa. Alles werde teurer, berichteten Kunden der Mitgliedsbetriebe vor Ort, sagte Schedl. Konkrete Zahlen lägen ihm aber nicht vor. Er könne sich angesichts der aktuellen Situation vorstellen, „dass der Kreditbedarf der Menschen in den nächsten Monaten signifikant zunimmt“.
Laut Schedl kamen bereits in den vergangenen Jahren immer mehr Menschen aus der Mittelschicht. Auch Jürgen Barth, Geschäftsführer der städtischen Pfandleihe in Stuttgart, sagt: „Bei den durchschnittlichen Kunden reden wir nicht nur von den finanziell Schwachen.“ Aber: Sein Haus hätte auch einen sozialen Auftrag und vergebe auch mal einen Kredit in Höhe von 20 Euro. „Natürlich bedienen wir Menschen aus allen gesellschaftlichen Schichten.“
Das Geschäft von Pfandleihern ist einfach erklärt: Wer schnell Geld braucht, bekommt gegen ein Faustpfand einen Kredit. Dafür werden Zinsen und Gebühren fällig. Zahlt der Kunde alles rechtzeitig zurück, kann er den beliehenen Gegenstand wieder mitnehmen. Wenn nicht, wird er versteigert.
95 Prozent der Pfänder wird wieder abgeholt
Durchschnittlich betrage ein Darlehen mehr als 500 Euro, sagte Geschäftsführer Jürgen Barth. Im Jahr würden Kredite in Höhe eines zweistelligen Millionenbetrags vergeben. Mehr als 95 Prozent der Gegenstände würden laut Barth wieder abgeholt. Am häufigsten wird demnach Schmuck gebracht. Gefolgt von hochwertigen Uhren und verschiedenen Pfändern wie Musikinstrumenten, Fahrrädern, E-Bikes oder Luxushandtaschen. Es gebe aber auch ungewöhnliche Gegenstände, zum Beispiel ein hochwertiges Mikroskop im Wert von 6000 Euro.
Der Vorteil der Pfandleihe: Kreditnehmer laufen nicht in Gefahr, einen Schufa-Eintrag zu erhalten, und haften auch nicht mit dem persönlichen Vermögen. Demgegenüber stehen aber die hohen Gebühren, die bei kleinen Summen viel höher seien als bei anderen Kreditformen, erklärt Niels Nauhauser von der Verbraucherzentrale Baden-Württemberg. Ein Beispiel: Bei einem Darlehen von 51 bis 100 Euro werden bei der städtischen Pfandleihe in Stuttgart ein monatlicher Zinssatz von einem Prozent sowie eine monatliche Gebühr von 2,50 Euro fällig.
Pfandleiher Barth argumentierte hingegen, im Gegensatz zu einer Bank ein höheres Risiko zu tragen. Das Pfand sei die einzige Sicherheit. Wenn er ein Pfand annehme, wisse er nicht, was es in der Zukunft noch einbringe oder ob es noch zu verkaufen sei. Außerdem entstünden Kosten für die Versicherung der Gegenstände.
Was bei der Pfandleihe zu beachten ist
Wer auf die Pfandleihe zurückgreifen will, sollte den Wert seines Pfands ermitteln und etwaige Schätzungen mitbringen. Wer gar keine Ahnung hat, sollte dies nicht zugeben. Bei einem niedrigen Angebot sollte man verhandeln. Tests von Verbraucherschützern legen nahe, dass das durchaus zu einem höheren Kredit führen kann. Man kann dem Pfandleiher auch ruhig über die Schulter schauen, während er den Schmuck wiegt oder andere Prüfungen tätigt.
Außerdem sollte man mindestens zwei Angebote einholen, gerade bei einer sehr hohen Summe. Wer ausgefallenere Gegenstände wie Briefmarken, Antiquitäten oder Kunst verpfänden will, sollte am besten zu einem Spezialisten gehen. Adressen finden sich auf der Seite des Zentralverbands des Deutschen Pfandkreditgewerbes. (dpa/eli)