Hedgefonds boomen seit der Finanzkrise 2008 und verzeichneten Billionen-Zuflüsse. Anleger versprechen sich vor allem weniger Risiken und mehr Rendite. Denn Hedgefonds unterscheiden sich wesentlich von allen anderen Fondsarten. Sie dürfen unbeschränkt Kredite aufnehmen und in jede Anlageform investieren – etwa Wertpapiere, Derivate, Immobilien, Edelmetalle, aber auch stille Beteiligungen oder Private Equity.
Außerdem dürfen Hedgefonds spezielle Handelsstrategien wie Leverage oder Leerverkäufe verwenden, die anderen Fonds verboten sind. Eine typische Strategie ist etwa „equity long/short“. Hier kombiniert der Hedgefonds-Manager einen Leerverkauf mit einem klassischen Wertpapierkauf und hebelt eventuell die Position über Fremdkapitalaufnahme. Egal ob der Aktienmarkt steigt oder fällt, der Hedgefonds profitiert entweder von der long- oder der short-Position.
Laut dem Finanzwissenschaftler Juha Joenväärä gelingt es indes nicht allen Hedgefonds, den Markt zu schlagen. Erfolgreich seien bloß die verschwiegenen Hedgefonds, die nicht in kommerziellen Datenbanken wie HFR oder Lipper TASS gelistet seien und zu denen Privatanleger keinen Zugang hätten, erklärt der Professor der Handelshochschule Helsinki. Diese lieferten „ein konsistentes Alpha“, erläutert der Hedgefonds-Experte gegenüber ANG. Ein Beispiel sei der Medallion-Hedgefonds des US-Mathematikers James Simons, der bereits seit dem Jahr 1989 deutlich besser abschneidet als der breite Markt.
Besser als ETFs
Ein Problem bei der Messung der Hedgefonds-Performance sind der sogenannte survivorship bias und der backfill bias. Wenn Hedgefonds nicht gut laufen, werden sie von der Fondsgesellschaft aufgelöst. Diese Underperformer gehen oftmals nicht in die Statistiken von kommerziellen Datenbanken ein (survivorship bias). Außerdem haben Fondsgesellschaften einen Anreiz, bloß hohe vergangene Renditen an Datenbanken zu melden und eine schlechte Performance zu verschweigen (backfill bias).
Joenväärä und seine Mitautoren haben sich daher „unverzerrte“ Performance-Daten angeschaut, die Hedgefonds aufgrund von regulatorischen Vorschriften abgeben müssen, wie der finnische Professor erklärt. Dabei zeige sich bei den ungelisteten Hedgefonds eine Überrendite von circa 3 Prozent pro Jahr – und das nach Abzug von Verwaltungs- und Performancegebühren. Das sei besser als bei ETFs, wie Joenväärä erklärt. „Das um die Gebühren bereinigte Alpha steht über breiten Aktien- und Anleihen-ETFs sowie mechanischen Strategien wie Value, Momentum und Illiquidität.“
Gelistete Hedgefonds, die unter die OGAW-Richtlinie für Publikumsfonds fallen und somit Privatanlegern offenstehen, erzielen laut Joenväärä keine signifikante Überrendite. Die OGAW-Richtlinie treibe nämlich die Kosten der Fonds nach oben, berichtet der Finanzwissenschaftler in einer Untersuchung, etwa durch Vorschriften zur Diversifikation, zu Leerverkäufen und zu den Vermögenswerten, in die investiert werden dürfe. „Die besten Hedgefonds sind für Privatanleger und kleinere Institutionen nicht verfügbar“, erklärt Joenväärä.
Kosten von 5 Prozent pro Jahr
Die erfolgreichen Hedgefonds hätten es nicht nötig, ihre Renditen an kommerzielle Datenbanken zu melden, um Investoren anzuziehen. „Auch ohne Marketing gibt es mehr als genug Kunden für sie“, erklärt Joenväärä. Etwa seien Beratungsfirmen wie Aksia und Albourne wichtige Vertriebskanäle, über die institutionelle Investoren von Hedgefonds erfahren würden.
Auch der Vermögensberater Gerd Kommer warnt vor Hedgefonds. Privatanleger dürften in Deutschland ohnehin nicht direkt in einzelne Hedgefonds investieren, sondern müssten auf Dach-Hedgefonds oder Hedgefonds-Zertifikate ausweichen, erklärt Kommer in seinem Buch „Souverän Investieren“. Dach-Hedgefonds beteiligen sich an mehreren Hedgefonds und würden aufgrund der höheren Diversifikation gerade nicht die hohen Renditen versprechen, die ein Investment in einen einzelnen Fonds erbringen könne. „Das Ergebnis sind zwar konstantere Renditen, jedoch ohne Hoffnung, 'das große Los' zu ziehen.“
Außerdem würden Hedgefonds-Zertifikate und Dach-Hedgefonds hohe Kosten aufweisen. Dach-Hedgefonds seien besonders teuer, weil der Anleger eine zweite Management-Ebene bezahlen müsse. „Insbesondere führt das zu extrem hohen Verwaltungsgebühren, die bis zu 5 Prozent per annum und mehr betragen“, erklärt Kommer.