Geldanlage

Sachwertefonds: Sicherer Inflationsschutz oder reine Renditebremsen?

Lesezeit: 6 min
19.09.2022 11:39  Aktualisiert: 19.09.2022 11:39
Geld erfolgreich anzulegen wird immer schwieriger. Könnten Sachwertfonds die Lösung sein?
Sachwertefonds: Sicherer Inflationsschutz oder reine Renditebremsen?
Sachwertefonds können in puncto Geldanlage eine echte Alternative sein. (Foto: iStock.com/Oselote)
Foto: Oselote

Inflation, taumelnde Börsen, mögliche Eurokrise – das Ersparte scheint aktuell so unsicher zu sein wie nie zuvor. Hier kommen Sachwertefonds ins Spiel. Sie sollen Sparer vor der drohenden Geldentwertung bewahren. Welche Fonds gibt es? Und sind sie eine Alternative zu herkömmlichen Aktienfonds und -ETFs?

8,9 Prozent – so hoch war die Inflation in der Eurozone im Juli dieses Jahres. Das ist der höchste Wert seit Einführung des Euro im Jahr 1999 und ein neuer Rekord. Die hohe Inflation spüren die meisten nicht nur an der Supermarktkasse – auch das Ersparte verliert durch die Teuerung immer mehr an Wert. Die immer noch sehr niedrigen Zinsen tun dazu ihr Übriges. Sichere Häfen für das hart erarbeitete Geld sind deshalb gefragt. Gold, Immobilien, Ackerland und Rohstoffe gelten als mögliche Kandidaten – also klassische Sachwerte. Sie verlieren auch in Zeiten hoher Inflation nicht ihren Wert oder wenn die Börsenkurse einstürzen.

Doch wie können Anleger am besten in Sachwerte investieren? Rohstoffinvestments sind meist was für Profis. Um Ackerland zu kaufen, sind hohe Investitionssummen nötig sowie die nötige Expertise. Dasselbe gilt für Immobilien.

Eine Handvoll herkömmlicher Investmentfonds fokussiert sich aber ebenfalls auf Sachwerte. Sie investieren in mehrere Anlageklassen gleichzeitig, darunter Immobilien, Rohstoffe, Gold und defensive Aktien. Die Finanzwelt klassifiziert sie deshalb als Mischfonds. Anders als geschlossene Fonds sind sie einfach an der Börse handelbar, ein Investment ist bereits mit kleinen Beträgen möglich. Klingt verlockend. Doch hat es sich in Zeiten hoher Inflation wie heute ausgezahlt, auf Sachwertefonds zu setzen?

Investment in Edelmetalle, Minenaktien und Bares

Solit Wertefonds (ISIN DE000A2AQ952) : Ein Sachwertefonds ist der Solit Wertefonds. Ideengeber für den Solit Wertefonds ist der Buchautor und Honorarberater Marc Friedrich. Friedrich sieht in seinen Büchern und seinem Youtube-Kanal schon lange den Zusammenbruch des Euro-Währungssystems kommen. Außerdem warnt er vor der schleichenden Geldentwertung durch die Nullzinspolitik der Europäischen Zentralbank und den Umverteilungsbestrebungen der deutschen Bundesregierung. Der Solit Wertefonds ist dazu das Gegengift. Er soll Sparer vor der großen Geldvernichtung bewahren – so zumindest die Idee.

Den Namen Solit Wertefonds trägt der Fonds seit Dezember 2020. Benannt ist er nach dem Wiesbadener Edelmetallhändler Solit. Vorher hieß er Friedrich & Weik Wertefonds. Seinen jetzigen Namen bekam der Fonds, nachdem sich Friedrich von Matthias Weik getrennt hatte, einem ehemaligen Geschäftspartner, der den Fonds mitinitiierte.

Der Name ist bei dem Fonds Programm: Mit fast 40 Prozent steckt der Großteil des Fondsvolumens in Edelmetallen wie physischen Goldbarren oder Silber- und Platin-ETFs. Etwas über 20 Prozent der Anlegergelder investiert der Fonds in Minenaktien, darunter in den Goldminenbetreiber Barrick Gold aus Kanada oder den ebenfalls aus Kanada stammenden Uranförderer Cameco.

20 Prozent seines Geldes steckt der Fonds in gewöhnliche Aktien. Dazu gehören vor allem defensive Werte wie Düngemittelhersteller Mosaic Company, Ölkonzerne wie Chevron oder Konsumgüterspezialist Kraft Heinz. Die restlichen 15 Prozent des Fondsvolumens stecken in Barreserven, vor allem in US-Dollar.

Was auf den ersten Blick erstaunt: In Bitcoin legt der Fonds gerade einmal 0,33 Prozent seiner Anlegergelder an. Wer Friedrichs Investmentphilosophie kennt, weiß: Friedrich prophezeit der Digitalwährung eine goldene Zukunft. Allerdings betont der Finanzexperte in seinen Videos oft, dass er Bitcoin erst bei einer Preisspanne zwischen 15.000 bis 20.000 Euro für nachkaufenswert hält – Kurse, von denen wir aktuell noch ein wenig entfernt sind.

Hat sich der Fonds für Anleger gelohnt? Ende April 2022 sah es so aus, als ob das Konzept des Fonds aufging. Er kletterte auf einen neuen Höchststand von 140 Euro pro Anteil. Das war kurz nach Ausbruch des Ukrainekriegs, als die Inflation anzog und die Weltwirtschaft in eine Krise zu schlittern drohte. Wer zu Beginn dieses Jahres in den Fonds eingestiegen wäre, hätte damals ein Plus von gut 16 Prozent gemacht. Zum Vergleich: Der MSCI-World-Index machte im selben Zeitraum ein Minus von 5 Prozent.

Mittlerweile hat der Solit Wertefonds seine Kurszuwächse komplett abgegeben und ist auf Jahressicht 0,7 Prozent in Minus. Das liegt vor allem am gefallenen Goldpreis. Auf Sicht von fünf Jahren sieht seine Bilanz zwar gut, aber nicht berauschend aus: Hier liegt das Plus bei 18,6 Prozent. Zum Vergleich: ETFs auf den MSCI World haben im selben Zeitraum gut 70 Prozent Rendite erwirtschaftet. Alles in allem ist der Sachwertefonds von Solit bislang ein weniger lukratives Investment als herkömmliche Aktien-ETFs. Aber: Für alle, die glauben, dass die Welt in die nächste tiefe Krise schlittert, könnte er einen näheren Blick Wert sein.

Andere Strategie, aber ähnliche Performance wie Solit Wertefonds

DWS Sachwerte (ISIN DE000DWS0W32): Auch der Fonds der Deutschen Bank-Tochter DWS fokussiert sich auf Sachwerte. Allerdings verfolgt er eine etwas andere Anlagestrategie als der Solit Wertefonds. Der DWS Sachwerte investiert in Anleihen, Zertifikate auf Rohstoffe und Edelmetalle, Immobilien und Aktien. Laut Unterlagen reagiert der Fonds „flexibel auf Inflationstendenzen“. Das Fondsmanagement passe das Portfolio des Fonds den Marktgegebenheiten entsprechend an, heißt es von der DWS.

Etwas mehr als 50 Prozent des Fonds stecken derzeit in Aktien, vor allem aus dem Industrie-, IT- und Hilfsstoffsektor. Abgebildet wird der Aktienanteil durch Fonds und ETFs. Darunter den Atlas Global Infrastructure Fund, der sich auf Infrastrukturunternehmen konzentriert, oder den Immobilien-ETF iShares Developed Property Market ETF.

Rund 25 Prozent des Fondsdepots machen Schuldtitel aus. Dazu gehören inflationsgeschützte Anleihen, gewöhnliche Anleihen und Anleihen mit variabler Verzinsung – ebenfalls zum Großteil im Form von Fonds und ETFs. Gut 12 Prozent seiner Anlegergelder steckt der DWS Sachwerte in börsengehandelte Rohstofffonds (ETCs), die den Goldpreis nachbilden. Die restlichen 13 Prozent stecken in Barbeständen.

Trotz der anders gestrickten Anlagephilosophie entwickelte sich der DWS Sachwerte ähnlich wie der Solit Wertefonds: Auf Jahressicht liegt er mit 2,4 Prozent leicht im Minus. Auf Fünfjahressicht ist er 16,2 Prozent im Plus. Auch hier lässt sich beobachten: In seiner Wertentwicklung blieb er hinter gewöhnlichen Aktienfonds und -ETFs zurück. Sein hoher Anteil an Gold- und Anleiheinvestments könnte sein zukünftiges Renditepotenzial schmälern. Wie beim Solit Wertefonds gilt auch hier: Wenn die große Krise kommt, könnte auch er profitieren.

Mit Immobilien gegen Geldentwertung?

Strategiefonds Sachwerte Global Defensiv (ISIN DE000A0RHEQ5): Der Strategiefonds Sachwerte Global Defensiv wird von der Privatbank Warburg verwaltet. Das Fondsportfolio stellt die Kölner Fondsboutique RP Rheinische Portfoliomanagement zusammen. Der Fonds strebt nach Angaben des Anbieters zwar langfristig den „Schutz des Vermögens der Kunden“ an, möchte aber gleichzeitig einen Wertzuwachs von 2 Prozent pro Jahr erzielen – und zwar über der Inflationsrate. Gelingen soll das durch ein Investment in Immobilien, Rohstoffe, defensive Aktien und inflationsgeschützte Anleihen.

Mit 38 Prozent steckt der Großteil des Fondsvermögens in Immobilien, vor allem in offenen Immobilienfonds, wie dem Catella European Residential oder LLB Semper Real Estate. Rund 19 Prozent im Fonds machen sogenannte Absolute-Return-Strategien aus, das sind Anlagestrategien, die unabhängig von der Entwicklung der Aktien- und Anleihenmärkte eine positive Renditen erwirtschaften sollen. Der Rest steckt in Aktien (rund 15 Prozent), Anleihen (13 Prozent) und in Zertifikaten auf den Goldpreis (rund 5 Prozent).

Ein Blick auf die Wertentwicklung sorgt für Ernüchterung. Nicht einmal sein selbst gesetztes Anlageziel hat der Warburg Sachwerte Global Defensiv erreicht. Auf Jahressicht liegt das Minus bei 5,3 Prozent, während die Inflation im Euroraum auf fast 9 Prozent kletterte. In den vergangenen fünf Jahren blieb er mit 11,4 Prozent Rendite ebenfalls hinter dem MSCI- World-Index zurück. Auch für den Warburg Sachwerte Global Defensiv lässt sich festhalten: Bislang hat sich der Fokus auf Sachwerte für Anleger im Vergleich zu herkömmlichen Aktienfonds und -ETFs nicht ausgezahlt – trotz gestiegener Inflation.

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Martin Grajner ist freier Journalist. Sein Schwerpunkt sind Börsen- und Finanzthemen, vor allem mit Nachhaltigkeitsbezug. 

 

Jede Anlage am Kapitalmarkt ist mit Chancen und Risiken behaftet. Der Wert der genannten ETF und Indexfonds unterliegt auf dem Markt Schwankungen. Der Kurs der Anlagen kann steigen oder fallen. Im äußersten Fall kann es zu einem vollständigen Verlust des angelegten Betrages kommen. Mehr Informationen finden Sie in den jeweiligen Unterlagen und insbesondere in den Prospekten der Kapitalverwaltungsgesellschaften.
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