Ein Bündnis verschiedener Organisationen fordert eine kostenlose Schuldnerberatung für alle in finanziellen Nöten. Es wäre „gerade in Zeiten massiv steigender Lebenshaltungskosten wichtig, durch frühzeitige Beratung eine drohende Überschuldung bei Privathaushalten abzuwehren“, erläuterte Ines Moers von der Bundesarbeitsgemeinschaft Schuldnerberatung. Den Angaben zufolge haben bislang nur Bezieher von Sozialhilfe einen sicheren Anspruch. Die Kommunen entschieden, wer darüber hinaus kostenlosen Zugang zur Beratung habe. Außen vor blieben oft Erwerbstätige, Studierende oder Rentner.
Die Bundesarbeitsgemeinschaft Schuldnerberatung, die Bürgerbewegung Finanzwende und das Institut für Finanzdienstleistungen (iff) machen sich für ein Recht auf kostenlose Schuldnerberatung für alle stark. „Egal ob selbstständige Bäckerin oder angestellter Friseur: Wer Schuldnerberatung braucht, muss sie kostenlos bekommen können“, forderte Michael Möller von der Bürgerbewegung Finanzwende.
Die drei Vereine fordern die Bundesregierung auf, schnell aktiv zu werden. Aktuell würden immer mehr Menschen wegen stark steigender Lebenshaltungskosten unverschuldet in finanzielle Not geraten.
Die Wirtschaftsauskunftei Creditreform zählte zuletzt knapp 5,9 Millionen überschuldete Personen in Deutschland. Von Überschuldung wird gesprochen, wenn der Schuldner die Summe seiner fälligen Zahlungsverpflichtungen mit hoher Wahrscheinlichkeit über einen längeren Zeitraum nicht begleichen kann - oder kurz: die Gesamtausgaben die Einnahmen übertreffen.
Creditreform zufolge hat die Energiekrise bislang zwar nicht zu einer Insolvenzwelle bei Privatpersonen geführt. Mit zunehmender Dauer der Belastungen und einer sich verschlechternden Konjunktur drohten allerdings bei den privaten Verbrauchern mehr Zahlungsausfälle, befürchtet Creditreform.
Bei einer Mitte November veröffentlichten Umfrage im Auftrag der Auskunftei Schufa ging gut ein Drittel der rund 1000 Befragten (35 Prozent) davon aus, dass ihr Einkommen nicht ausreichen werde, um weiterhin den Lebensstandard zu halten. Die Hälfte der Verbraucherinnen und Verbraucher (50 Prozent) gab an, in den vergangenen sechs Monaten auf Ersparnisse zurückgegriffen zu haben.