Geldanlage

Vermögen der Menschen auf Rekordstand - Ungleichheit leicht gesunken

Lesezeit: 4 min
25.04.2023 10:00
In der Corona-Pandemie waren die Konsummöglichkeiten eingeschränkt. Die Menschen legten mehr Geld auf die hohe Kante. Innerhalb von zehn Jahren wuchs das Vermögen im Schnitt um mehr als 120 000 Euro.
Vermögen der Menschen auf Rekordstand - Ungleichheit leicht gesunken
Das Geldvermögen pro Bundesbürger wächst - doch die Verteilung bleibt weiter ungleich. (Foto: Pixabay)

Die Menschen in Deutschland haben in den vergangenen Jahren einer Studie zufolge im Schnitt ein Rekordvermögen angehäuft. „Insbesondere auch bei Haushalten mit geringem Vermögen gab es relativ zu den vorhandenen Beständen starke Zuwächse“, heißt es im aktuellen Monatsbericht der Deutschen Bundesbank. „Die Ungleichheit hinsichtlich des Nettovermögens hat sich auch deshalb zwischen 2017 und 2021 leicht reduziert.“ Im europäischen Vergleich bleibe das Vermögen aber weiter ungleich verteilt.

Abzüglich Schulden verfügten die Privathaushalte 2021 durchschnittlich über ein Rekordvermögen (netto) von 316 500 Euro, wie aus der Bundesbank-Studie „Private Haushalte und ihre Finanzen“ hervorgeht. Das waren 83 600 Euro mehr als bei der Auswertung vier Jahre zuvor, seit 2010/11 kamen gut 121 300 Euro hinzu. Befragt wurden 4119 repräsentativ ausgewählte Haushalte.

Zu dem Vermögensanstieg trug nach Einschätzung der Notenbank auch der Spareifer wegen der eingeschränkten Konsummöglichkeiten in Corona-Pandemie bei. Gerade das Vermögen der ärmeren Haushalte besteht demnach in erster Linie aus Guthaben auf Sparkonten und anderen risikoarmen Anlageformen. Bei großen Vermögen machen sich vor allem Immobilien- und Unternehmensbesitz bemerkbar.

Weil die Durchschnittswerte stark durch Extremwerte beeinflusst sind, halten die Bundesbank-Experten den sogenannten Medianwert für aussagekräftiger. Er liegt in der Mitte, wenn man die Werte der Größe nach sortiert. Die Haushalte werden in eine reichere und eine ärmere Hälfte geteilt. Auch der Wert in der Mitte - der Median - stieg deutlich von 70 800 Euro 2017 auf 106 600 Euro im Corona-Jahr 2021. Er ist allerdings weiter geringer als in anderen Ländern, für die vergleichbare Daten vorliegen. In Italien lag der Median zuletzt bei 150 800 Euro und in Spanien bei 122 000 Euro.

„Unter anderem durch die während der Pandemie angefallenen zusätzlichen Sparguthaben hat sich die Vermögensungleichheit, gemessen an relativen Ungleichheitsmaßen, leicht reduziert“, schrieb die Notenbank. Wie nachhaltig diese Entwicklung sei, bleibe abzuwarten. Aufschluss über das Maß der Vermögensungleichheit gibt den Angaben zufolge unter anderem Verhältnis aus Durchschnittswert und Median. Diese Zahl verringerte sich in Deutschland zuletzt leicht, ist allerdings in Spanien, Italien und Portugal niedriger. Auch der Gini-Koeffizient, ein weiterer Indikator für Ungleichheit, lag in Deutschland trotz eines Rückgangs höher als in Italien und Portugal.

In Europas größter Volkswirtschaft besitzen die reichsten zehn Prozent der Haushalte 56 Prozent des gesamten Nettovermögens. Zehn Jahre zuvor waren es noch 59 Prozent. Die untere Hälfte der Haushalte muss sich mit mageren 3 Prozent begnügen. Um zu den vermögendsten 10 Prozent der Haushalte in Deutschland zu gehören, war 2021 ein Nettovermögen von rund 725 900 Euro nötig.

Die Notenbank hat die Studie zum vierten Mal durchgeführt. Die privaten Haushalte gaben Auskunft über ihr Vermögen: Immobilien und Autos, wertvolle Sammlungen und Schmuck, Guthaben auf Sparkonten, Bausparverträge, Aktien, Lebensversicherungen. Auf der Soll-Seite: Hypotheken, Konsumentenkredite, Kreditkartenschulden, Bafög-Schulden.

Die Umfrage fand zwischen April 2021 und Anfang Januar

2022 statt. Welchen Folgen die Entwicklung seit Beginn des russischen Angriffskriegs auf die Ukraine hat - gestiegene Inflation und Zinsen, sinkende Immobilienpreise - lässt sich der Notenbank zufolge derzeit kaum abschätzen.

***

Altersvorsorge-neu-gedacht.de ist eine Publikation von Bonnier Business Press Deutschland und ist Ratgeber zu den Themen Vorsorge und Geldanlage.

ANG
Vorsorge
Vorsorge Unter 1.200 Euro Rente für jeden fünften lange Versicherten
23.07.2024

In Deutschland erhalten Menschen nach 45 Versicherungsjahren im Schnitt 1.604 Euro Rente, doch jeder Fünfte bekommt weniger als 1.200...

ANG
Börse
Börse Zielsenkung schickt Porsche gegen Rekordtief - Holding leidet mit
23.07.2024

Die Porsche-Aktien stürzen ab, nachdem das Unternehmen seine Jahresprognosen gesenkt hat. Analysten sind überrascht über die Warnung,...

ANG
Börse
Börse Bondmarkt-Analyse: Wie ein Trump-Sieg die Märkte beeinflusst
12.07.2024

Die bevorstehende US-Präsidentschaftswahl verspricht ein enges Rennen zwischen Amtsinhaber Joe Biden und seinem Herausforderer Donald...

ANG
Vorsorge
Vorsorge Pflege im Heim noch teurer - Druck für Reform
15.07.2024

Die Kosten für die Pflege im Heim steigen weiter an. Eine aktuelle Auswertung des Verbands der Ersatzkassen zeigt, dass trotz erhöhter...

ANG
Börse
Börse Aktien Frankfurt: Dax nach drei Gewinntagen knapp im Minus
15.07.2024

Nach einem dreitägigen Höhenflug lassen es die Anleger bei deutschen Aktien am Montag ruhiger angehen. Der DAX verlor gegen Mittag 0,09...

ANG
Geldanlage
Geldanlage Goldskandal: Fälschungen und Unsicherheiten für Anleger
12.07.2024

Im aktuellen Goldskandal um die Swiss Gold Treuhand AG (SGT) stehen Anleger möglicherweise vor erheblichen Verlusten. Das Unternehmen hat...

ANG
Vorsorge
Vorsorge Bundesbank-Chef: Rentenalter an Lebenserwartung anpassen
15.07.2024

Bundesbank-Präsident Joachim Nagel fordert eine Anpassung des gesetzlichen Rentenalters an die steigende Lebenserwartung. Im Gespräch mit...

ANG
Geldanlage
Geldanlage 200 Millionen Euro Kosten: Sparkassen bereiten sich auf digitalen Euro vor
15.07.2024

Die Implementierung des digitalen Euro dürfte für die Sparkassen-Finanzgruppe teuer werden. Doch die Kosten sind nicht das Hauptproblem....