Die privaten Haushalte in Deutschland dürften im laufenden Jahr einer Hochrechnung der DZ Bank zufolge trotz sinkender Sparquote in Summe reicher werden. Kursgewinne an den Aktienmärkten und die gestiegenen Zinsen ließen erwarten, dass das nominale Geldvermögen um etwa sechs Prozent auf fast 7,9 Billionen Euro zulegen werde, prognostizieren Volkswirte des genossenschaftlichen Spitzeninstituts in Frankfurt.
„Nachdem das private Geldvermögen 2022 durch Aktienkursverluste nach dem Beginn des Angriffskriegs Russlands auf die Ukraine noch geschrumpft war, kann für 2023 mit einem dynamischen Geldvermögenszuwachs (...) gerechnet werden“, schreibt DZ-Bank-Volkswirt Michael Stappel.
Zahlen der Deutschen Bundesbank zufolge lag das Geldvermögen der privaten Haushalte hierzulande Ende vergangenen Jahres mit rund 7254 Milliarden Euro deutlich unter dem Rekordwert von 7624 Milliarden Euro von Ende 2021. Sowohl die Bundesbank als auch die DZ Bank berücksichtigen in ihren Auswertungen Bargeld und Bankeinlagen, Wertpapiere wie Aktien und Fonds sowie Ansprüche gegenüber Versicherungen. Die Zahlen der DZ Bank sind höher, weil sie Organisationen ohne Erwerbszweck wie Stiftungen und gemeinnützige Vereine mit einrechnet. Zur Verteilung der Vermögen machen weder die Bundesbank noch die DZ Bank Angaben.
Allerdings werden die Menschen hierzulande 2023 voraussichtlich weniger Geld auf die hohe Kante legen als in den vergangenen Jahren. Stappel rechnet mit einer Sparquote von 10,7 Prozent, der Bundesverband der Deutschen Volksbanken und Raiffeisenbanken (BVR) hatte kürzlich einen Wert von 10,6 Prozent für dieses Jahr vorhergesagt. Je 100 Euro verfügbarem Einkommen würden die privaten Haushalte somit 10,70 Euro beziehungsweise 10,60 Euro zurücklegen.
„Wenn die Sparquote nach unserer Einschätzung in diesem Jahr auf 10,7 Prozent und 2024 auf 10,6 Prozent fällt, ist das noch keine niedrige Sparquote, sondern eher eine Normalisierung“, ordnete Stappel ein. Die Sparquote würde sich somit wieder auf dem Niveau der Jahre vor der Corona-Pandemie einpendeln.
Während der Pandemie hatten viele Menschen mehr Geld übrig als in normalen Zeiten, zum Beispiel weil Urlaubsreisen ausfielen und Freizeiteinrichtungen zeitweise geschlossen waren. Daher hatte die Sparquote in Deutschland im Jahr 2020 nach Zahlen des Statistischen Bundesamtes mit 16,4 Prozent des verfügbaren Einkommens einen Rekord erreicht und war 2021 mit 15,1 Prozent auf hohem Niveau geblieben. Im vergangenen Jahr war die Sparquote auf 11,4 Prozent gesunken.
Dass die Sparquote auch im laufenden Jahr vergleichsweise hoch bleiben dürfte, erklärt die DZ-Bank-Analyse unter anderem damit, dass Mieter Geld für eventuelle Energienachzahlungen beiseitelegen und Eigenheimbesitzer für energetische Sanierungen vorsorgen. Oft bleiben Gelder einfach auf dem Girokonto stehen oder werden auf Tagesgeldkonten geparkt, wo Sparer bei Bedarf rasch umschichten können.
Allerdings: Die nach wie vor vergleichsweise hohe Inflation frisst den Zinsertrag auf. Die Realverzinsung - also der Zins für Spareinlagen nach Abzug der Teuerungsrate - bleibe trotz des Zinsanstiegs „noch tiefrot“, erklärt Stappel: „Erst wenn über die Neuanlage weitere Geldvermögenbestandteile vom Zinsanstieg profitieren und die Inflationsraten wieder niedrig ausfallen, ist mit positiven Realrenditen zu rechnen.“