Immobilien

Altersvorsorge: Liebe der Berufstätigen zum „Betongold“ schwindet

Lesezeit: 3 min
03.01.2024 16:31
Immobilien waren traditionell in Deutschland unangreifbar, wenn es um die Frage nach der vertrauenswürdigsten Form der Altersvorsorge ging. Bereits das vierte Jahr infolge vollzieht sich nun ein Vertrauensschwund. Dafür wird Bargeld beliebter.
Altersvorsorge: Liebe der Berufstätigen zum „Betongold“ schwindet
Das Vertrauen in Immobilien als Alterssicherung schwindet. (Foto: iStock.com/TheaDesign)
Foto: TheaDesign

Die eigenen vier Wände waren traditionell in Deutschland unangreifbar, wenn es um die Frage nach der vertrauenswürdigsten Form der Altersvorsorge ging. Bereits das vierte Jahr infolge vollzieht sich aber laut repräsentativer Analyse der HDI Versicherungen nun ein Vertrauensschwund: Waren im Jahr 2020 noch 51 Prozent der Berufstätigen der Meinung, dass ein Eigenheim die vertrauenswürdigste Altersvorsorge sei, ist diese Quote seither jedes Jahr schrittweise auf inzwischen 42 Prozent gefallen. In der besonders relevanten Gruppe der Berufstätigen unter 45 Jahren fällt der Rückgang sogar noch stärker aus. Hier hat inzwischen nur noch etwas mehr als jeder Dritte (37 Prozent) das größte Vertrauen in die eigenen vier Wände. Jährlich werden jeweils rund 4.000 Berufstätige für die Analyse befragt.

Jens Warkentin, Vorstandsvorsitzender von HDI Deutschland: "Neben den steigenden Zins-, Sanierungs- und Baukosten, die die aktuelle Baukonjunktur belasten, leidet offenbar auch das Ansehen von ´Betongold` als Mittel zur Vorsorge im Alter - vor allem bei jüngeren Menschen."

Aktien auf Rang 2 und Bargeld zieht an Versicherungsprodukten vorbei

Im Ranking der vertrauenswürdigsten Vorsorgeformen bleibt das Eigenheim gegenüber 2020 trotz eines Rückgangs um rund ein Fünftel an erster Stelle. Innerhalb der Top-5 kommt es aber zu deutlichen Veränderungen: Börsennotierte Wertpapiere wie Aktien oder Fonds erreichen 22 Prozent Nennung, und damit Platz 2. Da parallel die gesetzliche Rente und die betriebliche Altersversorgung weniger Zuspruch als 2020 erhalten, rückt Bargeld durch eine Nennung von 19 Prozent nach vorne auf Rang 4. Vermietete Immobilien liegen mit jetzt nur noch 20 Prozent knapp hinter den Aktien auf Rang 3.

Vertrauensverlust besonders bei Gutverdienern, Männern und in Hessen

Auffallend stark gesunken ist laut HDI-Analyse das Vertrauen in ein Eigenheim zur Altersvorsorge bei Gutverdienern ab 5.000 Euro netto im Monat (von 69 Prozent im Jahr 2020 auf jetzt 45 Prozent). Auch fiel das Vertrauen bei Männern (52 Prozent auf 42 Prozent) stärker als bei Frauen (50 Prozent auf 42 Prozent). Zudem gibt es zwischen den Bundesländern deutliche Unterschiede: Regional sticht Hessen mit dem größten Vertrauensverlust unter allen Bundesländern hervor (von 59 Prozent auf 43 Prozent). Berlin erreicht mit Abstand den aktuell niedrigsten Wert - nur 31 Prozent der Berliner Berufstätigen haben in ein Eigenheim noch das größte Vertrauen bei der Altersvorsorge.

Aktien zur Altersvorsorge gewinnen - aber fast nur bei Männern

In ähnlichem Maß, wie das Eigenheim an Vertrauen bei der Altersvorsorge eingebüßt hat, ist das Vertrauen in Aktien, Fonds und Anleihen gewachsen. Von 19 Prozent im Jahr 2020 auf inzwischen 22 Prozent erhöhte sich der Anteil der Berufstätigen, die hierin das größte Vertrauen bei der Altersvorsorge haben. Bei Berufstätigen unter 45 Jahren ist der Anstieg sogar noch deutlicher (20 Prozent auf 24 Prozent). Interessant ist aber: Der Anstieg geht beinahe nur auf das gestiegene Vertrauen unter berufstätigen Männern zurück (24 Prozent auf 28 Prozent). Unter berufstätigen Frauen hat sich das Vertrauen dagegen fast nicht verändert (13 Prozent auf 14 Prozent) - und es liegt inzwischen nur noch halb so hoch wie das unter Männern.

Aber die HDI-Analyse zeigt auch dazu Überraschendes: So sind 38 Prozent der Frauen überzeugt, "dass sich mit Aktien langfristig bessere Renditen erzielen lassen als mit Zinsanlagen wie zum Beispiel Sparkonten oder festverzinslichen Wertpapieren". Unter Männern ist der Anteil mit 56 Prozent zwar höher - aber bei weitem eben nicht doppelt so hoch wie bei der Vertrauensfrage.

Dazu Jens Warkentin: "Der Unterschied zwischen den Geschlechtern beim Vertrauen in Aktien und Fonds zur Altersvorsorge hat sich in den vergangenen vier Jahren nochmals vergrößert. Bei Frauen wie bei Männern lassen sich aber Versorgungslücken auf Dauer nur schließen, wenn aktienbasierte Vorsorgeformen wie beispielsweise fondsgebundene Lebensversicherungen einbezogen werden. Das Bewusstsein für die Renditechancen solcher Vorsorgeformen ist bei Kunden heute deutlich ausgeprägter, als es noch vor einigen Jahren der Fall war. Wertpapiere wie börsennotierte Aktien und Fonds genießen bei Berufstätigen das zweithöchste Vertrauen, wenn es um den Aufbau der Altersvorsorge geht. Diesem gesellschaftlichen Wandel tragen wir mit unserer Fondspolice CleverInvest Rechnung. Und der überwältigende Erfolg unserer Fondspolice gibt uns recht. Wir verzeichnen derzeit einen noch nie da gewesenen Nachfrage-Boom nach aktienbasierten Fondspolicen."

***

Altersvorsorge-neu-gedacht.de ist eine Publikation von Bonnier Business Press Deutschland und ist Ratgeber zu den Themen Vorsorge und Geldanlage.

ANG
Vorsorge
Vorsorge Lindner im Haushaltsstreit - „Die Party ist vorbei“
14.05.2024

Im Zentrum des Haushaltsstreits der Bundesregierung stehen Forderungen der FDP nach finanzieller Zurückhaltung. Christian Lindner betont,...

ANG
Börse
Börse Europas Börsen nach Daten und Bilanzen stabiler
14.05.2024

Die aktuellen Konjunkturdaten, Hoffnungen auf Zinserhöhungen und solide Unternehmensbilanzen haben die Stimmung der Anleger in Europa...

ANG
Vorsorge
Vorsorge SPD lehnt FDP-Vorstoß für Nachbesserung an Rentenpaket ab
06.05.2024

Die Diskussion über das Rentenpaket der Ampel-Koalition spitzt sich zu, nachdem die SPD Forderungen der FDP-Fraktion abgewiesen hat....

ANG
Geldanlage
Geldanlage Bitcoin als Geldanlage — Das Risiko ist so hoch wie ein Besuch im Casino
06.05.2024

Trotz neuer Kursrekorde spaltet Bitcoin die Anlegergemeinschaft weiterhin. Während einige dem Coin großen Wert beimessen, sehen andere...

ANG
Börse
Börse Platzt die ETF-Blase? Die Argumente dafür und dagegen
06.05.2024

In den vergangenen Jahren hat kaum eine Anlageform die Begeisterung der Anleger so sehr geweckt wie Exchange Traded Funds, kurz ETFs....

ANG
Karriere
Karriere Arbeiten in Betrieben mit Tarifvertrag zahlt sich für Beschäftigte aus
06.05.2024

Laut einer Studie des gewerkschaftsnahen Instituts WSI bieten Betriebe mit Tarifvertrag ihren Mitarbeitern deutlich bessere...

ANG
Karriere
Karriere Lohngefälle in Deutschland sinkt durch höheren Mindestlohn
06.05.2024

Die Kluft zwischen Gering- und Topverdienern in Deutschland hat sich dank einer deutlichen Anhebung des Mindestlohns verringert. Laut dem...

ANG
Vorsorge
Vorsorge Alterseinkünfte von Frauen um über ein Viertel niedriger als die von Männern
06.05.2024

Frauen in Deutschland stehen bei den Alterseinkünften im Vergleich zu Männern klar im Nachteil. Die Ursachen für dieses Gefälle sind...