Vorsorge

„Sparer suchen nach Alternativen“

Lesezeit: 6 min
20.05.2021 17:50  Aktualisiert: 20.05.2021 17:50
Früher lautete die Faustregel, dass man mit steigendem Alter weniger Geld in Aktien investieren sollte. Doch die Lebenserwartung ist deutlich gestiegen. Das ändert auch die Investitionsbereitschaft der Deutschen, sagt Dr. Oliver Horn von der ERGO Vorsorge Lebensversicherung im Interview.
„Sparer suchen nach Alternativen“
Nachhaltige Geldanlagen sind kein Modethema, sondern werden immer stärker nachgefragt. (Foto: Pixabay)

Altersvorsorge neu gedacht: Die Deutschen sind so reich wie nie. Das Geldvermögen der privaten Haushalte beläuft sich auf etwa 7 Billionen Euro. Trotz Niedrigzinsen liegt der Großteil davon immer noch auf klassischen Sparbüchern. Dennoch scheint sich langsam ein Wandel abzuzeichnen. Die Deutschen als konservative Sparer werden – langsam, aber doch – zu Investoren. Wie bemerken Sie diese Entwicklung?

Dr. Oliver Horn: Das Einmalbeitragsgeschäft wächst seit einigen Jahren überproportional. Das zeigt uns, dass die Sparer sich mit den niedrigen Zinsen nicht mehr abfinden möchten und aktiv nach Alternativen suchen, wenngleich viele Sparer ihr Geld noch immer auf Giro- oder Tagesgeldkonten bei Banken anlegen und damit auch Strafzinsen akzeptieren. Wir bei ERGO haben auf die anziehende Nachfrage reagiert und unser Angebot entsprechend angepasst, sodass unsere Kunden passend zu Ihrem Anlegerprofil Ihr Produkt finden können.

Viele Sparer stehen nun vor dem Dilemma, dass sie eine große Summe angespart haben, aber wissen, dass diese an Wert verlieren wird, weil die Zinsen die Inflation nicht auffangen. Andererseits wollen sie nicht die gesamte Summe auf den Aktienmärkten investieren, weil sie da keine Erfahrung haben. Was raten Sie diesen Menschen?

Es ist richtig, die Zinsentwicklung wird vor allem von der Europäischen Zentralbank beeinflusst. Zurzeit liegt der EZB-Leitzins bei 0 Prozent. Der Zins, zu dem Banken Geld bei der EZB parken können, liegt sogar bei -0,5 Prozent. Deshalb verlangen immer mehr Banken sogenannte „Strafzinsen“. Früher lautete die Faustregel, dass man mit steigendem Alter weniger Geld in Aktien investieren sollte. Doch die Lebenserwartung ist deutlich gestiegen. Ein heute 60-Jähriger hat statistisch noch eine Lebenserwartung von 20 Jahren und länger. Diese Faustregel gilt heute so also nicht mehr. Vielmehr erhalten Aktienbesitzer heute neben den langfristen Wertsteigerungen auch Dividenden, die im Schnitt vier Prozent und mehr ausmachen können. Die Dividenden sind die neuen Zinsen und professionelle Fondsmanager kümmern sich um die Kapitalanlage. Das Spektrum ist so breit, dass es für jeden Kunden, passend zum persönlichen Risikoempfinden, eine breite Auswahl an Anlagemöglichkeiten gibt.

Bei welchen Produkten bieten Sie Einmalbeiträge an?

Einmalbeiträge können in all unsere Produkte investiert werden. Mit der „ERGO Vermögenspolice Index“ bieten wir zum Beispiel den eher sicherheitsorientierten Kunden die Chance über einen weltweit ausgerichteten Index zusätzliche Renditevorteile bei hundertprozentiger Garantie zu erzielen. Die „ERGO Vermögenspolice Balance“ bildet von Sicherheit bis Chance alles ab. Der Kunde kann somit die Geldanlage seinen jeweiligen Bedürfnissen anpassen und das in jede Richtung und zu jeder Zeit. Die „ERGO Vermögenspolice Chance“ bietet in unterschiedlichen Tarifvarianten eine ideale Kapitalanlage mit einer Vielzahl an Fonds in allen großen Märkten.

Was ist der Vorteil einer Einmalanlage?

Der Vorteil liegt klar in ihrer Vielschichtigkeit und Flexibilität. Ganz gleich, ob Wiederanlage aus ablaufenden Lebensversicherungen, Erbschaften, Abfindungen, Verkauf von Immobilien oder Firmenanteilen – es gibt eine Menge Möglichkeiten, mit Einmalbeiträgen dauerhaft zu profitieren. Bei der Anlage in Fonds kann der Kunde kostenfrei zwölfmal im Jahr umschichten, heißt, sich neue Fonds aussuchen. Das Ganze ist unter dem Mantel der Vermögenspolice steuerfrei, das heißt, es fallen zu diesem Zeitpunkt weder Kosten noch Steuern an.

Statistisch gesehen, haben ältere Menschen mehr Geld zur Verfügung als jüngere. Bis zu welchem Alter lohnt sich eine Einmaleinlage, um sich damit etwa eine regelmäßige Rente auszahlen zu lassen?

Im Großen und Ganzen unterscheiden wir drei Gruppen, für die sich eine Einmalanlage lohnt. Das sind zum einen Ruheständler, die mit Hilfe von Kapitalanlagen ihre gesetzliche Rente renditeträchtig aufstocken wollen. Die zweite Gruppe umfasst Kunden, die kurz vor der Rente stehen und feststellen, dass das Niveau der gesetzlichen Rente zu niedrig ist. Durch eine einmalige Kapitalanlage, oft auch in Kombination mit monatlichen Sparraten, wird so kurzfristig die finanzielle Unabhängigkeit im Alter erreicht. Darüber hinaus eignen sich Einmalbeiträge aber auch hervorragend für vorausschauende Kunden, bei denen der Ruhestand noch weit entfernt ist. Diese nutzen den Faktor Zeit, um mit ihren fondsgebundenen Kapitalanlagen eine Rendite deutlich über der Inflationsrate zu erwirtschaften. Denn das Ziel ist es, den Ruhestand finanziell sorgenfrei und in vollen Zügen genießen zu können. Selbstverständlich nutzen aber auch viele Kunden das Angebot, um ihr Geld vor Strafzinsen und Inflation zu schützen.

Welche Produkte würden Sie jüngeren Menschen empfehlen, um sich fürs Alter abzusichern?

Für die Altersvorsorge von jüngeren Anlegern empfiehlt es sich immer in renditestarke Produkte zu investieren, denn über eine längere Anlegedauer gleichen sich Kursschwankungen wieder aus, und der Anleger profitiert von der langfristig höheren Durchschnittsrendite. Hier bietet sich eine fondsbasierte Rentenversicherung wie die „ERGO Rente Chance“ an. Für Kunden, die sich mehr Sicherheit wünschen, bieten wir mit der „ERGO Rente Balance“ eine einzigartige Kombination aus renditestarker Anlage in Investmentfonds und dem sicheren Hafen einer Indexpolice. Anders als bei herkömmlichen Fondspolicen bleibt der Kunde hier sehr flexibel und kann sein Geld jederzeit monatlich gebührenfrei in das klassische Sicherungsvermögen umschichten, oder eben auch in die andere Richtung, kann das Kapital aus dem Sicherungsvermögen gebührenfrei in Fonds umgeschichtet werden.

Je mehr Menschen sich für Anlageprodukte interessieren, desto stärker rückt das Thema Nachhaltigkeit in den Fokus. Gibt es dazu aus Ihrem Haus auch ein passendes Produkt?

Da sprechen Sie einen ganz wichtigen Punkt an, der mir persönlich sehr am Herzen liegt. Für ERGO ist Nachhaltigkeit kein Modethema, sondern Überzeugung. Mit der „ERGO Eco-Rente Chance“ haben wir zu Beginn des Jahres unser Angebot an flexiblen Altersvorsorge-Produkten ergänzt. In der Ansparphase steht eine große Auswahl aus rund 30 nachhaltigen Fonds zur Verfügung, die strenge Nachhaltigkeitskriterien erfüllen und attraktive Renditechancen bieten. Die Kunden können davon bis zu zehn aktiv für ihre Vorsorge besparen. Die Fonds berücksichtigen dabei implizit ökologische und soziale Gesichtspunkte sowie Aspekte nachhaltiger Unternehmensführung (ESG-Kriterien). Außerdem setzen wir auch nach Rentenbeginn konsequent auf nachhaltige Kapitalanlagen, denn der gesamte Deckungsstock der Eco-Rente ist nachhaltig angelegt. Wir sehen an der Nachfrage unserer Kunden, dass wir mit dem Produkt einen Nerv getroffen haben. Gerade für die jüngere Generation und Familien ist dieses Thema sehr wichtig. Übrigens bieten wir die „ERGO Eco-Rente Chance“ ab Juli auch als Vermögenspolice gegen Einmalbeitrag an. So stärken wir unsere Position im Einmalbeitragsgeschäft und kommen gleichzeitig dem Interesse unserer Kunden nach flexiblen und kapitalmarktorientierten Produkten weiter nach.

Zur Person: Dr. Oliver Horn ist Bereichsleiter Produktmanagement private Altersversorgung der Ergo Vorsorge Lebensversicherung AG

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