Geldanlage ist für viele Menschen ein lästiges, doch notwendiges Thema. Wer nicht sein ganzes Leben lang arbeiten möchte, sollte sich rechtzeitig mit diesem Thema auseinandersetzen. Der erste Schritt in diese Richtung ist die Eröffnung eines Depots. Ein Depot ist wichtig, um als Anleger überhaupt in Wertpapiere, Fonds und ETFs investieren zu können.
Alle Wertpapiere, die dann im Depot landen, bezeichnet man in ihrer Gesamtheit als Wertpapier-Portfolio. Doch der Begriff Portfolio kann im Finanzwesen auch darüber hinaus gehen. So fließen ins Portfolio eines Anlegers neben Wertpapieren beispielsweise auch Sachwertinvestments, Edelmetalle, Immobilien und Bargeld mit ein. Die Herausforderung für jeden Anleger besteht darin, ein Portfolio zu schaffen, das die bestmögliche Rendite erzielt und dabei nur so viel Risiko aufweist, wie der jeweilige Anleger bereit ist, auszuhalten.
Das richtige Portfolio hängt vom Investorentyp ab
Wenn es ums Investieren geht, werden Einsteiger schnell mit dem Begriff der Risikostreuung konfrontiert. Dabei geht es im Kern um die Frage: Wie gewichtet man die verschiedenen Anlagen in seinem Portfolio richtig? Eines dabei vorweg: es gibt es hier keine Einheitslösung, die für alle Anleger passt. Vielmehr kommt es bei der Zusammenstellung des Portfolios darauf an, was für ein Investorentyp man selbst ist, also wie risikoreich man selbst investieren will. Um das herauszufinden, sollte man sich vor der Geldanlage die folgenden Fragen beantworten:
- Was man will man mit der Geldanlage erreichen? Vorwiegend das bestehende Vermögen erhalten (sicherheitsorientiert) oder will man eher hohe Gewinne erwirtschaften (risikoorientiert)?
- Wie lange möchte man sein Geld anlegen? Nur auf kurze Sicht (drei Jahre oder weniger) oder langfristig (10 Jahre und länger)?
- Wie geht man mit Schwankungen im Portfolio um? Verkauft man seine Anlagen oder ist man nervlich und finanziell in der Lage, auch eine verlustreiche Phase durchzustehen?
- Wie viel Erfahrung hat man bisher mit Investitionen gesammelt? Steht man noch ganz am Anfang oder verfügt man bereits über Vorwissen?
Die Antworten auf diese Fragen legen fest, was für ein Investorentyp man ist. Damit verknüpft ist das Risikoprofil, also den Grad an Risiko, den man bereit ist, bei seiner Geldanlage in Kauf zu nehmen. Grob gesprochen unterscheidet man dabei vier Investorentypen: defensive, konservative, moderat und risikoaffine Investoren. Defensive Investoren suchen sichere Geldanlagen, möglichst ohne Risiko und Schwankungen. Konservative Investoren sind auch zuerst auf Vermögenserhalt bedacht, aber bereit, dabei ein geringes Risiko im Portfolio zu tolerieren. Moderate Investoren riskieren bei der Geldanlage auch mal etwas, haben aber auch bodenständige Investments im Portfolio. Und risikoaffine Investoren wollen in erster Linie hohe Gewinne erzielen und sind dafür auch bereit, hohe Risiken einzugehen.
Ein ausbalanciertes Portfolio: Risiko und Rendite im Gleichgewicht
Nachdem man herausgefunden hat, welcher Investorentyp man ist, kann man sein Portfolio danach ausrichten. Jeder Investor strebt dabei nach einem Portfolio, das Mindestmaß an tolerierbarem Risiko aufweist und dabei die maximal mögliche Rendite erzielt. Genau hier kommt die Risikostreuung (auch Diversifikation genannt) ins Spiel. Durch die Risikostreuung erreicht man, dass nicht alle Anlagen gleichzeitig fallen und das gesamte Portfolio in den negativen Bereich ziehen. Vielmehr sollte man darum bemüht sein, seine Anlagen so zu kombinieren, dass sie nicht zu stark miteinander verbunden sind.
Eine alte Börsenweisheit zur Risikostreuung lautet: „Lege nicht alle Eier in einen Korb, denn er könnte ein Loch haben.“ Damit ist gemeint, seine Investitionen über verschiedene Anlageklassen zu verteilen. So ist sichergestellt, dass im Verlustfall nicht alle Investitionen gleichzeitig an Wert verlieren. Finanzexperten sprechen hierbei von Klumpenrisiken, die es zu vermeiden gilt. Wer beispielsweise seine gesamtes Geld in Aktien und Anleihen von Luftfahrtunternehmen steckt, läuft Gefahr, hohe Verluste zu verzeichnen, sollte die Luftfahrtbranche in eine Krise geraten.
Anleger, die ihr Depot diversifizieren möchten, sollten deshalb die Korrelation ihrer Investments genauer unter die Lupe nehmen. Die Korrelation zweier Geldanlagen beschreibt, wie stark die eine Anlage fällt, wenn die andere auch fällt. Haben zwei Geldanlagen eine Korrelation von 1, bedeutet dies, dass sich beide gleich stark in dieselbe Richtung entwickeln. Steigt Aktie A beispielsweise um fünf Prozent, steigt auch Aktie B um fünf Prozent und umgekehrt. Eine Korrelation von minus 1 bedeutet dagegen, dass Aktie A um fünf fällt, wenn Aktie B um fünf Prozent steigt. Dadurch gleichen sich die Verluste der einen Anlagen mit den Gewinnen der anderen aus.
Investitionen über verschiedene Anlageklassen verteilen
Ein guter Beginn, um das Risiko des eigenen Portfolios möglichst breit zu streuen ist daher, in Anlagen aus verschiedenen Anlageklassen zu investieren, da sie in der Regel ein unterschiedliches Risiko sowie unterschiedliche Werttreiber aufweisen. Man unterscheidet dabei zunächst zwischen traditionellen und alternativen Anlageklassen. Zu den traditionellen Anlageklassen zählen etwa Anleihen, Aktien, Bargeld und selbstgenutze Immobilien. Diese lassen sich weiter herunterbrechen, etwa nach Wirtschaftsraum (z.B. Europa vs. Asien) oder Wirtschaftssektor (z.B. Energie vs. Konsumgüter).
Zu den alternativen Anlageklassen zählen Investitionen in Rohstoffe (Rohöl, Erdgas, Edelmetalle, ect.), Unternehmensanteile in Form außerbörslicher Eigenkapitalbeteiligungen (Private Equity und Venture Capital), Hedgefonds, renditeorientierte Immobilieninvestments, Kryptowährungen und Derivate (z.B. Optionsscheine und Kreditausfallversicherungen). In diese Kategorie fallen auch Investitionen in Kunst, Wein und Oldtimer.
Als Daumenregel gilt, dass alternative Investments über höhere Renditechancen verfügen, aber dafür auch ein deutlich höheres Risiko aufweisen, manche sogar bis hin zum Totalverlust. Dazu kommt, dass viele alternative Investments intransparenter sind (etwa weil die Märkte dafür klein und wenig reguliert sind) und weniger liquide sind (was es im Zweifel also schwieriger macht, sie umzuschichten).
Wer das Risiko seines Portfolios senken möchte, achtet also zunächst darauf, seine Investitionen nicht alle in derselben Anlageklasse zu tätigen. Die genaue Gewichtung hängt dann wieder von der eigenen Risikoaffinität ab. Wer sicherheitsorientiert investieren möchte, lässt besser die Finger von alternativen Investments und legt sein Geld überwiegend in festverzinslichen Anleihen, Bausparverträgen und Festgeldkonten an. Die Rendite ist dabei gering, aber das Risiko ebenfalls.
Konservative Investoren könnten darüber hinaus auch in breit angelegte ETFs investieren, die große Indices wie den MSCI World, S&P500 oder den DAX abbilden. Hier sind die Ertragschancen etwas höher bei immer noch überschaubarem Risiko. Moderate Investoren könnten darüber hinaus in Aktien bewährter und ertragsorientierter Unternehmen sowie in Aktienfonds mit europäischen Standardwerten investieren. Und risikoaffine Anleger werden auf der Suche nach mehr Rendite in ihrem Portfolio bei spekulativen Geldanlagen wie beispielsweise Derivaten, Genussscheinen, Aktienfonds mit außereuropäischen Werten und Kryptowährungen fündig. Diese weisen alle ein hohes Risiko und eine starke Schwankungsanfälligkeit auf, versprechen im besten Fall aber auch hohe Erträge.
Dies ist der zweite Teil unserer Serie „So werde ich zum Anleger“.
Teil 1: Serie „So werde ich zum Anleger“: Das Depot
Teil 3: Serie „So werde ich zum Anleger“: Steuern auf Kapitalanlagen