Vorsorge

Risiko von Cyberangriffen auf Unternehmen steigt bedrohlich

Lesezeit: 4 min
15.09.2021 11:58  Aktualisiert: 15.09.2021 11:58
Schon vor der Corona-Krise war es um die IT-Sicherheit in vielen Firmen nicht gut bestellt. Homeoffice und pandemiebedingte Einbußen verstärken das Problem noch, warnt das Kriminologische Forschungsinstitut Niedersachsen.
Risiko von Cyberangriffen auf Unternehmen steigt bedrohlich
Die Rückkehr in die Büros wird die Gefahr vor Cyberangriffen nicht minimieren. (Foto: Pixabay)

In der Corona-Krise haben kriminelle Hacker immer häufiger Firmen angegriffen, um Lösegelder zu erpressen. Zu diesem Ergebnis kommt ein am Montag veröffentlichter Forschungsbericht des Kriminologischen Forschungsinstituts Niedersachsen (KFN). Dabei wurde häufig die Arbeit im Homeoffice und die Nutzung privater Hard- und Software als Schwachstelle identifiziert.

Die Arbeitnehmer im Homeoffice erhalten dabei zum Beispiel Mails, die mit Schadprogrammen infiziert sind. Oft erhalten sie auch Nachrichten vermeintlich seriöser Absender, mit denen Betrüger zum Beispiel an Passwörter gelangen wollen. Bedroht seien vor allem Firmen mit angespannter wirtschaftlicher Situation, die seltener zusätzliche IT-Sicherheitsmaßnahmen ergreifen.

„Das ist ein hochprofessionelles, arbeitsteiliges Geschäft: Angreifer mieten sich einen Trojaner und verschicken Phishing-Mails an Tausende potenzielle Opfer“, erläutert Experte Rüdiger Trost von der Sicherheitsfirma F-Secure. „Ist ein Computer infiziert, so dient er als Brückenkopf ins Unternehmensnetzwerk. Die Angreifer bewegen sich im Netzwerk weiter fort und identifizieren und infizieren weitere Rechner. Und sie versuchen herauszufinden, bei welcher Firma sie überhaupt eingebrochen sind zur Festlegung der Lösegeldhöhe.“

Kleine Unternehmen besonders gefährdet

Diese Masche schlägt sich auch in den Statistiken des KPN nieder: Die Autoren des Berichts hatten in den Jahren 2018/19 insgesamt 5000 Unternehmen mit mehr als zehn Beschäftigten befragt. An einer Folgebefragung zwischen Juli und September 2020 nahmen mehr als 600 Firmen erneut teil. 60 Prozent von ihnen berichteten, dass sie innerhalb eines Jahres auf mindestens einen Cyberangriff reagieren mussten. Automatisch abgewehrte Angriffe, durch eine Firewall etwa, sind darin nicht enthalten. In 85 Prozent der Fälle konnten die Cyberkriminellen in einem frühen Versuchsstadium gestoppt werden.

Die Zahlen bestätigen die Befürchtungen des Bundesamtes für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI). Zu dem hohen Schaden in Deutschland hatte demnach vor allem die Malware Emotet beigetragen. Emotet wurde vom BSI sogar zum „König der Schadprogramme“ gekrönt. Im Januar gelang Fahndern allerdings nach mehr als zwei Jahren Ermittlungsarbeit ein Schlag gegen die Emotet-Kriminellen. Dabei wurde auch die Infrastruktur der Schadsoftware „übernommen und ausgeschaltet“. Doch damit verschwanden die Erpresserprogramme nicht aus der Welt. Cyberangreifer finden nämlich immer wieder neue Wege, um vor allem Firmen und Organisationen anzugreifen.

Corona hat die IT-Sicherheit beeinflusst

Die Kriminologen in Hannover beobachten immerhin den Trend, dass die meisten Unternehmen ab zehn Beschäftigten sich mit grundsätzlichen Maßnahmen gegen die Cyberangriffe schützen. Dazu gehören der Schutz durch eine Firewall, regelmäßige Backups, aktuelle Antivirensoftware und regelmäßige Sicherheitsupdates. Organisatorische Maßnahmen wie Richtlinien zur IT- und Informationssicherheit, Sicherheitsschulungen oder Zertifizierungen sind allerdings seltener. Unternehmen scheuten häufig auch regelmäßige Schwachstellenanalysen sowie Simulationen zum Ausfall wichtiger IT-Systeme.

Mit Beginn der Corona-Krise im ersten Quartal 2020 habe sich die Situation für die IT-Sicherheit in den Unternehmen schlagartig geändert, heißt es in der Studie: Es wurden spontan Möglichkeiten für Homeoffice geschaffen, über zwei Drittel der Unternehmen (68,0 Prozent) boten dies ihren Beschäftigten an. Damit verbunden stieg auch der Anteil der Unternehmen, bei denen die Nutzung privater Soft- und Hardware für dienstliche Zwecke möglich ist, auf knapp ein Drittel (30,8 Prozent).

Dass dieser Kurs mit Sicherheitsrisiken verbunden war, dämmerte auch manchem Verantwortlichen: Etwa ein Fünftel (20,1 Prozent) ergriff zusätzliche Maßnahmen zur Erhöhung der Cybersicherheit. Dazu zählen insbesondere die Einrichtung und Absicherung von Zugangsmöglichkeiten in einem geschützten Datentunnel (VPN). Außerdem beschafften viele Unternehmen zusätzliche Soft- und Hardware, damit die Beschäftigten im Homeoffice nicht mit einer privaten Ausrüstung arbeiten müssen, die schlechter gegen Angriffe von außen abgesichert werden kann.

Die Forscher in Hannover befürchten jedoch, dass mit der allmählichen Rückkehr der Beschäftigten in die Büros der Unternehmen die erhöhte Gefahr nicht vorbei ist. Zumindest sehen das viele Verantwortliche so, die befragt wurden: Über die Hälfte der Unternehmen schätzte das Risiko eines schädigenden ungezielten Cyberangriffs in den nächsten zwölf Monaten als „sehr hoch“ oder „eher hoch“ ein.

***

Altersvorsorge-neu-gedacht.de ist eine Publikation von Bonnier Business Press Deutschland und ist Ratgeber zu den Themen Vorsorge und Geldanlage.

ANG
Börse
Börse Rekordhoch oder Absturz: Wie geht es mit dem Bitcoin weiter?
22.04.2024

Der Bitcoin erlebt derzeit eine bemerkenswerte Phase mit rekordverdächtigen Kursen. Doch trotz dieser positiven Entwicklung sorgten...

ANG
Vorsorge
Vorsorge Linke kritisiert höhere Steuern bei Ost-Renten
22.04.2024

Die Linke im Bundestag kritisiert erneut die Unterschiede in der Steuerbelastung von Renten in Ost und West. Die aktuellen Zahlen des...

ANG
Karriere
Karriere Drei Viertel finanzieren Lebensunterhalt aus eigener Erwerbstätigkeit
22.04.2024

Die meisten Erwachsenen in Deutschland verdienen ihren Lebensunterhalt hauptsächlich durch eigene Arbeit. Doch Unterschiede zwischen...

ANG
Vorsorge
Vorsorge Lohnlücke zwischen Ost und West schließt laut Statistik nur leicht
22.04.2024

Vorabberichte des RedaktionsNetzwerks Deutschland (RND) enthüllen weiterhin große Lohnunterschiede zwischen Ost- und Westdeutschland....

ANG
Immobilien
Immobilien Wie viel Immobilie kann ich mir 2024 leisten?
22.04.2024

Wie günstig ist die aktuelle Marktsituation für den Erwerb einer Immobilie? Auf welche Haupt-Faktoren sollten Kaufinteressenten momentan...

ANG
Börse
Börse Comeback von Japan-Aktien: Neue Ära für Investoren?
22.04.2024

Der japanische Aktienmarkt erlebt derzeit ein erstaunliches Comeback. Doch hinter dem jüngsten Rekordhoch des Nikkei von 40.000 Punkten...

ANG
Vorsorge
Vorsorge Bundesbank - Vermögensungleichheit hat seit Ende 2022 leicht zugenommen
17.04.2024

Die Vermögensungleichheit in Deutschland nimmt laut einem vorab veröffentlichten Auszug aus dem Monatsbericht der Bundesbank seit Ende...

ANG
Geldanlage
Geldanlage Investieren in ETFs - eine sichere Option ohne Risiken?
09.04.2024

Investieren in ETFs gilt oft als einfacher und sicherer Weg, um ein diversifiziertes Portfolio aufzubauen. Doch ist diese Anlageform...