Dies ist Teil 2 einer Serie zu den derzeitigen Aussichten für den Goldpreis. In Teil 1 haben wir gezeigt, dass Gold in Zeiten höherer Inflation besonders gut abschneidet. Vor dem Hintergrund der gerade beginnenden stärkeren Inflation ist dies offensichtlich ein gutes Omen. Doch es gibt noch weitere Argumente für Gold.
Die Idee der Diversifizierung besteht darin, in verschiedene Anlagewerte zu investieren, sodass, wenn ein Teil des Portfolios nach unten geht, dies durch andere Anlagewerte abgefangen wird. Doch es ist gar nicht so leicht, Anlageformen zu finden, die tatsächlich als Diversifikation zu herkömmlichen Anlagen wirken. Denn viele Vermögenswerte korrelieren heute stark miteinander, wenn die Marktunsicherheit zunimmt und die Volatilität stärker wird - also gerade dann, wenn Anleger Diversifikation zum Schutz ihres Portfolios am dringendsten brauchen.
Gold hingegen bietet durchaus den Vorteil, dass es negativ mit anderen Anlageformen wie Aktien korreliert, dass es also in der Regel im Preis steigt, wenn die Kurse anderer Anlagen fallen. Die Große Finanzkrise ist dafür ein typisches Beispiel, wie eine Analyse des World Gold Council zeigt. Aktien und andere Risikoanlagen stürzten damals deutlich ab, ebenso wie Hedge-Fonds, Immobilien und die meisten Rohstoffe. Gold hingegen stieg im Preis, von Dezember 2007 bis Februar 2009 um 21 Prozent in US-Dollar.
Auch vor dem Hintergrund der jüngsten starken Rückschläge an den Aktienmärkten in den Jahren 2018 und 2020 blieb die Performance von Gold positiv. Mit wenigen Ausnahmen hat sich Gold in Zeiten systemischer Risiken besonders bewährt, indem es positive Renditen lieferte und die Gesamtverluste des Portfolios verringerte. Wichtig ist auch, dass Gold es Anlegern ermöglicht, Verbindlichkeiten zu erfüllen, wenn weniger liquide Vermögenswerte in ihrem Portfolio schwer am Markt zu verkaufen sind.
Der Goldmarkt ist groß, global und hoch liquide. Der World Gold Council schätzt, dass die physischen Goldbestände von Anlegern und Zentralbanken einen Wert von rund 4,8 Milliarden Dollar haben, was ergänzt wird durch weitere 1,1 Milliarden Dollar an offenem Interesse durch börslich oder außerbörslich gehandelte Derivate. Der Goldmarkt ist liquider als einige wichtige Finanzmärkte, und die Handelsvolumina sind durchaus mit denen des S&P 500 vergleichbar.
Die Handelsvolumina von Gold betrugen im vergangenen Jahr im Durchschnitt etwa 180 Milliarden Dollar pro Tag. In diesem Zeitraum entfielen 110 Milliarden Dollar auf außerbörsliche Derivatekontrakte und 69 Milliarden Dollar pro Tag auf den Terminhandel an den verschiedenen globalen Börsen. Mit Gold unterlegte börsengehandelte Fonds bieten eine zusätzliche Liquiditätsquelle, wobei die größten in den USA notierten Gold-ETFs durchschnittlich 3 Milliarden Dollar pro Tag handeln.
Im Gegensatz zu vielen anderen Finanzmärkten trocknet die Liquidität von Gold selbst in Zeiten finanzieller Anspannung nicht aus, was es zu einem weit weniger volatilen Vermögenswert macht. Langfristige Renditen, Liquidität und effektive Diversifizierung kommen der Performance des Gesamtportfolios zugute. In Kombination legen sie nahe, dass die Beimischung von Gold die risikobereinigten Renditen eines Portfolios erheblich steigern kann.
Wie hoch der Goldanteil im Portfolio idealerweise sein sollte, variiert je nach individueller Asset-Allocation-Entscheidung. Im Großen und Ganzen deutet die Analyse des World Gold Council aber darauf hin, dass je höher das Risiko im Portfolio ist - sei es in Bezug auf Volatilität, Illiquidität oder Konzentration von Vermögenswerten - desto größer muss innerhalb der betrachteten Bandbreite auch die Allokation in Gold sein, um dieses Risiko auszugleichen.
Mehr zum Thema lesen Sie hier:
Keine andere Geldanlage ist heute so einfach wie der Goldkauf
Höhere Inflation im Anmarsch – ein gutes Omen für Gold