Immobilien

Kein Platz für Familien: So wenig Fläche gibt es noch für 1.000 Euro Miete

Lesezeit: 3 min
23.03.2021 10:56  Aktualisiert: 23.03.2021 10:56
Ein Zehn-Jahres-Vergleich zeigt: In allen Großstädten bekommen Mieter weniger Wohnfläche für ihr Geld. Die größten Einbußen gibt es in Berlin mit 51 Quadratmetern. Zudem schwindet der Platz für Familien: Oft reicht das Budget nur noch für Zwei-Zimmer-Wohnungen.
Kein Platz für Familien: So wenig Fläche gibt es noch für 1.000 Euro Miete
Mieter und Käufer können sich aufgrund der hohen Preise immer weniger Wohnfläche leisten. (Foto: iStock.com/vicnt)
Foto: vicnt

Vor zehn Jahren haben 1.000 Euro Miete noch für eine großflächige Wohnung für die ganze Familie gereicht. Heute bekommt man für das gleiche Budget häufig nur noch zwei Zimmer. Eine „immowelt“-Analyse für 36 deutsche Großstädte zeigt die großen Unterschiede auf: In allen Städten ist die Wohnfläche für 1.000 Euro Kaltmiete deutlich geringer geworden – in der Spitze sogar um 51 Quadratmeter.

Besonders in den teuren Hotspots bekommen Mieter inzwischen deutlich weniger für ihr Geld: Die starken Preisanstiege der vergangenen Jahre haben in München dazu geführt, dass Mieter 34 Quadratmeter (-40 Prozent) einbüßen. Vor zehn Jahren haben 1.000 Euro noch im Mittel für 85 Quadratmeter gereicht, also eine familientaugliche Wohnung. Inzwischen bekommen Mieter für das Budget nur noch eine kleine Zwei-Raum-Wohnung mit 51 Quadratmetern. Eine ähnliche Entwicklung zeigt sich auch in Frankfurt, wo Mieter 27 Quadratmeter (-29 Prozent) weniger bekommen als 2010 – inzwischen reicht das Budget noch für 65 Quadratmeter. Allerdings ist zu berücksichtigen, dass 1.000 Euro inflationsbedingt 2010 noch eine höhere Kaufkraft hatten – die Deutschen haben generell noch mehr fürs Geld bekommen.

Den größten Rückgang der Wohnfläche gibt es in Berlin. Während Mieter vor zehn Jahren im Mittel noch eine 120-Quadratmeter-Wohnung für eine Kaltmiete von 1.000 Euro bekommen haben, reicht das derzeit nur noch für 69 Quadratmeter – eine Verringerung von 51 Quadratmetern (-43 Prozent) oder umgerechnet rund zwei Zimmer weniger. Durch die Einführung des Mietendeckels nimmt die Hauptstadt allerdings auch eine Sonderrolle in der Analyse ein. Denn seit Ankündigung des Gesetzes in 2019 spaltet sich zunehmend der Markt: Die Angebotsmieten von regulierten Bestandswohnungen sinken, sodass Mieter wieder etwas mehr Fläche fürs Budget bekommen. Die Preise von Neubauten steigen hingegen stark an.

Leipzig und Dresden mit großem Rückgang

Zusammen mit Berlin verzeichnet Leipzig den größten absoluten Rückgang bei der Wohnfläche. Mit dem Unterschied, dass Leipziger Mieter für 1.000 Euro nach wie vor eine geräumige Wohnung mit 104 Quadratmetern bekommen. Vor zehn Jahren waren es zwar noch 155 Quadratmeter, doch derart große Wohnungen sind damals wie heute deutlich seltener zu finden. Eine nahezu identische Entwicklung ist auch in Dresden zu beobachten: In der sächsischen Landeshauptstadt bekommen Mieter 47 Quadratmeter (-33 Prozent) weniger fürs Geld. Auch in den hessischen Großstädten Offenbach (-45 Quadratmeter; -35 Prozent) und Kassel (-41 Quadratmeter; -28 Prozent) müssen sich Mieter beim Wohnungswechsel auf weniger Platz oder eine Vergrößerung des Budgets einstellen.

Der enorme Anstieg der Angebotsmieten hat eine verstärkte Immobilität auf dem Wohnungsmarkt zur Folge. Denn selbst ein Wechsel in eine kleinere Wohnung führt nicht zwangsläufig zu einer geringeren Miete. Viele ältere Menschen bleiben aufgrund mangelnder Anreize in ihren großen preiswerten Wohnungen – auch wenn sie den Platz eigentlich nicht mehr benötigen.

Mieten steigen trotz Corona weiter

Selbst die Corona-Krise hat bisher zu keiner Entspannung am Mietmarkt geführt. Im Gegenteil: Die Angebotsmieten sind im vergangenen Jahr sogar noch weitergestiegen, für 1.000 Euro bekommen Mieter nochmal weniger. Da sich viele Deutsche aufgrund von Homeoffice und Homeschooling nach größeren Wohnungen umsehen, könnte die Preisentwicklung für große Wohnungen in Zukunft noch weiter an Fahrt gewinnen.

Bis Ende 2021 werden die Mieten in den deutschen Großstädten aller Voraussicht nach weitersteigen. Die immowelt Mietpreis-Prognose geht von einer Erhöhung von bis zu 6 Prozent aus.

Die für 1.000 Euro Kaltmiete angebotene Wohnfläche im Überblick:

Lesen Sie hier mehr zum Thema

Das sind die 7 größten Fehler beim Hauskauf

Miete oder Kauf: Was lohnt sich wo?

Es ist noch nicht zu spät: Warum Immobilien auf dem Land eine Chance sind

Wohnungssuche: So viele Bewerber müssen Sie durchschnittlich ausstechen

Dummheit oder Segen? Fazit zu einem Jahr Berliner Mietendeckel

Bundesbank warnt vor überhöhten Immobilienpreisen

***

Altersvorsorge-neu-gedacht.de ist eine Publikation von Bonnier Business Press Deutschland und ist Ratgeber zu den Themen Vorsorge und Geldanlage.

ANG
Börse
Börse Derivate: Treiber des Finanzmarkts oder tickende Zeitbombe?
09.09.2024

Derivate wie Futures, Optionen und Swaps sind unverzichtbare Instrumente auf den Finanzmärkten. Dennoch stehen sie aufgrund ihrer oft...

ANG
Vorsorge
Vorsorge Millionen Arbeitnehmer steuern auf niedrige Rente zu
04.09.2024

Wenn man Jahrzehnte in die Rentenkasse eingezahlt hat, sollte die Rente auskömmlich sein - so dürften viele hoffen. Doch die Realität...

ANG
Börse
Börse Börse Frankfurt-News: "Was steht uns im Herbst an den Märkten bevor?"
09.09.2024

Einschätzung von einem, den es direkt betrifft: Fondsmanager Peeters überlegt, welche Faktoren den unsicheren Herbst und dessen...

ANG
Vorsorge
Vorsorge Versicherten drohen höhere Kassenbeiträge 2025
04.09.2024

Im Bundestagswahljahr 2025 müssen Millionen Versicherte mit höheren Krankenkassen- und Pflegebeiträgen rechnen. Gesundheitsminister Karl...

ANG
Immobilien
Immobilien Verbraucher fragen im Juli deutlich mehr Baukredite nach
09.09.2024

Wegen gestiegener Zinsen und Baukosten stellten viele Menschen ihre Pläne für die eigenen vier Wände zurück - das Geschäft mit...

ANG
Börse
Börse ​​​​​​​Aktien Frankfurt Eröffnung: Dax im Minus - Ifo ohne Impulse
26.08.2024

Trotz eines verbesserten Ifo-Geschäftsklimas startete der deutsche Aktienmarkt schwach in die Woche. Nach einer dreiwöchigen...

ANG
Vorsorge
Vorsorge Ifo: Renten- und Steuereinschnitte würden gegen Fachkräftemangel helfen
21.08.2024

Höhere Rentenabschläge, längere Lebensarbeitszeit und Kürzungen bei Ehe-Vergünstigungen könnten laut einer Ifo-Studie den...