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Home Office schützt nicht: Einbrecher brauchen im Schnitt nur zehn Minuten

Lesezeit: 5 min
01.04.2021 18:16  Aktualisiert: 01.04.2021 18:16
Corona-bedingt sinkt die Zahl der Einbrüche auf ein „historisches Tief“. Doch Täter brauchen für den Einstieg viel kürzer als die meisten denken: Oft reicht ein Supermarktbesuch – und die Wohnung ist leergeräumt.
Home Office schützt nicht: Einbrecher brauchen im Schnitt nur zehn Minuten
In knapp einem Viertel der Fälle sind die Betroffenen während des Einbruchs zuhause anwesend. (Foto: Pixabay)

Die Zahl der Wohnungseinbrüche in Deutschland ist der Versicherungsbranche zufolge coronabedingt auf ein „historisches Tief“ gefallen. Im Jahr 2020 habe man 85.000 versicherte Wohnungseinbrüche registriert, teilte der Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) am Donnerstag in Berlin mit. Das sei ein Minus von rund 10.000 im Vergleich zum Vorjahr und der niedrigste Wert in der bis 1998 zurückreichenden Statistik.

Der Rückgang der Einbruchzahlen liegt vor allem daran, dass die Menschen wegen der Corona-Pandemie viel Zeit zu Hause verbracht haben“, erklärte GDV-Hauptgeschäftsführer Jörg Asmussen. „Einbrechern fehlte somit oft die Gelegenheit für ihre Tat.“ Mit dem Rückgang der Einbrüche habe sich die Höhe der Gesamtschäden um 70 Millionen Euro auf 230 Millionen Euro verringert.

Seit dem Jahr 2015 – also schon vor der Corona-Krise – seien die Einbruchzahlen kontinuierlich gesunken. Viele Haus- und Wohnungsbesitzer investierten mittlerweile in bessere Sicherheitstechnik, erläuterte Asmussen. „Das zahlt sich aus.“ Nahezu jeder zweite Einbruch scheitere, weil die Täter nicht schnell genug ins Haus kämen. Einbruchhemmende Fenster und Türen würden in Deutschland bei Neubauten allerdings nicht standardmäßig eingebaut, da dies bislang nicht vorgeschrieben sei. Durch Mindestanforderungen für neu eingebaute Fenster und Türen und deren konsequente Umsetzung könnte der Einbruchschutz nach Auffassung der Versicherer wirksam erhöht werden.

Dieben reichen zehn Minuten

Dennoch reicht auch oft nur ein kurzer Ausflug zur Apotheke oder in den Park, um bei Rückkehr eine leere Wohnung vorzufinden. Denn Einbrecher agieren schneller als man denkt und brauchen oft nicht länger als zehn Minuten, um die Wertgegenstände in einem Haushalt zu finden und zu entwenden. Das ist nur eine der Erkenntnisse der „Kantar Studie“ zum Einbruchserleben, die von Sicherheitsanbieter Verisure in Auftrag gegebenen wurde.

Zwar fahren pandemiebedingt auch in diesem Jahr über Ostern wieder nur wenige Menschen in den Urlaub. Dennoch sollte man sich bewusst machen, dass ein kurzer Besuch im Supermarkt oder ein Besuch bei der Familie als Zeitfenster für einen Einbruch völlig ausreichen. Um also bösen Überraschungen wie einer leer geräumten oder verwüsteten Wohnung vorzubeugen, will Verisure das Risikobewusstsein der Menschen schärfen und hat für die Studie in Deutschland 500 Personen befragt, die bereits mindestens einmal einen Einbruch in ihre Privaträume erlebt hatten.

Einbruchsopfer fühlten sich zu sicher

Die Studie ergab, dass acht von zehn Opfern vorher dachten, sie würden in einer sicheren Gegend leben. Einbrüche betrafen aber tatsächlich alle sozialen Schichten und sowohl Häuser als auch Wohnungen. 50 Prozent der Befragten gaben an, dass sie in den letzten drei Jahren einen Einbruch erlitten hatten, und es gab mehr wiederkehrende Einbrüche. Weiterhin kam heraus, dass Einbrüche jederzeit passieren: am Tag wie in der Nacht, wochentags sowie auch am Wochenende. 6 von 10 Einbrüchen geschahen während kurzer Abwesenheit der Bewohner unter 10 Minuten. In Fällen, in denen Bewohner bei dem Einbruch anwesend waren, wurde in einem von 4 Fällen jemand verletzt. Die durch den Einbruch ausgelösten Verhaltensänderungen waren von Dauer, und besonders die emotionalen Auswirkungen tiefgreifend: 6 von 10 der Opfer könnten eine posttraumatische Belastungsstörung (PTBS) erlitten haben.

Verluste oft unwiederbringlich

Gestohlen wurden in erster Linie Schmuck, Bargeld und elektronische Geräte. Darüber hinaus verursachten Einbrecher zunehmend ärgerliche Schäden im Sinne von Vandalismus. Der durchschnittliche Werteverlust belief sich auf rund 10.000 Euro pro Einbruch. Zum Glück waren 76 Prozent der Betroffenen versichert. Da die Versicherungen nach Angaben der Befragten aber nur etwa 40 Prozent des entstandenen Schadens zurückerstatteten, blieben die Betroffenen folglich im Schnitt pro Einbruch auf einem materiellen Schaden von 6.000 Euro sitzen. Hinzu kam der Verlust von Informationen und persönlichen Daten, der für die Betroffenen oft einen noch höheren Stellenwert hatte als der der gestohlenen Wertgegenstände.

Privatsphäre gravierend verletzt

Wie oben erwähnt, gaben zwei Drittel der 500 in Deutschland Befragten an, dass bei ihnen während kurzer Abwesenheit (unter 10 Minuten) eingebrochen wurde. 75 Prozent der Betroffenen hatten den Eindruck, dass sie vorher beobachtet worden waren. Bei dem Großteil der Betroffenen wurde nicht nur das Wohnzimmer, sondern mit dem Schlafzimmer auch der privateste Bereich nach Wertgegenständen durchsucht. Mit 23 Prozent waren rund ein Viertel der Betroffenen während des Einbruchs zuhause anwesend. In 31 Prozent dieser Fälle waren der/die Einbrechenden bewaffnet.

Emotionale Folgen von Einbrüchen

Das Eindringen in die Privatsphäre fanden die Befragten am schlimmsten (83 Prozent). 6 von 10 (52 Prozent) gaben an, durch das Eindringen emotionale Verletzung erlitten zu haben und kämpften laut eigener Einschätzung infolgedessen mit einer posttraumatischen Belastungsstörung (PTBS). Viele äußersten im Nachhinein Gefühle von Angst und Stress: „Ich war geschockt, und das Haus war völlig vermüllt. Nachts konnte ich kaum noch schlafen, weil ich dachte, es würde wieder alles kaputt gehen.“ Auch mit Gefühlen der Unsicherheit und Schutzlosigkeit hatten die Opfer zu kämpfen: „Ich konnte nicht mehr in der Wohnung bleiben, mein Sicherheitsgefühl ist mir genommen worden.“

Großes Vertrauen in die Polizei

Mit 93 Prozent riefen in Deutschland – im Vergleich zu anderen Ländern – relativ viele Einbruchsopfer die Polizei zur Hilfe, die laut Angaben der Betroffenen durchschnittlich 35 Minuten brauchte, bis sie vor Ort war. Nur in 28 Prozent der Fälle konnten der/die Täter anschließend strafrechtlich verfolgt werden, was im Umkehrschluss bedeutet, dass 72 Prozent unbescholten davon kamen. 61 Prozent der Menschen, bei denen eingebrochen wurde, ergriffen im Nachhinein Schutzmaßnahmen. Allerdings entschieden sich lediglich 11 Prozent für eine überwachte Alarmanlage, den laut Verisure derzeit effektivsten Einbruchschutz.

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