Im Jahr 2020 stieg der durchschnittliche Silberpreis um 27 Prozent gegenüber dem Vorjahr und erreichte mit 20,55 Dollar den höchsten Durchschnittspreis seit 2013. Der entscheidende Grund dafür war der Anstieg bei der Nachfrage nach Silber als Geldanlage. Vor allem die börsengehandelten Produkte (ETPs) kauften große Mengen Silber. Aber auch an physischem Silber zeigten Investoren großes Interesse.
Die Bestände der mit Silber unterlegten Börsenprodukte (ETPs), von denen die ersten im Jahr 2006 aufgelegt wurden, wuchsen im Verlauf des letzten Jahres um bemerkenswerte 331 Unzen und verzeichneten zum Jahresende Bestände in Höhe von insgesamt 1,067 Milliarden Unzen. Erstmals stiegen die weltweiten Silberbestände der ETPs somit auf über eine Milliarde Unzen, so ein aktueller Bericht des Silver Institute.
Die Investitionen in physisches Silber lagen im letzten Jahr bei 200,5 Millionen Unzen, verursacht durch Käufe in den USA (plus 69 Prozent) und in Europa (Plus 23 Prozent). Die Nachfrage nach physischem Silber als Investment wäre sicherlich noch stärker gewesen, wenn es nicht zu den coronabedingten Lieferunterbrechungen gekommen wäre, die zu deutlich höheren Preisaufschlägen führten.
Auch an den Rohstoffbörsen war im vergangenen Jahr ein starkes Investoreninteresse zu verzeichnen. Mehrere Börsen erreichten Rekordhandelsvolumina, darunter auch die Shanghai Futures Exchange, welche die US-Rohstoffbörse COMEX überholte und somit im Jahr 2020 die größte Börse für den Handel mit Silber-Terminkontrakten war.
Das Gold-Silber-Verhältnis erreichte im März 2020 ein neues Allzeithoch von über 127 zu 1, was den vorherigen Rekord aus den frühen 1990er Jahren deutlich übertraf. Doch im Verlauf des Jahres stieg der Silberpreis stärker als der Goldpreis und erreichte im August einen Höchststand von fast 30 Dollar. Infolgedessen beendete das Gold-Silber-Verhältnis das Jahr bei nur noch 72 zu 1.
Silbernachfrage wegen Corona schwach
Wegen der Unterbrechungen war jedoch die Silbernachfrage in anderen Bereichen schwächer. Dadurch sank im letzten Jahr auch die weltweite Silbernachfrage insgesamt um rund 10 Prozent auf 896,1 Millionen Unzen, was überwiegend auf die Corona-Pandemie und ihre direkten Auswirkungen auf die Wirtschaftstätigkeit und damit auch auf viele Anwendungsbereiche für Silber zurückzuführen ist.
Die industrielle Silbernachfrage fiel um 5 Prozent auf ein Fünfjahrestief von 486,8 Millionen Unzen, wobei die Nachfrage in Indien um 29 Prozent zurückging, in Europa und China aber nur um jeweils 8 Prozent. In Nordamerika und Taiwan wurden sogar bescheidene Zuwächse der industriellen Silbernachfrage von jeweils 2 Prozent verzeichnet und in Japan ein Anstieg von 1 Prozent.
Die Photovoltaik-Nachfrage stieg im letzten Jahr um 2 Prozent auf 101 Millionen Unzen, die Nachfrage nach Legierungen sank um 11 Prozent auf 44,9 Millionen Unzen, während die Nachfrage nach Elektronik und Elektrik einen Verlust von 4 Prozent auf 304,3 Millionen Unzen verzeichnete, hauptsächlich wegen der schwächeren Automobilproduktion und der schwächeren Nachfrage nach Unterhaltungselektronik.
Auch die Nachfrage nach Silberschmuck und Silberwaren sank um 26 Prozent beziehungsweise 48 Prozent, was vor allem auf erhebliche Verluste in Indien und pandemiebedingte Schließungen von Einzelhandelsgeschäften und Fabriken zurückzuführen ist. Doch nicht nur die Gesamtnachfrage, sondern auch das Gesamtangebot an Silber ging im vergangenen Jahr zurück.
Silberangebot geht immer weiter zurück
Im Jahr 2020 verzeichnete die weltweite Minenproduktion den vierten jährlichen Rückgang in Folge. Sie fiel um 5,9 Prozent auf 784,4 Millionen Unzen. Dies war der deutlichste Rückgang der Minenproduktion im Verlauf des letzten Jahrzehnts. Im Gesamtjahr lag das Überangebot an Silber dennoch bei 80,1 Millionen Unzen.
Die Produktion aus primären Silberminen sank um 11,9 Prozent auf 209,4 Millionen Unzen, was durch vorübergehende Minenschließungen in mehreren großen silberproduzierenden Ländern in der ersten Jahreshälfte verursacht wurde. Die primären Silberminen trugen im vergangenen Jahr 27 Prozent zur Gesamtproduktion bei.
Die übrige Silberproduktion kommt aus dem Abbau von Blei-Zink, Kupfer und Gold. Mittel- und Südamerika verzeichneten einen Rückgang um 13 Prozent, gefolgt von Nordamerika mit 6 Prozent und Europa mit 1 Prozent. Zuwächse im Silberbergbau gab es jedoch in Chile (plus 24 Prozent), Spanien (plus 20 Prozent), der Türkei (plus 11 Prozent) und Australien (plus 3 Prozent).
Die im Jahresverlauf steigenden Silberpreise führten zu einem Anstieg des Silberrecyclings um 7 Prozent auf 182,1 Millionen Unzen. Das Nettoangebot aus Absicherungsgeschäften erhöhte sich 2020 um 8,5 Millionen Unzen, während die offiziellen Regierungsverkäufe von Silber 1,2 Millionen Unzen betrugen.
Starke Nachfrage nach Silber erwartet
Der Internationale Währungsfonds hat kürzlich prognostiziert, dass die Weltwirtschaft dieses Jahr um 6 Prozent wachsen wird. Die industrielle Fertigung wird demnach um 8 Prozent auf einen neuen Jahresrekord ansteigen, angeführt von der Elektro- und Elektronikindustrie. Wichtig für Silber: Erwartet werden eine Erholung im Fahrzeugbau, eine starke Nachfrage nach Unterhaltungselektronik und weitere Zuwächse im Solarsektor.
Auch die Nachfrage nach Schmuck und Silberwaren dürfte im Jahr 2021 zweistellig zulegen. Und auch für Silberinvestments erwartet das Silver Institute ein weiteres starkes Jahr. Die Nachfrage nach Barren und Münzen wird voraussichtlich den höchsten Jahreswert seit 2015 erreichen. Die Zuflüsse in ETPs werden wahrscheinlich nicht das Niveau des letzten Jahres erreichen, sollten aber historisch hoch bleiben.
Die Minenproduktion wird dieses Jahr voraussichtlich um 8 Prozent steigen. Insgesamt wird das Angebot, einschließlich Recycling, im Jahr 2021 um 8 Prozent steigen. Der aktuelle Bericht des Silver Institute erwartet, dass der Silberpreis noch in diesem Jahr auf bis zu 32 Dollar ansteigen wird. Im Durchschnitt werde der Preis 2021 um ein Drittel höher liegen als im vergangenen Jahr.
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