Immobilien

Wahlkampfthema Mieten: Streit um bezahlbares Wohnen geht weiter

Lesezeit: 2 min
11.06.2021 18:06
Das Zuhause setzt man nicht so schnell aufs Spiel: Viele Mieter sparen in der Krise eher anderswo, um keine Kündigung zu riskieren. Denn Wohnungen sind vielerorts nach wie vor knapp. Unklarheit herrscht weiter darüber, was dagegen zu tun ist.
Wahlkampfthema Mieten: Streit um bezahlbares Wohnen geht weiter
Um den Wohnungsnotstand zu beheben, müsste mehr gebaut werden... Aber nicht nur Büros. (Foto: Pixabay)

Drei Monate vor der Bundestagswahl geht die Debatte darum weiter, wie Wohnungsknappheit, steigenden Baukosten und hohen Mieten beizukommen ist. „Machen Sie das bezahlbare Wohnen zu Ihrem Top-Thema“, forderte Mieterbund-Präsident Lukas Siebenkotten die nächste Kanzlerin oder den nächsten Kanzler auf. Klimaschutz und Soziales müssten verknüpft werden.

Die Corona-Krise ist in Deutschland aber offenbar noch nicht zur Wohnungskrise geworden: Mieterhaushalte zahlen nach Angaben von Eigentümerverbänden weiter verlässlich ihre Miete. Es gebe keine vermehrten Kündigungen oder gar Zwangsräumungen, sagte Kai Warnecke, Präsident des Eigentümerverbands Haus und Grund. „Die Sicherungssysteme in unserem Land, sie funktionieren.“

Auch regionale Vermieterverbände und der Zentrale Immobilien-Ausschuss (ZIA) registrierten keinen Anstieg der Kündigungen wegen Mietrückständen. Bei seinen Bestandshaltern machten diese wie vor der Krise zwischen null und zwei Prozent der Kündigungen aus, hieß es beim ZIA.

Der Immobilienexperte des arbeitgebernahen Instituts der deutschen Wirtschaft, Michael Voigtländer, bilanzierte, Mieter hätten im vergangenen Sommer auch nicht verstärkt von der Möglichkeit Gebrauch gemacht, die Miete zu stunden. Einen Grund sieht er darin, dass die Haushalte an anderer Stelle weniger Geld ausgaben – etwa beim Urlaub, beim Ausgehen und anderen Freizeitangeboten. Monatelang gab es wegen der Corona-Beschränkungen dafür kaum Möglichkeiten.

Neubauten gefordert

SPD-Kanzlerkandidat Olaf Scholz sprach sich unterdessen beim Tag der Bauindustrie für mehr Neubau aus. „Wir brauchen in Deutschland jedes Jahr etwa 400.000 Wohnungen, davon 100.00 als geförderte Wohnungen.“ Vergangenes Jahren waren etwa 300 000 neue Wohnungen fertig geworden. Die Bauindustrie verlangte dazu ein einfacheres Baurecht und mehr Möglichkeiten, in Serie und in Modulen zu bauen.

Als Regierungschef wolle er zudem durchsetzen, dass allein die Vermieter die Kosten durch den CO2-Preis tragen müssen, sagte Scholz beim Mietertag des Mieterbundes. Die schwarz-rote Bundesregierung hatte sich zuletzt auf eine Aufteilung geeinigt, wonach Mieter und Vermieter je die Hälfte übernehmen sollen. Seit Jahresbeginn fällt für Öl und Gas ein CO2-Preis in Höhe von 25 Euro pro Tonne CO2 an, der den Klimaschutz fördern soll.

Grünen-Chef Robert Habeck nannte drei Prioritäten grüner Wohnungspolitik: energetische Sanierungen, mehr bezahlbarer Wohnraum und ein besserer Schutz von Mietern vor Mieterhöhungen. Investitionen unter anderem von drei Milliarden Euro jährlich für sozialen Wohnungsbau will seine Partei mit einer Lockerung der Schuldenbremse stemmen. So soll es laut Habeck in zehn Jahren eine Million mehr Sozialwohnungen geben. Er erläuterte, dieser Wert solle unter dem Strich übrig bleiben, wenn man Wohnungen gegenrechne, die aus der Preisbindung fielen. Ende 2019 gab es in Deutschland noch knapp 1,14 Millionen Sozialwohnungen.

Beim Zentralverbandstag von Haus und Grund sprach sich auch der Kanzlerkandidat von CDU und CSU, Armin Laschet, für mehr Neubau aus. Einen Mietendeckel, wie von SPD, Grünen und Linken gefordert, lehnt er ab. Neue Gesetze seien nicht nötig, sagte Laschet. „Wohnungen entstehen nicht durch Ideologie, sondern durch Förderung derer, die bereit sind, in Wohnungen zu investieren.“

Lieferengpässe bei Kunststoff, Holz und Stahl könnten den Boom auf dem Bau jedoch bremsen. „Das tut allen Baubetrieben im Augenblick weh“, sagte der Präsident des Hauptverbands der Deutschen Bauindustrie, Peter Hübner, am Donnerstag. Die Unternehmen müssten für das Material 40 Prozent mehr ausgeben als gewohnt.

Trotz eines historisch hohen Auftragsbestands könne dies die Prognose für dieses Jahr beeinträchtigen, sagte Hübner. Bislang geht der Verband davon aus, dass der Branchenumsatz 2021 real auf dem hohen Vorjahresniveau von 6,1 Milliarden Euro bleibt.

***

Altersvorsorge-neu-gedacht.de ist eine Publikation von Bonnier Business Press Deutschland und ist Ratgeber zu den Themen Vorsorge und Geldanlage.

ANG
Vorsorge
Vorsorge Rentenerhöhung ab Juli: 3,74 % mehr für über 21 Mio. Bezieher
06.05.2025

Gut 21 Mio. Rentnerinnen und Rentner in Deutschland bekommen ab dem 1. Juli 2025 höhere Bezüge: Die Pensionen werden um 3,74 Prozent...

ANG
Immobilien
Immobilien ImmoScout24-Mutter profitiert weiter vom Wohnraumboom
06.05.2025

Scout24 hat im ersten Quartal erneut von der hohen Nachfrage nach Wohnimmobilien profitiert: Der Umsatz stieg um 16 % auf knapp 158 Mio....

ANG
Geldanlage
Geldanlage Letzte Zuflucht Gold: Das Ende der Dollar-Dominanz?
29.04.2025

Das Vertrauen in den US-Dollar bröckelt – und Gold erlebt eine neue Blüte. Inmitten wachsender Zweifel an der Stabilität von...

ANG
Immobilien
Immobilien Haus am Meer: Diese Küstenorte bieten noch Chancen
29.04.2025

Die Immobilienpreise an der deutschen Nord- und Ostseeküste ziehen vielerorts wieder an. Ein Haus auf Sylt oder Norderney dürften sich...

ANG
Vorsorge
Vorsorge Krankenkassen: Für Reformen nicht auf Kommission warten
28.04.2025

Die gesetzlichen Krankenkassen fordern von der künftigen Bundesregierung umgehende Maßnahmen gegen steigende Sozialbeiträge. Der...

ANG
Börse
Börse DAX-Ausblick: Hält die Erholung an?
28.04.2025

Der weltweite Zollstreit dürfte auch in der kommenden Woche das Geschehen am deutschen Aktienmarkt prägen. "Aktuell ist alles an der...

ANG
Vorsorge
Vorsorge Geldvermögen auf Rekordniveau – aber ungleich verteilt
28.04.2025

Zum Jahresende 2024 erreichte das Geldvermögen der privaten Haushalte in Deutschland laut Bundesbank rund 9.050 Milliarden Euro, ein...

ANG
Vorsorge
Vorsorge Fast die Hälfte für den Staat – und was bleibt für deine Rente?
28.04.2025

Die sogenannte Staatsquote gibt an, wie viel Geld der Staat im Verhältnis zur gesamten Wirtschaftsleistung (Bruttoinlandsprodukt, kurz...