Vorsorge

Ökonomen wollen Renteneintrittsalter an Lebenserwartung koppeln

Lesezeit: 2 min
08.11.2021 17:12  Aktualisiert: 08.11.2021 17:12
Schon seit Jahren treten Ökonomen für ein längeres Arbeitsleben ein. Künftig solle es eine automatische Anpassung des Renteneintrittsalters an die jeweilige Lebenserwartung geben, so der neueste Vorschlag.
Ökonomen wollen Renteneintrittsalter an Lebenserwartung koppeln
Wie lange müssen wir in Zukunft arbteiten? (Foto: Pixabay)

Mitten in den Koalitionsverhandlungen haben sich Ökonomen für ein höheres Renteneintrittsalter ausgesprochen. Um die gesetzliche Rentenversicherung langfristig zu stabilisieren, sollte das Renteneintrittsalter ab dem Jahr 2031 angehoben und an die Entwicklung der ferneren Lebenserwartung gekoppelt werden, heißt es in einer Anfang November vorgestellten Studie des wissenschaftlichen Beirats der Stiftung Marktwirtschaft, des Kronberger Kreises. Mitglied ist unter anderen der frühere Vorsitzende der „Wirtschaftsweisen2, Lars Feld.

Es solle eine automatische Kopplung des Renteneintrittsalters an die künftige Lebenserwartung geben, sagte Berthold Wigger vom Karlsruher Institut für Technologie. Die schrittweise Erhöhung des Renteneintrittsalters auf 67 Jahre werde absehbar nicht ausreichen, um aufgrund des demografischen Wandels Mehrbelastungen auszugleichen. Der Reformdruck werde in den kommenden Jahren deutlich steigen, wenn die sogenannten Babyboomer-Jahrgänge in Rente gehen. Wie hoch genau das Eintrittsalter steigen soll, sagte er nicht.

Rente mit 68?

Für große Aufregung hatten im Sommer Vorschläge des Wissenschaftlichen Beirats beim Bundeswirtschaftsministerium über eine Reform hin zur Rente mit 68 gesorgt. Nach geltender Rechtslage wird die Altersgrenze für die Rente ohne Abschläge bis 2029 schrittweise von 65 auf 67 Jahre angehoben.

Feld kritisierte die bisherigen Ankündigungen von SPD, FDP und Grünen, die über eine neue Regierung verhandeln, zur Zukunft der Sozialsysteme als nicht ausreichend. Er habe den Eindruck, dass es in der Sozialpolitik ein „Durchlavieren“ gebe. Die drei Parteien hatten in ihrem Sondierungspapier festgehalten, es werde keine Anhebung des gesetzlichen Renteneintrittsalters geben. Weiter hieß es, es solle in eine teilweise Kapitaldeckung der Rentenversicherung eingestiegen werden.

Kritik an Vorschlag

DGB-Vorstandsmitglied Anja Piel sagte, die „Ampel“-Verhandler hätten klug vereinbart, das Renteneintrittsalter nicht zu erhöhen (hier lesen Sie, was die Ampel mit der Rente vorhat). „Unter Wirtschaftswissenschaftlern wird es immer solche geben, die Vorschläge zu Rentenkürzungen machen, denn nichts anderes wäre ein Heraufsetzen des Rentenalters. Wenn Wissenschaftler das wollen, können sie ihre Schreibtischjobs schon jetzt bis 75 ausüben. Aber wer hart arbeitet, hat eine deutlich geringere Lebenserwartung und bezieht deshalb kürzer Rente – wenn er oder sie die Rente überhaupt erlebt.“ Ein höheres Rentenalter wäre für Beschäftigte in der Pflege, auf dem Bau oder in Fabriken keine Option.

Der Kronberger Kreis forderte weiter, den sogenannten Nachholfaktor in der Rentenformel wieder einzusetzen – als kurzfristig wirksame Maßnahme, um Ausgabensteigerungen einzudämmen. Nach einer Renten-Nullrunde in diesem Jahr vor dem Hintergrund der Corona-Krise können sich die Rentnerinnen und Rentner im kommenden Jahr voraussichtlich auf steigende Bezüge einstellen. Feld erwartet eine Steigerung von 5,5 Prozent. Bei einer Wiedereinsetzung des Nachholfaktors wären es Steigerungen von etwa 2,5 Prozent. Der Kronberger Kreis ist eine Vereinigung wirtschaftsliberaler Hochschulprofessoren.

***

Altersvorsorge-neu-gedacht.de ist eine Publikation von Bonnier Business Press Deutschland und ist Ratgeber zu den Themen Vorsorge und Geldanlage.

ANG
Geldanlage
Geldanlage Börse Frankfurt-News: ETFs: Jetzt "America first"
01.07.2025

Lieber europäische als US-amerikanische Aktien? Das ist vorbei. Im Moment kommen US-Werte besser an. Außerdem bleiben Rüstungs-ETFs...

ANG
Vorsorge
Vorsorge Experten fordern: Ältere Menschen besser vor Hitze schützen
01.07.2025

Ältere Menschen sind bei starker Hitze besonders gefährdet. Beim Schutz dieser Gruppe hat Deutschland einer Analyse zufolge deutlichen...

ANG
Vorsorge
Vorsorge Krankenkassen schlagen Alarm: Zusatzbeiträge könnten deutlich steigen
01.07.2025

Die gesetzlichen Krankenversicherungen (GKV) warnen vor Druck zu neuen Beitragserhöhungen ohne eine rasche Bremse für steigende Koste

ANG
Immobilien
Immobilien Wohnen bleibt Luxus: Immobilienpreise steigen weiter deutlich
30.06.2025

Die Preise für Wohnimmobilien in Deutschland sind erneut gestiegen. Laut dem Statistischen Bundesamt lagen die Kaufpreise für Häuser und...

ANG
Börse
Börse Northvolt-Insolvenz: Staatliche Förderung im Fokus des Haushaltsausschusses
24.06.2025

Die Insolvenz des schwedischen Batterieherstellers Northvolt hat nun auch politische Konsequenzen auf Bundesebene: Am Mittwoch befasst sich...

ANG
Geldanlage
Geldanlage Deutschlands herrenlose Konten: Bundesregierung will auf Gelder von Privatkonten zugreifen
24.06.2025

Union und SPD möchten jetzt an die Ersparnisse ran: Guthaben von inaktiven Konten sollen dem Staat zugeschlagen werden, um einen Fonds...

ANG
Vorsorge
Vorsorge Neuer Tarifvertrag stärkt Altersvorsorge für Filmschaffende
23.06.2025

Nach jahrelangen Verhandlungen wurde nun ein entscheidender Fortschritt erzielt: Die Gewerkschaft Verdi, die Schauspielergewerkschaft BFFS...

ANG
Geldanlage
Geldanlage 10.000 Euro investieren: Wie man mit Strategie ein stabiles Anlageportfolio aufbaut
17.06.2025

Mit 10.000 Euro Vermögen starten? Experten raten zu Diversifikation, ETF-Strategien, Anleihen und Zukunftsthemen wie KI, Verteidigung,...