Geldanlage

Themen-ETFs: Eine sinnvolle Geldanlage?

Lesezeit: 6 min
28.02.2022 18:34  Aktualisiert: 28.02.2022 18:34
Passive Fonds zu Trendthemen wie Wasserstoff, erneuerbaren Energien oder Cybersicherheit sind beliebt. Doch ist es auch klug, in solche Produkte zu investieren?
Themen-ETFs: Eine sinnvolle Geldanlage?
Eine Regel bei der Geldanlage ist: Nicht alle Eier in einen Korb legen. Doch genau das ist das Prinzip bei einem Themen-ETF. (Foto: iStock.com/unpict)
Foto: unpict

Laut dem Marktforschungsunternehmen Morningstar war der iShares Global Clean Energy (ISIN: IE00B1XNHC34) der beliebteste Themen-ETF im Jahr 2020. Insgesamt steckten zum damaligen Zeitpunkt fast 5,5 Milliarden US-Dollar in dem Blackrock-Fonds. Die hohen Zuflüsse dürften der damaligen Performance geschuldet gewesen sein: Allein im Jahr 2020 erhöhte sich der Wert des Fondsvermögens um +120 Prozent. In den letzten 12 Monaten schmierte der ETF aber ab – das Minus betrug fast 40 Prozent. Das Fondsvermögen sank auf 4,6 Milliarden US-Dollar.

Was ist ein ETF?

Ein Exchange Traded Funds (börsengehandelter Fonds) unterscheidet sich von klassischen Investmentfonds durch den Vertriebsweg. Der ETF-Anbieter verkauft die Fondsanteile nicht direkt an den Endkunden, sondern der Vertrieb verläuft über ein System von Zwischenhändlern. Dadurch entfallen Vertriebskosten wie Provisionen an Finanzberater oder Ausgabeaufschläge.

Außerdem bildet ein ETF meist bloß einen Index wie den Dax nach. Der ETF kauft die Titel aus dem Index und passt die Gewichtungen der Indexentwicklung entsprechend laufend an. Es gibt also keinen Fondsmanager, der aktiv entscheidet, welche Titel gekauft werden. Dadurch sind die Nebenkosten sehr gering: Sie belaufen sich in der Regel pro Jahr auf 0,1 bis 0,3 Prozent der Anlagesumme. Bei aktiven Aktienfonds kann die Total Expense Ratio (TER) schon einmal 1,5 bis 2 Prozent betragen. Klassische ETFs investieren in breit gestreute Indizes wie den Weltaktienindex MSCI World oder den S&P 500. Themen-ETFs investieren in Nischenbereiche, von denen Anleger eine Überperformance erwarten.

Wie verbreitet sind Themen-ETFs in Deutschland?

Jeder fünfte ETF war im Jahr 2020 ein Themen-ETF, berichtete eine Studie des Vergleichsportals Extraetf.com. Neun Prozent aller in Aktien-ETFs investierten Gelder flossen in Themen-ETFs. Das waren zwei Prozentpunkte mehr als im Vorjahr.

Wie performen Themen-ETFs?

Forscher der Ohio State University und der Universität der italienischen Schweiz fanden heraus, dass Themen-ETFs in den ersten fünf Jahren nach Auflage schwächer performten als ein breiter Marktindex. Die risikogewichtete Underperformance betrug demnach -3,1 Prozent nach Abzug aller Gebühren. Die Wissenschaftler untersuchten 1086 ETFs, die zwischen 1993 und 2019 gehandelt wurden. Laut der Studie von Extraetf.com blieben Themen-ETFs in den drei Jahren bis November 2020 hinter dem MSCI World zurück. Die Unterperformance betrug -6,7 Prozent. Die Studie untersuchte alle ETFs, die in Deutschland zum Vertrieb zugelassen wurden. Einzelne Trends konnten in dem Drei-Jahres-Zeitraum aber auch Überrenditen erzielen – ganz vorne lagen alternative Energien (+116 Prozent), Cybersicherheit (+78,7 Prozent) und Gold (+67,5 Prozent).

Welcher Anlegertyp investiert in Themen-ETFs?

Laut den Forschern aus den USA und der Schweiz sind es vor allem unerfahrene und uninformierte Investoren, die Themen-ETFs kaufen. Sie extrapolierten Gewinne aus der Vergangenheit in die Zukunft und nähmen häufiger Titel ins Depot, die zuvor gehypt wurden oder sich sehr gut entwickelt hätten. Wenn diese Anleger einsteigen, seien die Wertpapiere aber bereits überbewertet und würden nach einiger Zeit wieder an Wert verlieren, berichten die Forscher.

Wie hoch sind die Kosten?

Laut Extraetf.com müssen sich Anleger auf höhere Kosten einstellen. Die TER lag bei den fünf teuersten Themen zwischen 0,75 und 0,86 Prozent. Zum Vergleich: Bei ETFs auf den MSCI World lag die Kostenquote bei 0,28 Prozent der Anlagesumme, beim S&P 500 sogar bloß bei 0,14 Prozent. Laut einer Untersuchung der Hochschule Luzern liegt der Median der laufenden Kosten bei nachhaltigen, thematischen ETFs bei 0,45 Prozent. Bei nachhaltigen ETFs ohne thematischen Fokus war er deutlich geringer bei 0,23 Prozent.

Sind Themen-ETFs gut zur Diversifikation?

Anleger holen sich mit Themen-ETFs Klumpenrisiken ins Depot. Oftmals enthalten spezialisierte ETFs weniger als 100 Titel und die zehn größten Positionen haben einen hohen Portfolio-Anteil, berichtet Extraetf.com. Zum Vergleich: Der MSCI World investiert in fast 1600 Unternehmen aus 23 Industrieländern. Wenn sich ein Land oder eine Branche schwach entwickelt, ist ein Anleger kaum betroffen (außer es betrifft die USA, da bei internationalen ETFs hier fast immer eine Übergewichtung vorliegt). Außerdem fokussieren sich Themen-ETFs häufig auf Branchen, die in der Vergangenheit outperformt haben. Diese sind in den vielen Indizes, die nach Börsenwert gewichten, ohnehin übergewichtet. Ein Beispiel: Laut dem Finanzinformationsdienstleister Morningstar fließen die meisten Gelder in Tech-ETFs. Google, Apple und Co. sind aber auch im MSCI World bereits mit über 20 Prozent gewichtet, weil US-Techtitel extrem stark in den vergangenen Jahren performt haben.

Was sind weitere Gefahren?

Themen-ETFs werden vergleichsweise oft geschlossen. Das erhöht den Verwaltungsaufwand für Anleger und kann steuerliche Nachteile mit sich bringen. Laut Morningstar waren bloß 45 Prozent aller Themen-ETFs im Jahr 2020 noch aktiv, die vor 2010 eröffnet wurden.

Welche Absichten verfolgt die Finanzbranche mit Themen-ETFs?

Bei normalen ETFs ist die Konkurrenz zwischen den Anbietern groß. Das drückt die Verwaltungsgebühren und somit die Gewinnspannen nach unten. Mit Themen-ETFs können sich die Anbieter voneinander absetzen und höhere Preise verlangen. Dabei bauen sie Themen-ETFs gezielt um „heiße Aktien“, die besonders gehypt sind und sich in der Vergangenheit sehr gut entwickelt haben. „Diese spezialisierten ETFs werden häufig als ,nächstes großes Ding‘ für Anleger beworben, die von der Wertentwicklung der einzelnen Aktien in der Vergangenheit beeindruckt sind“, sagt einer der Studienautoren der Ohio State University. Doch wenn der Themen-ETF auf den Markt komme, seien die Titel meist bereits überbewertet.

Macht ein Themen-ETF Sinn?

Martin Hackler von der Vermögensberatung Hackler & Hoffmann rät von Themen-ETFs ab. „Niemand weiß, welche Branchen und Unternehmen in den kommenden Jahren outperformen werden“, erklärt der Anlageberater. Mit Themen-ETFs hole man sich bloß Klumpenrisiken ins Depot. Sinnvoller sei es, in ein weltweit diversifiziertes Aktienportfolio zu investieren, mit dem Ziel näherungsweise die gesamte Weltwirtschaft abzubilden. Der Aktienanteil könne dabei zum Beispiel bei 80 Prozent liegen, die übrigen 20 Prozent könnten aus ausfallsicheren Staatsanleihen als Investitionsreserve bestehen.

Und wer doch Themen-ETFs kaufen möchte?

Manche Anleger betreiben ein Zocker-Depot. Wer mindestens zehn Prozent des Nettoeinkommens in einem passiven Depot für die Altersvorsorge zurücklegt, kann überschüssiges Geld in Themen-ETFs investieren.

                                                                            ***

Elias Huber arbeitet als freier Journalist in Frankfurt am Main und schreibt vor allem über Konjunktur, Edelmetalle und ETFs sowie die ökonomische Lehre der Österreichischen Schule. 

ANG
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