Das Rentensystem kann getrost als gescheitert bezeichnet werden, da es unverändert und scheinbar ungeachtet des unaufhaltsamen demografischen Wandels auf dem sogenannten Generationenvertrag basiert. Letzterer legt fest, dass die Renten und Pensionen durch die erwerbsfähige Bevölkerung gedeckt werden. Das mag in der Vergangenheit gut funktioniert haben. Die nächsten Jahre und Jahrzehnte werden die gesamte Struktur mit hoher Wahrscheinlichkeit jedoch ins Wanken bringen. Clevere Bürger sehen sich deshalb schon heute nach smarten Alternativen um, die die eigenen Altersbezüge absichern können. In den Fokus geraten dabei immer häufiger Dividenden.
Doch an Aktien trauen sich viele trotz der offensichtlichen Vorteile nicht ran. Sie seien zu riskant und verlustanfällig, lautet dann ein oft gehörtes Manko. Zu leugnen sind eine gewisse Volatilität sowie ein nicht zu unterschätzendes Risiko zwar nicht. Allerdings fallen sie in der Gesamtheit nicht derart stark ins Gewicht, als dass man sich gänzlich von der Börse fernhalten sollte. Immerhin gelten Dividenden manchem inzwischen als der bessere Zins, der nicht selten auch den vermeintlich sicheren und lukrativen Anleihen vorgezogen wird.
Bevor nun darauf eingegangen wird, welche Renditen von Aktien durchschnittlich erwartet werden dürfen und vor allem ob es dabei zu signifikanten Unterschieden kommen kann, sollte geklärt werden, was man unter Dividenden eigentlich versteht. Das ist relativ simpel zu erläutern.
Was sind Dividenden?
Erfolgreiche Unternehmen, die hier als nachhaltig gewinnerzielende definiert werden, können einen Teil ihrer generierten Profite an die Eigentümer, also an die Aktionäre, ausschütten. Manchmal schreibt ein Konzern aufgrund unterschiedlichster Faktoren rote Zahlen, verzichtet aber dennoch nicht auf die Zahlung einer Dividende. Erklärt werden kann dies zum Beispiel durch eine Art Tradition, die es dem Unternehmen gebietet, auch in schweren Zeiten an die Aktionäre zu denken. Das über diese Art und Weise aus einer Firma hinausfließende Kapital kann allerdings nicht mehr für interne Investitionen herangezogen werden, die sich teilweise als profitabler enttarnen.
Einige börsenaffine Personen verfahren an den Kapitalmärkten nun mit einer Dividendenstrategie, die ganz individuell ausgearbeitet werden kann und somit verschiedene Aspekte berücksichtigt. Ziel ist in den allermeisten Fällen jedoch, wiederkehrende Einnahmen zu verzeichnen, ähnlich wie man es bei einem Zins gewöhnt ist. Im Gegensatz zu letztgenanntem präsentieren sich die Dividenden aber nicht immer konstant und sind auch nirgends festgelegt. Sie können schwanken, sollten bei gut wirtschaftenden Konzernen mit der Zeit jedoch sukzessive ansteigen. Gesellen sich dann noch Kurssteigerungen dazu, schlägt die Kombination aus Dividende und Aktiengewinn andere Anlageklassen häufig um Längen.
Zwei wesentliche Kriterien, die für viele Investoren bei der Auswahl der richtigen Dividendentitel eine maßgebliche Rolle spielen, sind einerseits die sogenannte Dividendenrendite und andererseits die Konstanz der Ausschüttungen. Manche Konzerne beteiligen ihre Eigentümer schon seit vielen Jahrzehnten an den Firmeneinnahmen – in guten wie in schlechten Zeiten.
Was ist die Dividendenrendite?
Die oben kurz erwähnte Dividendenrendite setzt sich im Übrigen aus der aktuell gezahlten Dividende (z.B. 0,50 Euro je Anteil) geteilt durch den gegenwärtigen Kurswert (z.B. 20 Euro je Anteil) zusammen. Im genannten Beispiel betrüge die potenzielle Dividendenrendite somit 2,5%, was vor allem für deutsche Werte als Standard angesehen werden kann. Für das Szenario, dass die Aktie steigt (z.B. auf 25 Euro je Anteil), die Dividende selbst allerdings stagniert, müsste sich ein Anleger mit einer Rendite von nur 2% zufriedengeben. Damit Ausschüttungen für den eigenen Geldbeutel wirklich lukrativ sind, sollte die Dividendenrendite im besten Fall konstant und parallel mit der Aktie ansteigen. Nur verhältnismäßig wenigen Unternehmen gelingt dies in der Praxis jedoch über ausreichend lange Zeiträume.
Auf der Suche nach spannenden Titeln, die der Rente durch möglichst gut planbare Zuzahlungen in Form von Dividenden unter die Arme greifen können, sollten Investoren ihren Blick auch auf ausländische Märkte richten. Diese zeigen im Vergleich zur heimischen Börse nicht selten bessere Chancen auf. Im Zuge der jüngsten Entwicklungen sind in puncto Dividendenrendite vor allen Dingen chinesische Aktien von Bedeutung.
Der dortige Kapitalmarkt wurde aufgrund zahlreicher Regulierungen in den zurückliegenden Monaten stark zurückgeworfen. Dabei haben sich die Ertrags- und Wachstumsaussichten der meisten Konzerne nicht verschlechtert, sondern sind auf unverändert hohem Niveau. Diese Diskrepanz, die nun teils außerordentlich hohe Dividendenrenditen im zweistelligen Prozentbereich bietet, scheint eine echte Chance für smarte Anleger zu sein. Derweil belaufen sich die besten Dividendenrenditen hiesiger Unternehmen auf knapp 7%, was zwar ebenfalls stark ist, im Vergleich zu manchem Konkurrenten aber dennoch hinterherhinkt.
Mehrere Faktoren beachten
Trotz allem ist es ratsam, nicht nur der einen Kennzahl hinterherzujagen. Das kann im schlimmsten Fall sonst böse ausgehen. Zum Beispiel sollten Investoren auf der Suche nach der passenden Dividendenaktie mindestens auch die Ausschüttungsquote im Auge behalten. Beträgt diese nämlich mehr als 100%, bedeutet dies nichts anderes, als dass das an die Aktionäre verteilte Kapital an die unternehmenseigene Substanz geht. Wird ein solches Vorgehen Jahr für Jahr praktiziert, ist die Grundlage für weitere Zahlungen früher oder später entzogen, da der Firma stets mehr entnommen als Gewinn erwirtschaftet wird. Auch wenn hohe Dividenden auf den ersten Blick verlockend aussehen möchten, ist eine genauere Untersuchung dieser in den meisten Fällen das wirklich gute Investment. Um nochmals auf die oben erwähnten und empfohlenen chinesischen Titel zurückzukommen, sei gesagt, dass der Großteil dieser Aktien zurzeit Payout Ratios von knapp 30% aufweisen. Das darf auf breiter Front als sehr vernünftig angesehen werden, wobei es natürlich auch hier zu branchentypischen Unterschieden kommt.
Einen weiteren Tipp, den insbesondere Anfänger auf dem Börsenparkett berücksichtigen sollten, besteht in der Analyse der Risiken einzelner Unternehmen. Glücklicherweise muss man diese Aufgabe nicht zwingend selbst übernehmen. Führende Ratingagenturen und deren Experten schätzen die potenziellen Gefahren ein und teilen ihre Ergebnisse anschließend auf transparente Art und Weise mit. So bekommen auch Laien einen simplen Überblick darüber, welche (Dividenden-)Anlagen vergleichsweise hohe Ausfallrisiken bergen und können dementsprechend handeln.
Index für deutsche Dividendenzahler
Wem die ausländischen Börsen dennoch nicht ganz geheuer sind, aber trotzdem möglichst hohe Dividenden beziehen möchte, sollte zumindest den DivDAX im Hinterkopf behalten. Wie der etwas sperrige Name vielleicht bereits vermuten lässt, handelt es sich hierbei um einen speziellen Index, der die fünfzehn DAX-Unternehmen mit den höchsten Dividendenrenditen enthält. Häufig vertretene Kandidaten sind unter anderem die Allianz, BASF oder auch BMW und Mercedes-Benz. Im Frühjahr 2018 betrug die durchschnittliche Dividendenrendite des DivDAX immerhin 3,82%, wobei einzelne Aktien noch weitaus höhere Werte vorbrachten. Ein fairer Einwand dabei ist jedoch, dass die Dividendenrendite alleine wenig aussagekräftig ist. Brechen die fünfzehn herangezogenen Aktien des DivDAX nämlich ein, dürfte für die Anleger am Ende ein ernüchterndes Gesamtresultat bleiben.
Am Ende muss aber klar hervorgehoben werden, dass eine Dividendenstrategie nicht vorrangig auf Kursgewinne abzielt. Diese sind zweifelsohne ein nettes Anhängsel, dürfen in diesem Fall aber nicht das Hauptargument für oder gegen bestimmte Titel sein. Ein kleiner Fakt zum Abschluss. Selbst ohne Berücksichtigung der Dividenden hat der DivDAX in den vergangenen Jahren besser performt als sein großer Bruder.