Deutschland, deine Rente. Sicher ist sie in wenigen Jahren wohl nur noch für die allerwenigsten. Um das Vorsorgesystem irgendwie doch noch zu stabilisieren, werden seit einiger Zeit unterschiedliche Vorschläge laut. Vor allem die Pläne von Ökonomen und Arbeitgebervertretern stoßen dabei aber auf wenig Zustimmung. Sonderlich attraktiv klingt eine 42-Stunden-Woche oder der Renteneintritt mit 70 Jahren schließlich nicht. Man könnte jedoch an verschiedenen Stellschrauben drehen.
Einführung eines staatlichen Pensionsfonds
Insbesondere die skandinavischen Staaten wie Norwegen oder Schweden machen es mit ihren Modellen bereits vor und fahren damit seit vielen Jahren sehr erfolgreich. Teils erreichten die Fonds zweistellige Zuwachsraten. Auch hierzulande wird diskutiert, ob eine sogenannte Aktienrente eingeführt werden soll. Vor allem der Koalitionspartner FDP setzt sich für diese Art der kapitalmarktbasierten Altersvorsorge ein. Bislang konnten jedoch noch keine nennenswerten Fortschritte beziehungsweise gar handfeste Ergebnisse erzielt werden. Dabei sind es gerade die globalen Börsen, die breit gestreut und mit ausreichend langem Anlagehorizont ungeahnte Chancen bieten. Dass das deutsche Rentensystem alleine dadurch in die richtigen Bahnen zurückgelenkt wird, ist zwar unwahrscheinlich. Ein großer Schritt in die richtige Richtung wäre es aber allemal.
Save more tomorrow Programm
Dieser Versuch stammt aus der Verhaltensökonomik und wurde ursprünglich von Richard Thaler und Shlomo Benartzi in verschiedenen Firmen durchgeführt. Grundsätzlich geht es darum, einen Teil ausgehandelter Gehaltssteigerungen zurückzulegen anstatt sie zu konsumieren und somit auf privatem Wege selbst für die Rente vorzusorgen. Damit soll quasi automatisch eine finanzielle Reserve aufgebaut werden, ohne aktiv oder bewusst auf Geld verzichten zu müssen. Vorhergehende Studien haben nämlich eindrucksvoll bewiesen, dass sich Menschen in der Gegenwart nur schwer einschränken können, obwohl sie aus einem solchen Verhalten spätere Vorteile ziehen würden. Um das Programm nachhaltig durchziehen zu können, wäre natürlich auch das Wohlwollen der Arbeitgeber gefragt. Grundvoraussetzung sind nun mal Lohnerhöhungen.
Freibeträge im Ruhestand
Bis ins nächste Jahr dürften Berechnungen zufolge 16,3% der hiesigen Rentner und Rentnerinnen von Armut bedroht sein. Nur wenigen wird es zudem gelingen, den bisherigen Lebensstandard über das Erwerbsleben hinaus aufrechtzuerhalten. Besonders diejenigen, die im Beruf ohnehin schon wenig verdient haben, kommen kaum in den Genuss, zu sparen beziehungsweise anderweitig Vorsorge zu treffen. Das aktuelle Grundproblem besteht darin, dass etwaige eigene Renteneinkünfte in vollem Umfang auf die Grundversicherung angerechnet werden. Würde man dieses Vorgehen einstellen oder zumindest nur Teile anrechnen, sollte auch die Sparbereitschaft in den betroffenen Personengruppen erhöht werden. Testläufe könnten hier erste brauchbare Ergebnisse liefern.
Rollenbilder neu denken
Dass vor allem Frauen im Alter vom Existenzminimum überleben müssen, geht auf vielfältige Gründe zurück. Einer der hauptausschlaggebenden dürfte aber nach wie vor das geringere, während des Berufslebens erwirtschaftete Einkommen sein. Viele Frauen bleiben nach der Geburt eines Kindes daheim und übernehmen die sogenannte Care-Arbeit, während es mehrheitlich der Mann ist, der die eigene Karriere vorantreibt. Stirbt irgendwann der besserverdienende Partner, lässt sich oftmals nur auf eine deutlich geringere Hinterbliebenenversorgung zurückgreifen. Private Rentenversicherungen zahlen Geld weiterhin nur dann aus, wenn es vertraglich explizit so vereinbart wurde. Ein Rentensplitting wischen den Eheleuten könnte ein Ansatz sein, um den umfassenden Herausforderungen passend zu begegnen.