Börse

Wie geht es eigentlich mit der Aktienrente weiter?

Lesezeit: 4 min
12.09.2022 10:43
Die FDP hatte die Aktienrente zu einem großen Thema ihres Wahlkampfes gemacht. Viel geworden ist daraus bislang aber nicht.
Wie geht es eigentlich mit der Aktienrente weiter?
Der Aktienmarkt könnte dem Rentenproblem entgegenwirken. (Foto: Pixabay)

Noch im Wahlkampf war sie eines der zentralen Themen, mit denen vor allem die Freien Demokraten Stimmung machten. Inzwischen scheint die Aktienrente allerdings ein wenig ins Hintertreffen geraten zu sein. Dabei ist die Problematik einer unzureichenden gesetzlichen Rente hierzulande präsenter denn je. Was wird jetzt also aus der kapitalmarktbasierten Altersvorsorge? Sind die Pläne etwa schon wieder auf Eis gelegt? Zuletzt haben sich wichtige Neuerungen ergeben.

Auch hier prescht erwartungsgemäß zunächst die FDP vor. Sie kündigte vor kurzem an, noch in diesem Jahr einen Gesetzesentwurf für die vielzitierte Aktienrente vorlegen zu wollen. Unter anderem Stephan Thomae, seines Zeichen FDP-Fraktionsgeschäftsführer, sagte dies in einem Interview mit der Augsburger Allgemeinen.

Die kapitalgedeckte Altersvorsorge sei seiner Meinung nach alleine schon deshalb notwendig, um die Renten der zukünftigen Generationen sicher und stabil zu gestalten. An den weltweiten Börsen seien die Gelder vor allem langfristig optimal angelegt, so der Politiker weiter. Die Bürger und Bürgerinnen würden auf diese Art und Weise außerdem von den langfristigen Gewinn- und Wachstumsperspektiven der Wirtschaft profitieren. Bislang sieht der Koalitionsvertrag vor, dass im ersten Schritt rund zehn Milliarden Euro an die gesetzliche Rentenversicherung als Kapitalstock für den Fonds fließen sollen.

Zuletzt immer wieder Debatten

An Krisen mangelt es derzeit nun wirklich nicht, im Gegenteil. Einer der größten davon dürfte aber nach wie vor der demographische Wandel sein, dessen fatale Auswirkungen auf die Volkswirtschaft schon heute immer deutlicher werden. Vertreter führender Wirtschaftsverbände hatten vor einigen Wochen unter anderem eine Erhöhung des Renteneintrittsalters sowie eine optionale Ausweitung der Wochenarbeitszeit gefordert, um gegenzulenken. Unter Sozialverbänden, Gewerkschaften und dem Großteil der befragten Arbeitnehmenden stieß dies allerdings auf Unverständnis und Ablehnung.

Eine verträglichere Lösung läge vermutlich in der nun wieder verstärkt diskutierten, aber insgesamt dennoch zu zurückhaltenden Aktienrente, die sich vor allem am schwedischen Modell orientieren soll. Vergessen werden darf dabei übrigens nicht, dass die Skandinavier schon vor Jahrzehnten mit der Umstellung auf ein kapitalmarktorientiertes Vorsorgemodell begannen. Während dieser Zeit konnte der Zinseszinseffekt natürlich bereits eine ungeheuerliche Wirkung erzielen, die es für Deutschland erst einmal aufzuholen gilt. Das dürfte allerdings extrem schwer, wenn nicht sogar unmöglich werden.

Einblicke in die Details

Vor allem die FDP, die als treibende Kraft hinter den Plänen einer aktienbasierten Rente auch in Deutschland gilt, führt die angedachte Strategie in ihrem Konzeptpapier recht ausführlich aus und verweist dabei des Öfteren auf Schweden als Paradebeispiel. Konkret schwebt den Freien Demokraten dabei ein verpflichtender Anteil von zwei Prozent des Bruttoeinkommens vor, der schließlich in den Kapitalmarkt investiert werden soll. Die Finanzierung würde wie bereits gewohnt je zur Hälfte von Seiten des Arbeitnehmers und des Arbeitgebers getragen werden. Gleichzeitig sehen die Pläne vor, dass ebenjene zwei Prozent von der aktuellen umlagefinanzierten gesetzlichen Rente abgezogen würden. Dadurch erhöhten sich die gesamten Beiträge also nicht.

Einen besonders großen Vorteil dieses Modells sieht die FDP derweil darin, dass erstmals auch Geringverdienende von den Chancen der globalen Aktienmärkte profitieren könnten und somit Unternehmensteilhabende werden würden. Als denkbar bezeichnet die Partei den Wunsch, auf freiwilliger Basis mehr als die obligatorischen zwei Prozent anzulegen. Des Weiteren sollten auch Einmalzahlungen ermöglicht werden, selbst für Nicht-Pflichtversicherte.

Bald bereit oder in ferner Zukunft?

Obwohl die Herausforderungen der gesetzlichen Rente in Deutschland mehr als offensichtlich sind und auch der demographische Wandel immer stärker drängt, kam es bislang zu keinem überragenden Konsens bezüglich der künftigen Altersvorsorgemodelle. Mit einer schnellen Lösung sollte auch zum aktuellen Zeitpunkt niemand ernsthaft rechnen.

***

Tim Krupka interessiert sich leidenschaftlich für das Thema Finanzen und Geldanlage an der Börse. Als freiberuflicher Autor unterstützt er das DWN-Team nun mit fundierten Berichten über alles, was dem eigenen Vermögen echten Mehrwert liefert.

 

ANG
Geldanlage
Geldanlage Finanzen 2025 meistern: 7 einfache Schritte für mehr finanzielle Sicherheit
20.11.2024

Die ständig wachsenden Lebenshaltungskosten – von Miete über Energie bis hin zu Lebensmitteln und Kfz-Versicherungen – setzen viele...

ANG
Geldanlage
Geldanlage Europas Sparer profitieren: Trade Republic gibt vollen EZB-Zins weiter
19.11.2024

Trade Republic erweitert sein Angebot: Mit der schrittweisen Einführung der Girokontofunktion können Kunden künftig Geld überweisen,...

ANG
Vorsorge
Vorsorge Altersarmut auf Rekordniveau: Millionen Senioren betroffen
19.11.2024

Altersarmut erreicht ein Rekordniveau: Über 3,2 Millionen Menschen ab 65 Jahren leben mit weniger als 60 Prozent des mittleren Einkommens....

ANG
Geldanlage
Geldanlage Reichtum erlangen: Fünf Wege, wie Ihr Geld für Sie arbeiten kann
12.11.2024

Reichtum allein durch Arbeit? Das ist selten. Dieser Artikel beleuchtet fünf Wege, wie Wohlstand aufgebaut werden kann – von Erbschaften...

ANG
Börse
Börse Goldpreis verliert nach US-Wahl an Boden - dennoch mehr Goldinvestoren
06.11.2024

Nach den turbulenten Wochen rund um die US-Wahl verzeichnet der Goldpreis am Mittwoch Verluste – das Interesse in Europa an...

ANG
Geldanlage
Geldanlage Commerzbank bekräftigt in Übernahmekampf Rekordziel
06.11.2024

Im Ringen mit der italienischen Großbank Unicredit will die Commerzbank mit guten Zahlen punkten. Im Sommer ging der Gewinn des...

ANG
Vorsorge
Vorsorge Altersarmut in Deutschland: Grundsicherung wird zur Belastung
06.11.2024

Die Ampel-Koalition kämpft mit großen Finanzlücken im Haushalt 2025 – besonders bei der Grundsicherung für einkommensschwache Rentner...

ANG
Vorsorge
Vorsorge Mit ABC den Schmerz bekämpfen – Kongress berät Möglichkeiten
22.10.2024

Viele Menschen leiden unter chronischen Schmerzen, doch es gibt nur wenige Therapiemöglichkeiten. Welche Rolle könnte ABC spielen? Auf...