Adel verpflichtet, lautet ein bekanntes Sprichwort. Adelige gibt es auch an der Börse. Als Dividendenaristokrat gilt ein Unternehmen, wenn es seit mehr als 25 Jahren ohne Unterbrechungen eine Dividende ausschüttet und diese auch noch jedes Jahr erhöht. Zum elitären Kreis der Dividendenaristokraten zählen vor allem US-Unternehmen, darunter etwa Fastfoodkette McDonald’s oder Pampers-Hersteller Procter & Gamble. Und auch für den Börsenadel gilt: Anlegerinnen und Anleger haben an die Börsenaristokratie hohe Erwartungen, jedes Jahr soll die Dividende aufs Neue steigen.
Hinter Dividendenaristokraten verbergen sich große etablierte Unternehmen, meist aus einer defensiven Branche mit einem hohem Burggraben. Denn wer es geschafft hat, über viele Jahre seine Dividende kontinuierlich zu steigern, der bietet ein Produkt an, auf das Verbraucherinnen und Verbraucher selbst in Krisenzeiten nicht verzichten können oder das es bei der Konkurrenz schlicht und ergreifend nicht gibt. Diese Beschreibung trifft sowohl auf den Dividendenadel aus der Konsumgüter-Branche zu (Coca-Cola, PepsiCo) zu, aber auch auf die Dividendenaristokraten unter den Pharmaunternehmen (Novo Nordisk) oder den Versorgern (PPG, American States Water). Allerdings wachsen die meisten Dividendenaristokraten nur noch in einem sehr gemächlichem Tempo. Rasante Kurszuwächse sind bei den Dividendenzahlern meist nicht erwarten.
Dividendenaktien aktuell gefragt
Im aktuellen Börsenumfeld rücken Dividendenausschütter für viele Anlegerinnen und Anleger wieder stärker in den Fokus. Ein Grund: Dividendenaktien haben sich in diesem Börsenjahr besser entwickelt als die großen Indizes wie der MSCI World oder S&P 500. Ein weiterer: Rezessionsängste und eine anhaltende Inflation belasten derzeit die Aktienkurse. Planbare Erträge in Form von Dividenden sind deshalb gefragt, die sich stabilisierend auf ein Portfolio auswirken. Ausschüttungen lassen viele Anlegerinnen und Anleger auch ruhiger schlafen, da die unabhängig von der Stimmung an den Börsen im Depot eintrudeln. Und ganz wichtig: Dividendenzahler bieten immer noch höhere Erträge als Anleihen aus dem US- Dollar- und Euro-Raum, obwohl deren Zinsen zuletzt wieder gestiegen sind.
Einen positiven Zusammenhang zwischen Dividenden und Aktienerträgen stellt auch eine aktuelle Studie von Allianz Global Investors fest. Ein Vergleich von Dividenden und Gewinnen seit 1960 der Unternehmen im US-Index S&P 500 zeigt laut der Allianz-Studie, dass die Unternehmensgewinne in diesem Zeitraum stärker schwankten als die Dividenden: „Während der letzten 10 Jahre war die Volatilität der Gewinne mit knapp 13 Prozent jährlich deutlich höher als die Schwankungen der Dividenden mit leicht mehr als 4 Prozent pro Jahr“, heißt es in der Studie mit dem Titel „Allianz GI Dividendenstudie 2022“.
Dividendenwerte: nicht ohne Risiken
Trotzdem: Ein Investment in Dividendenwerte bleibt ein Aktieninvestment, mit all seinen Risiken. Und das bedeutet: Die Dividende kann auch mal ausfallen oder gekürzt werden, wenn das Unternehmen in eine wirtschaftliche Schieflage gerät. Das zeigt auch eine Betrachtung des Aktienindex S&P 500. In Krisenzeiten wie zur weltweiten Finanzkrise 2008/09 oder 2020 zur Hochzeit der Coronapandemie gingen die Dividendenauszahlungen in dem Index leicht zurück. Auch macht es für Anlegerinnen und Anleger wenig Sinn, nur auf Dividendenwerte zu setzen. Denn bei Dividendenzahlern handelt es sich meist um Substanzwerte, also sogenannte Value-Aktien, die sich über die letzten fünf bis zehn Jahren schlechter entwickelt haben als Wachstumsaktien, die meist keine Dividende ausschütten.
Doch wie können Privatanlegerinnen und -anleger am besten in Dividendenwerte investieren? Wem die Auswahl dividendenstarker Einzelaktien zu aufwendig ist, der kann auf Dividenden-ETFs setzen. Mittlerweile gibt es mehr als ein Dutzend passiv investierender Fonds auf Dividendenaktien, die für Anlegerinnen und Anleger aus Deutschland in Frage kommen. Sie bieten oft stattliche Dividendenrenditen, teilweise über 5,0 Prozent. Aber: ETFs mit Dividendenstrategie gehen nach keinem einheitlichen Muster vor, so gut wie jeder ETF verfolgt einen eigenen Ansatz in der Auswahl seiner Aktien. Außerdem variieren die Anlageregionen der ETFs, genauso wie ihr Umgang mit den Erträgen: ausschüttende Dividenden-ETFs sind ebenso erhältlich wie thesaurierende. Wer in einen Dividenden-ETF investieren möchte, sollte deshalb genau hinsehen.
VanEck Morningstar Developed Markets Dividend Leaders ETF (ISIN: NL0011683594)
Der ETF des US-Gesellschaft VanEck investiert in Dividendenaktien aus den wichtigsten Industrieländern, darunter den USA, Frankreich, Deutschland und Japan. Der Indexfonds investiert in 100 Aktien. Zu seinen größten Werten zählen aktuell der Ölkonzern Exxon Mobil, das Pharmaunternehmen Abbvie und der Telekommunikationsdienstleister Verizon, alle aus den USA.
Damit der ETF Aktien eines Unternehmens kauft, muss dieses in den vergangenen fünf Jahren kontinuierlich seine Dividende erhöht haben. Die Firmen, in die der ETF investiert, dürfen außerdem nicht mehr als 75 Prozent ihrer Gewinne für die Ausschüttungen verwenden. Außerdem gilt: Unternehmen mit hoher Dividendenrendite sind prozentual höher im VanEck-ETF gewichtet als Titel mit niedriger Ausschüttungsrendite.
Derzeit bietet der Indexfonds nach Angaben von VanEck eine Dividendenrendite von stattlichen 5,40 Prozent. Auf Jahressicht legte der ETF um 11,4 Prozent zu, während der MSCI World gut sieben Prozent ins Minus schlitterte. Ein dickes Plus: Mit 0,38 Prozent pro Jahr sind die Gebühren dieses ETFs vergleichsweise günstig.
SPDR S&P Global Dividend Aristocrats ETF (ISIN: IE00B9CQXS71)
Hinter dem Kürzel SPDR (sprich: Spider) verbirgt sich die US-Fondsgesellschaft State Street Global Advisors. Sie ist ein Pionier unter den ETF-Anbietern und hatte bereits in den 1990er Jahren erste ETFs lanciert. Der SPDR-ETF ist fast zehn Jahre auf dem Markt und zählt damit zu den ältesten Dividenden-ETFs, in die deutsche Anlegerinnen und Anleger investieren können.
Der SPDR-ETF hat strenge Auswahlkriterien: Er investiert nur in Unternehmen, die seit mehr als zehn Jahren eine Dividende zahlen und diese in diesem Zeitraum nicht gesenkt haben. Außerdem müssen die Firmen eine hohe Eigenkapitalrendite aufweisen und positive Cashflows erwirtschaften. Das soll sicherstellen, dass die Dividenden nicht aus der Substanz bezahlt werden. Wie beim Konkurrenzprodukt von VanEck werden die Aktien nach der Höhe ihrer Dividendenausschüttungen gewichtet, maximal macht eine Position 3,0 Prozent im ETF-Portfolio aus.
Seine Gebühren sind mit 0,45 Prozent pro Jahr etwas höher als beim Dividenden-ETF von VanEck. Aktuell bietet der SPDR-ETF eine ordentliche Dividendenrendite von 4,87 Prozent. Mit einem Plus von 2,5 Prozent auf Jahressicht hat er sich allerdings schlechter entwickelt als andere Dividenden-ETFs.
iShares MSCI World Quality Dividend ESG ETF (ISIN: IE00BYYHSQ67)
Der Indexfonds des ETF-Marktführers BlackRock wählt seine Aktien aus dem bekannten MSCI-World-Index aus. Infrage kommen für den ETF nur Unternehmen, die in den letzten fünf Jahren ihre Dividende stetig gesteigert haben. Außerdem müssen die Firmen gewisse Mindestanforderungen an ihre Eigenkapitalrendite und Verschuldung erfüllen.
Anders als viele konkurrierende Dividenden-ETFs berücksichtigt der iShares-ETF Nachhaltigkeitskriterien in seiner Aktienauswahl. Ausgeschlossen sind (teilweise mit Toleranzschwellen) die Bereiche Rüstung, Kohle und Tabak. Außerdem spielen Klimaschutzkriterien in seiner Aktienauswahl eine Rolle: gegenüber dem MSCI World sollen die CO2-Emissionen auf Indexebene um ein Drittel niedriger sein.
Zu den größten Positionen des ETFs gehören aktuell der Softwarespezialist Microsoft sowie die Pharmaunternehmen Roche und Merck. Mit 3,40 Prozent fällt die Ausschüttungsrendite des ETFs etwas geringer als bei den anderen hier vorgestellten ETFs aus.
Vanguard FTSE All-World High Dividend Yield ETF (ISIN: IE00B8GKDB10)
Der Dividenden-ETF des US-Anbieters Vanguard ist fast zehn Jahren auf dem Markt und zählt mit einem Fondsvolumen von mehr als 2 Milliarden US-Dollar zu den Dickschiffen unter den Dividenden-ETFs. Mit mehr als 1.800 Aktien ist er sehr breit diversifiziert. Ein weiterer Pluspunkt: Er hält neben Werten aus den Industrieländern auch Titel aus aufstrebenden Volkswirtschaften wie China, Brasilien und Indien.
Im Fokus des Indexfonds sind Unternehmen mit hohem und mittlerem Börsenwert aus dem FTSE-All-World-Index. Der ETF investiert nicht in Immobiliengesellschaften und hält nur Wertpapiere von Unternehmen, die in den kommenden zwölf Monaten eine Dividende auszahlen wollen. Er setzt vor allem auf Finanz-, Gesundheits- und Konsumgüteraktien. Zu seinen größten Positionen zählen aktuell Pharmakonzern Johnson & Johnson, Ölförderer Exxon Mobil und die US-Bank JP Morgan. Die aktuell erwartete Ausschüttungsrendite des ETFs liegt bei 4,5 Prozent. Mit 0,29 Prozent fallen die Jahresgebühren des Indexfonds günstig aus.