Geldanlage

Rekord-Inflation: Wie investiert man in unbeständigen Zeiten?

Lesezeit: 5 min
31.10.2022 13:48  Aktualisiert: 31.10.2022 13:48
Historische Inflationsrekorde und eine mögliche weltweite Rezession: was sollen Anleger tun? Und wenn man nicht schon investiert ist, ist jetzt ein guter Zeitpunkt einzusteigen?
Rekord-Inflation: Wie investiert man in unbeständigen Zeiten?
In unsicheren Zeiten raten Experten konsequent zu investieren und einen kühlen Kopf zu bewahren. (Foto: iStock.com/peterschreiber.media)
Foto: peterschreiber.media

Es sind schon ganz verrückte Zeiten: Historische Inflationsrekorde, Marktschwankungen, eine schrumpfende Weltwirtschaft und eine mögliche weltweite Rezession. Und bei den Banken steigen aufgrund der Zinswende jetzt wieder die Zinsen für Tages-und Festgeld. Dies alles vor dem Hintergrund der Pandemie, der anhaltende Krieg in der Ukraine und die globale Energiekrise.

Viele Anleger werden mit Schock auf ihre Aktienportfolios schauen und sich fragen, was sie jetzt tun sollen. Andere, die noch nicht investiert sind, fragen sich vielleicht, ob jetzt ein guter Zeitpunkt ist für den Einstieg.

Schwankende Märkte

Mit all diesen Unsicherheiten kann keiner vorhersagen, wie sich die Aktienmärkte in der nahen Zukunft verhalten werden. Das macht es natürlich schwieriger, Entscheidungen zu treffen.

Aber etwas wissen wir: Aktienmärkte sind in der Regel der Wirtschaft voraus und mögliche Zukunftsszenarien sind bereits in den Aktienkursen eingepreist.

Was also tun? Wenn man die Richtung vom Dax und anderen Welt-Indizes beobachtet, und dann noch weiß, dass viele Probleme von der Corona-Krise und dem Krieg in der Ukraine erst nächstes Jahr noch auf uns zukommen werden (hohe Inflation, unterbrochene Lieferketten und Produktionsengpässe, die zu noch teuren Preisen führen), dann möchte man als Anleger am liebsten alles verkaufen, um wenigstens das Geld zu sichern, was man noch hat.

Keine Panik-Verkäufe!

Keine gute Idee! Aktien teuer zu kaufen und billig zu verkaufen ist auf jeden Fall nicht ratsam und ein klassischer „Beginner“-Fehler.

Branchenexperten sind sich einig, dass – unabhängig von der Richtung, die der Markt einschlägt – es Sinn macht, in unbeständigen Zeiten weiter investiert zu bleiben. Auch wenn es unlogisch erscheint, weiterhin Geld zu investieren, wenn es in Zeiten der Marktvolatilität an Wert verliert, führt dies langfristig wegen der Auswirkung des Zinseszinseffekt zu höheren Gewinnen.

Anlagehorizonte sind wichtig

Experten weisen darauf hin, dass, egal, wie stark Aktienkurse fallen, Anlagen nicht wirklich Geld verlieren, solange man die Verluste nicht realisiert (also die Anlagen verkauft). In der nahen Zukunft kann der Wert eines Portfolios sinken, aber die Anlagen werden hoffentlich wieder an Wert gewinnen, wenn sich der Markt erholt. Für langfristigen Anleger ist es daher sinnvoll, die Marktvolatilität auszusitzen.

Laut Nick Katzke, Leiter von Portfoliolösungen bei Satrix, einem Anbieter von börsengehandelten-ETFs und Investmentfonds, sollte man bei Investitionen immer einen mittel- bis langfristigen Anlagehorizont haben von fünf bis zehn Jahren.

In einem Interview mit Finanzmedien-Gruppe Moneyweb, sagte Katzke mit diesem Anlagehorizont sei der Investment-Einstiegszeitpunkt weniger wichtig. „Wir betonen immer, dass es wichtig ist, konsequent zu investieren und jeden Monat Geld beiseitezulegen, so dass die Einstiegszeitpunkte über einen Zeitraum von fünf (bis zehn) Jahren weniger wichtig sind. Wenn der Markt steigt, kaufen Anleger und das Portfolio wächst, aber wenn der Markt fällt, kaufen Anleger einen billigen Einstieg.“

„Halten Sie sich an den Kurs, versuchen Sie, den Lärm des Marktes zu übertönen, und Ihre Allokation aufgrund aktueller Nachrichten nicht dramatisch zu ändern,“ so Katzke.

Einsteiger

Diejenigen, die jetzt in den Markt einsteigen möchten, weil sie in dem Abschwung eine gute Kaufgelegenheit sehen, sollten vorher auf jeden Fall sicher machen, dass sie über einen Notfallfonds verfügen, bevor sie überhaupt Geld investieren. Und wenn man kein Profi ist, macht es auf jeden Fall Sinn, vor dem Einstig mit einem Finanzberater zu sprechen.

Denn die Möglichkeiten sind vielfältig: Soll man zum Beispiel in Sachwerte, Aktien, ETFs, Edelmetalle, Börsen-notierte Immobilien (REITs) oder Anleihen mit Inflationsausgleich investieren? Sehr kompliziert und verwirrend wenn man sich nicht sehr gut auskennt.

Schutz in Zeiten der hohen Inflation

Interessant ist es, sich anzuschauen welche Anlageklassen historisch gesehen den besten Schutz vor einer außergewöhnlich hohen Inflation angeboten haben.

Laut Investmentunternehmen Glacier Research haben Rohstoffe in der Vergangenheit am besten abgeschnitten (Öl und ein breiterer Rohstoffindex jeweils in Platz eins und zwei) als die Inflation fünf Prozent überstiegen hat. An dritter und vierter Stelle folgten Gold und US-REITs. Glacier zufolge gibt es aber ein überzeugendes Argument dafür, dass anstelle von Rohstoffen und Gold, bestimmte Arten von REITs jetzt – in dieser Zeit der hohen Inflation – die beliebtesten Anlageklassen sein könnten.

Zu guter Letzt: Wenn Sie noch nicht investiert sind, machen Sie Ihre Hausaufgaben gründlich, bevor Sie einsteigen.

Und wenn Sie schon investiert sind, schnallen Sie sich an und bleiben Sie investiert bis zum Zeitpunkt der regelmäßigen Überprüfung Ihres Portfolios.

Konsequenz und starke Nerven sind jetzt unbedingt notwendig.

                                                                            ***

Vera von Lieres gehört seit September 2022 zum DWN-Team und schreibt als Redakteurin über die Themen Immobilien und Wirtschaft. Sie hat langjährige Erfahrung im Finanzjournalismus, unter anderem bei Reuters und führenden Finanzmedien in Südafrika. Außerdem war sie als Kommunikations- und Marketing-Spezialistin bei internationalen Firmen der Investment-Branche tätig.

Jede Anlage am Kapitalmarkt ist mit Chancen und Risiken behaftet. Der Wert der genannten ETF und Indexfonds unterliegt auf dem Markt Schwankungen. Der Kurs der Anlagen kann steigen oder fallen. Im äußersten Fall kann es zu einem vollständigen Verlust des angelegten Betrages kommen. Mehr Informationen finden Sie in den jeweiligen Unterlagen und insbesondere in den Prospekten der Kapitalverwaltungsgesellschaften.

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