Bafin-Chef Mark Branson ruft nach den jüngsten Skandalen bei Kryptowährungen zu einer globalen Regulierung der Branche auf. „Eine selbstregulierte Welt haben wir gesehen. Das wird nicht funktionieren“, sagte der Chef der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) am Dienstagabend im Internationalen Club Frankfurter Wirtschaftsjournalisten (ICFW). Es gebe mehrere Risiken. Die Finanzstabilität müsse gesichert, Geldwäsche verhindert und die Verbraucher geschützt werden. Jetzt sei die Zeit, eine ersthafte Regulierung anzugehen.
Der Zusammenbruch der Kryptobörse FTX hatte zuletzt die Welt der Cyberdevisen erschüttert und Forderungen nach einer stärkeren weltweiten Kontrolle aufkommen lassen. Am Dienstag wurde bekannt, dass Staatsanwaltschaft und Behörden in den USA Klagen gegen den Gründer und ehemaligen Chef der inzwischen bankrotten Kryptobörse, Sam Bankman-Fried, vorgelegt haben. FTX und ihre Tochtergesellschaften hatten am 11. November Konkurs angemeldet, nachdem Kunden als Reaktion auf die heimliche Verschiebung von Einlagen im Volumen von zehn Milliarden Dollar massenhaft Gelder abgezogen hatten.
In der Europäischen Union (EU) hatten sich Anfang Juli das EU-Parlament und die EU-Länder auf ein Regelwerk für Kryptowährungen mit dem Titel „Markets in Crypto Assets“ (MiCA) verständigt. Als erste große Wirtschaftsregion will die EU damit Cyberdevisen beaufsichtigen. „In Europa haben wir mit MiCA einen guten Start, das ist der richtige Ansatz“, sagte Branson. Es sei aber mehr nötig und zwar weltweit. „Denn MiCA deckt nicht alle diese Risiken ab.“ Gefordert sei nicht nur eine europäische Lösung. „Eine weltweite Antwort am besten, die zu so vielen fernen Inseln reicht wie möglich.“
Eine Regulierung von Kryptowährungen sollte Branson zufolge auf alle Aktivitäten ausgedehnt werden, die auch in einer traditionellen Finanzwelt unter einer Regulierung stehen würden. „Man muss das ganze Öko-System so abdecken, wie es abgedeckt wäre in der traditionellen Finanzwelt.“ Ähnlich hatte sich unlängst EZB-Präsidentin Christine Lagarde geäußert. Auch aus ihrer Sicht sollte die MiCA-Regulierung in Europa nur ein erster Schritt sein.