Börse

Rekordverlust für Staatsfonds - Warnsignal für Aktienrente

Lesezeit: 2 min
07.02.2023 17:14
Die Rekordverluste des norwegischen Staatsfonds bleiben auch hierzulande nicht unbeachtet.
Rekordverlust für Staatsfonds - Warnsignal für Aktienrente
Die Rente braucht Reformen. Wie diese aussehen sollen, bleibt aber strittig. (Foto: Pixabay)

Der zur Altersversorgung beitragende norwegische Staatsfonds hat im vorigen Jahr einen Rekordverlust erlitten. Der weltgrößte staatliche Vermögensfonds gab am Dienstag ein Minus von 1,64 Billionen Kronen (152 Milliarden Euro) für 2022 bekannt. Das entsprach einem Verlust von 14,1 Prozent, womit der Fonds aber noch etwas besser abschnitt als der Referenzindex. Die als Folge des russischen Krieges in der Ukraine schwächelnden Börsen beendeten für den Fonds eine dreijährige Serie steigender Gewinne. Der Fonds speist sich aus den Einnahmen der Öl- und Gasproduktion und gilt immer wieder als beispielhaft für eine kapitalgedeckte Rente. Die Grünen werteten den Rekordverlust als Warnsignal für die in Deutschland vor allem von Finanzminister Christian Lindner angetriebene Deatte über eine Aktienrente.

Der bisher größte Verlust des Fonds im Jahr 2008 während der globalen Finanzkrise in Höhe von 633 Milliarden Kronen wurde damit um mehr als das Doppelte übertroffen. "Der Markt wurde durch den Krieg in Europa, die hohe Inflation und die steigenden Zinssätze beeinträchtigt", begründete der oberste Fondsmanager Nicolai Tangen die schlecht laufenden Geschäfte. "Dies wirkte sich gleichzeitig negativ auf den Aktien- und den Anleihenmarkt aus, was sehr ungewöhnlich ist."

Der Verlust beendet eine Rekordserie für den Fonds, in der die jährlichen Renditen 2019 bis 2021 jeweils die Marke von einer Billion Kronen überstiegen. Tangen hatte 2021 noch den zweithöchsten Gewinn in der Geschichte des Fonds vermelden können. Besonders die Beteiligungen an Technologie- und Social-Media-Unternehmen verloren im vergangenen Jahr an Wert. Diesen Unternehmen machen höhere Zinsen und der zunehmende Wettbewerb zwischen den Plattformen um Werbebudgets, die durch die rasant steigende Inflation aufgezehrt werden, zu schaffen. Die Zentralbanken haben in vielen Ländern ihre Zinssätze aggressiv angehoben, um die Teuerung zu bekämpfen. Das führt zu höheren Kreditkosten und niedrigeren Gewinnspannen für Unternehmen.

Der 1996 gegründete Fonds investiert die Einnahmen aus dem norwegischen Öl- und Gassektor. Er ist weltweit an rund 9300 Unternehmen beteiligt, wobei er 1,3 Prozent aller börsennotierten Aktien besitzt. Investiert wird aber auch in Anleihen, nicht börsennotierte Immobilien und Projekte im Bereich der erneuerbaren Energien.

LINDNER SETZT AUF GENERATIONENKAPITAL

In Deutschland hatte die FDP in den Koalitionsverhandlungen mit SPD und Grünen durchgesetzt, dass 2023 zehn Milliarden Euro als Kapitalstock angelegt werden. Ab Mitte der 2030er-Jahre soll die Rendite die Rentenversicherung entlasten. Lindner nennt das Vorhaben mittlerweile Generationenkapital. Der FDP-Politiker will das Vermögen jährlich um zweistellige Milliardenbeträge erhöhen. Darüber gibt es in der Koalition aber keine Einigkeit, zumal Finanzexperten bezweifeln, dass die Renditen daraus die Rentenversicherung spürbar entlasten können - zumal bisher die Kapitalanlage am Finanzmarkt geliehen und verzinst werden muss.

Grünen-Vizefraktionschef Andreas Audretsch machte die ablehnende Haltung seiner Partei deutlich. "Wir stehen zum Koalitionsvertrag, aber sind für Experimente bei der Finanzierung der gesetzlichen Rentenversicherung nicht zu haben", erklärte Audretsch. Der Leiter des norwegischen Staatsfonds habe gewarnt, dass Aktienrenditen auf absehbare Zeit niedrig bleiben dürften. "Der Plan, die Rente in Deutschland schon in 10 bis 15 Jahren durch Anlagen auf dem Kapitalmarkt zu stabilisieren, birgt in einem solchen Umfeld hohe Risiken. Wir werden die Renten von Millionen Menschen in Deutschland nicht durch Spekulationen am Aktienmarkt in Gefahr bringen."

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