Geldanlage

Nachhaltige Geldanlagen: Relevanz für Privatanleger nimmt ab

Lesezeit: 2 min
28.02.2023 11:59
Offensichtlich erachten viele Investoren Nachhaltigkeit im Kapitalmarkt lediglich als Modeerscheinung, wie eine neue Studie nun herausfand.
Nachhaltige Geldanlagen: Relevanz für Privatanleger nimmt ab
Verlieren "grüne Investments" womöglich bald schon wieder an Bedeutung? (Foto: Pixabay)

Neben allen geopolitischen und von Inflation und Ukrainekrieg getriebenen Herausforderungen steht auch das Thema Nachhaltigkeit weiter mit hoher Priorisierung auf der politischen Agenda. Eine wichtige Rolle spielt dabei die private Finanzwirtschaft, der ein wesentlicher Einfluss auf die Transformation der Realwirtschaft zugesprochen wird. Das Deutsche Institut für Vermögensbildung und Alterssicherung (DIVA) will deshalb in seinen Befragungen der Menschen in Deutschland regelmäßig wissen, wie es um das Interesse der privaten Haushalte an nachhaltig eingestuften Geldanlagen steht. Denn je mehr privates Geld in diese Richtung fließt, desto besser kann die Finanzwirtschaft ihrer Verantwortung nachkommen.

Relevanz von Nachhaltigkeit nimmt ab

In einer aktuellen Befragung des DIVA von 2.000 Bürgerinnen und Bürgern in Deutschland bestätigen lediglich 37,7 Prozent, dass Nachhaltigkeit Einfluss auf ihre Geldentscheidungen hat. Dazu Michael Heuser, Wissenschaftlicher Direktor des DIVA: „Das bedeutet umgekehrt, dass für knapp zwei Drittel das Thema bei ihrer Geldanlage keine Rolle spielt. Im Sommer 2022 waren das noch weniger als 60 Prozent.“ Die Glaubwürdigkeit des Themas scheine bei den Geldanlegern abzunehmen: „Inzwischen halten über 41 Prozent der Befragten nachhaltige Geldanlagen bloß für eine Modeerscheinung. Als wir im Sommer 2021 erstmals fragten, waren das noch 37,3 Prozent.“



Bemerkenswert ist, dass Befragte mit höheren Einkommen die größeren Zweifel an nachhaltigen Geldanlagen hegen. 46,4 Prozent von ihnen - und damit erkennbar mehr als mittlere (39,5%) und niedrige (38,4%) Einkommen - sehen darin eine Modeerscheinung. Bei den Beziehern höherer Einkommen hat sich der Wert seit der Erstbefragung im Sommer 2021 (36,7 Prozent) um fast 10 Punkte erhöht. „Dies ist eine schlechte Nachricht, denn naturgemäß könnten Besserverdienende den größten finanziellen Beitrag zur Transformation leisten“, kommentiert Heuser.

Politik und Unternehmen sind gefordert

Norman Wirth, Vorstand des Bundesverbands Finanzdienstleistung AfW, einer der Trägerverbände des DIVA, sieht hier Politik und Finanzwirtschaft gleichermaßen gefordert: „Bislang ist noch nicht einmal geklärt, was überhaupt eine nachhaltige Geldanlage sein soll. Dazu bedarf es nachvollziehbarer Kriterien, die die Politik setzen muss. Auch sorgt die Entscheidung um die Einbeziehung von Energiegewinnung durch Atomkraft und fossiles Erdgas als nachhaltige Übergangstechnologie für Unverständnis.“ In die Richtung der Politik adressiert Wirth weitere klare Worte: „Die regulatorischen Vorgaben sind nahezu unverständlich, viel zu kompliziert und komplex. Das muss sich ändern, sonst gibt es kaum Akzeptanz bei den Vermittlern und ihren Kunden für dieses doch so brennende Thema.“

Ansprache und Aufklärung sind notwendig

Heuser sieht fehlende Kenntnisse als weiteren entscheidenden Grund für die bisherige Zurückhaltung der Anleger. „In vielen wichtigen Lebensbereichen wie Mobilität, Energie oder Ernährung spielt das Thema Nachhaltigkeit inzwischen eine größere Rolle als bei Geldanlagen. Fehlende Einsicht kann also nicht der Grund des mangelnden Interesses sein. Wir schließen aus den Umfrageergebnissen, dass viele die Möglichkeiten und Relevanz nachhaltiger Geldanlage gar nicht kennen“, so der DIVA-Direktor.

Wirth bestätigt dies mit Blick auf die Beratungspraxis der Mitglieder seines Verbandes: „Investiert ein Kunde am Ende in einen nachhaltig ausgerichteten Fonds, ist es in neun von zehn Fällen der Berater, der den Kunden auf diese Möglichkeit angesprochen hat. Will die Politik bei diesem Thema vorankommen, sollte sie auf die Stärkung der Berater setzen. Sie sind im Grunde ihre Verbündeten. Die aktuelle Diskussion der Europäischen Kommission über ein Provisionsverbot für Anlageprodukte ist vor diesem Hintergrund kontraproduktiv“, so Wirth.

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