Immobilien

Studie: Vielen Babyboomern droht Wohnungsnot im Alter

Lesezeit: 4 min
17.04.2023 17:21
Millionen Rentner in Deutschland werden einer Studie zufolge bald barrierefreie Wohnungen brauchen - aber die sind Mangelware, und die Lücke wächst. Um vorzeitige Umzüge ins Altersheim zu verhindern, könnte der Staat altersgerechte Um- und Neubauten stärker fördern.
Studie: Vielen Babyboomern droht Wohnungsnot im Alter
Ein gemütliches Zuhause im Alter dürften sich wohl die meisten wünschen. (Foto: Pixabay)

Die jetzt in Rente gehende Generation der Babyboomer muss sich einer Studie zufolge auf einen wachsenden Mangel an altersgerechten Wohnungen einstellen. Schon heute fehlten in Deutschland 2,2 Millionen altersgerechte Wohnungen, und der Bedarf wachse rasant, sagte der Leiter des Pestel-Instituts, Matthias Günther, am Montag auf der Bau-Messe in München. Zugleich dürften künftig viele Rentner die steigenden Mieten und Wohnkosten kaum mehr bezahlen können. Deutschland sei auf bestem Weg in eine „graue Wohnungsnot“.

In den kommenden 20 Jahren werde die Altersgruppe „67 plus“ um 3,5 Millionen auf 21 Millionen Menschen wachsen. Der Wohnungsmarkt sei darauf nicht vorbereitet, heißt es in der Untersuchung, die das Forschungsinstitut im Auftrag des Bundesverbandes Deutscher Baustoff-Fachhandel (BDB) machte.

Demnach leben heute rund 600 000 Rentnerhaushalte in barrierefreien, für Rollator und Rollstuhl geeigneten Wohnungen ohne Treppen und mit stufenfreiem Zugang zur Dusche. 2040 würden 3,3 Millionen solcher Wohnungen gebraucht, damit alte Menschen möglichst lange zu Hause bleiben könnten.

Trotzdem bremse der Bund den altersgerechten Umbau von Wohnungen aus, sagte der Institutsleiter. Die staatliche KfW-Bank biete keine Zuschüsse mehr dafür an. Notwendig wäre ein Förderprogramm für altersgerechten Neu- und Umbau von mindestens einer halben Milliarde Euro im Jahr. Wenn alte Menschen länger zuhause leben könnten, wäre das auch für den Staat und die Beitragszahler billiger als hohe Heimkosten. Viele alte Menschen würden auch gerne in kleinere Wohnungen umziehen, wenn es ein solches Angebot am Ort gäbe.

Auch in bisherigen Ein- und Zweifamilienhäusern ließen sich mehrere kleine Seniorenwohnungen einrichten. Ohne staatliche Förderung sei das aber für die Mehrheit der Älteren nicht finanzierbar, sagte Günther.

Er befürchtet, dass künftig zwei Drittel der Seniorenhaushalte, die in einer Mietwohnung leben, sich bei steigenden Wohnkosten immer mehr einschränken müssen, weil die Rente für den bisherigen Lebensstandard nicht reicht. „In Zukunft werden deutlich mehr Menschen als heute auf staatliche Unterstützung angewiesen sein, um überhaupt ein Dach über dem Kopf zu haben. Und so bitter es ist: Auch ein dramatischer Anstieg der Alters-Obdachlosigkeit ist zu erwarten“, sagte Günther.

Der Chef der Industriegewerkschaft Bau, Robert Feiger, forderte in den Zeitungen der Funke-Gruppe eine Selbstverpflichtung der Wohnungsunternehmen: Jede fünfte freiwerdende Wohnung müsse altersgerecht saniert werden.

BDB-Präsidentin Katharina Metzger kritisierte: „Das ständige Drehen an der Klimaschutzschraube treibt die Quadratmeterpreise und damit auch die Mieten gewaltig nach oben.“ Hohe Auflagen durch Gesetze, Verordnungen und Normen bremsten den Wohnungsbau aus. Obwohl bundesweit 700 000 Wohnungen fehlten, habe die Ampelkoalition dem Neubau von Ein- und Zweifamilienhäusern „regelrecht Fußangeln verpasst“.

***

Altersvorsorge-neu-gedacht.de ist eine Publikation von Bonnier Business Press Deutschland und ist Ratgeber zu den Themen Vorsorge und Geldanlage.

ANG
Immobilien
Immobilien Bauzinsen steigen rasant: Folgen des Milliarden-Schuldenpakets
11.03.2025

Union und SPD planen eine Lockerung der Schuldenbremse und Investitionen in Höhe von 500 Milliarden Euro in die Infrastruktur. Die...

ANG
Vorsorge
Vorsorge Renten-Boom oder Tropfen auf den heißen Stein? So viel gibt’s wirklich!
07.03.2025

Die Löhne in Deutschland sind deutlich gewachsen – dem folgen im Sommer auch die Bezüge der Rentnerinnen und Rentner. Nach Angaben von...

ANG
Vorsorge
Vorsorge Privatinsolvenzen auf Rekordhoch: Besonders Senioren in der Schuldenfalle
04.03.2025

Steigende Lebenshaltungskosten treiben immer mehr Menschen in die Pleite.

ANG
Vorsorge
Vorsorge Elektronische Patientenakte: Ärzte fordern längere Testphase
28.02.2025

Die elektronische Patientenakte (ePA) soll das Gesundheitssystem digitalisieren – doch in den Pilotregionen gibt es erhebliche...

DWN
Politik
Politik Trotz sprudelnder Steuereinnahmen: Staatsdefizit steigt auf 119 Milliarden
25.02.2025

Der deutsche Staat hat 2024 trotz steigender Steuereinnahmen erneut deutlich mehr Geld ausgeben als eingenommen. Es ist das erste Mal seit...

DWN
Politik
Politik Ukraine-Kurs: Trump sichert sich Unterstützung im UN-Sicherheitsrat
25.02.2025

Vor der UN-Vollversammlung mit ihren 193 Mitgliedstaaten scheitert US-Präsident Donald Trump mit seinem Ukraine-Kurs. Doch im mächtigen...

ANG
Geldanlage
Geldanlage Palantir-Aktie im Sinkflug: Überreagiert der Markt oder nur eine Verschnaufpause?
24.02.2025

Nach einem spektakulären Anstieg sorgt die jüngste Kurskorrektur für Unsicherheit – könnte Palantir trotz Rückschlag weiterhin...