Das Jahr 2020 hat die Volkswirtschaften und Finanzmärkte auf der ganzen Welt erschüttert und für Unsicherheit und Volatilität gesorgt. Dies veranlasste Anleger dazu, nach alternativen Investments wie Gold oder Bitcoin zu suchen, um den Sturm zu überstehen. Bitcoin verdrängte Gold aus den Schlagzeilen und zog neue Anleger in Rekordzahlen an. Denn diese beiden Investments dienten vielen Investoren als Absicherung gegen fallende Börsenkurse und gegen die herrschende Unsicherheit an den Finanzmärkten.
Auch 2021 setzte sich dieser Trend fort. Der Bitcoin-Kurs hat sich seit Anfang des Jahres mehr als verdoppelt und notiert derzeit bei rund 63.000 Dollar. Der Gold-Preis dagegen befindet sich seit Anfang des Jahres in einer Seitwärtsbewegung und notiert aktuell bei rund 1.800 Dollar je Feinunze. Somit hat Bitcoin das Edelmetall in der Performance deutlich in die Schranken verwiesen. Während Gold über das gesamte Jahr 2020 knapp 25 Prozent an Wert zulegte – und sogar den Aktienmarkt schlug – schnellte der Bitcoin-Kurs über 536 Prozent in die Höhe. In diesem Jahr hat Bitcoin bis dato sogar knapp 987 Prozent Rendite gemacht, während Gold sogar leicht eingebüßt hat (Minus 7 Prozent). Das gesamte Bitcoin-Netzwerk hat eine Marktkapitalisierung von rund 1,2 Billionen Dollar. Damit beträgt der Bitcoin-Markt jedoch nur etwa 10 Prozent des gesamten Gold-Marktes (11,4 Billionen Dollar).
Energieverbrauch von Bitcoin und Gold
Von diesem Höhenflug profitierte der gesamte Kryptomarkt. Rund 5,6 Milliarden Dollar an neuen Investments flossen allein 2020 in den Markt für digitale Währungen, der Großteil davon in Bitcoin. Auch wenn dieser digitale Vermögenswert nur elektronisch existiert, haben seine zunehmende Verbreitung und sein Energieverbrauch erhebliche Auswirkungen auf die Umwelt. Denn das Bitcoin-Netzwerk benötigt immense Mengen Strom. Zum einen wird die Energie benötigt, um neue Bitcoins zu erschaffen (auch Mining genannt). Zum anderen wird Strom verbraucht, um die Transaktionen im Netzwerk abzuwickeln.
Wie hoch der tatsächliche Stromverbrauch des gesamten Bitcoin-Netzwerk ist, lässt sich nur schätzen. Laut einer gemeinsamen Untersuchung der Internationalen Energieagentur (IEA) und der Cambridge Universität verbraucht allein das Mining jährlich 141 Terawattstunden (TWh) Energie. Das entspricht in etwa dem jährlichen Stromverbrauch der Niederlande. Andere Schätzungen variieren zwischen 100 und 135 TWh. Damit läge Bitcoins Stromverbrauch in der Größenordnung von Ländern wie Österreich (68TWh) oder Schweden (133TWh). Und der Energiehunger des Bitcoin-Netzwerks nimmt weiter zu. Denn das Netzwerk benötigt riesige Mengen an Rechenleistung, um jede Transaktion zu validieren. Eine Studie, die im Fachmagazin Nature erschien, prognostiziert, dass der Stromverbrauch von Bitcoin bis 2024 sogar auf über 300 TWh ansteigen könnte. Jede Milliarde Dollar, die neu in das Bitcoin-Netzwerk fließt, verbraucht in etwa so viel Energie wie 1,2 Millionen Autos, wie die Bank of America errechnet hat.
Demgegenüber liegt der Stromverbrauch der Goldindustrie, der ebenfalls enorm ist. Der Vermögensverwalter Galaxy Digital schätzt den Energieverbrauch der Goldindustrie auf 240 TWh jährlich. Damit verbraucht der Goldabbau zwar deutlich mehr Energie als das Bitcoin-Netzwerk, jedoch nur auf den ersten Blick. Denn der Goldmarkt ist auch zehnmal größer als der Bitcoin-Markt. Bezieht man diesen Fakt mit in die Rechnung ein, fällt die Bilanz anders aus. Laut einer Analyse von Visual Capitalist bedarf es in etwa 17 Megajoule Energie, um Bitcoin im Wert von einem Dollar zu schürfen. Im Vergleich dazu benötigt man nur 5 Megajoule Energie, um einen Dollar Gold zu schürfen. Ein Blitzeinschlag produziert in etwa 500 Megajoule Energie. Um einen Bitcoin zu produzieren, benötigte man also die Energie von mehr als 1.300 Blitzeinschlägen.
Die CO2-Bilanz von Bitcoin und Gold
Der Goldabbau zählt zu den CO2-intensivsten Bergbauindustrien. Die Emissionen, die beim Goldabbau anfallen, sind laut einem Reuters-Bericht deutlich höher als beim Abbau von Nickel, Kupfer und Eisenerz. Der World Gold Council schätzt, dass der Sektor im Jahr 2018 pro Tonne produzierten Goldes 32.689 Tonnen CO2 emittiert hat. Das sind 12 Prozent mehr als im Jahr 2017. Schwere Transportfahrzeuge und die Stromversorgung sind die Hauptursachen für Emissionen, während die Bergleute aufgrund der sinkenden Qualität des Golderzes gezwungen sind, mehr Gestein abzubauen, um jede Unze Gold in einem energieintensiven Prozess zu gewinnen.
Auch Bitcoin benötigt in der Herstellung Energie und erzeugt CO2-Emissionen. Allerdings benötigt Bitcoin darüber hinaus auch Energie, um das Netzwerk am Laufen zu halten. Allein das Bitcoin-Mining hat eine 15-mal schlechtere CO2-Bilanz als der Goldabbau. Beim Mining eines einzigen Bitcoin fallen in etwa 191 Tonnen CO2 an. Für eine vergleichbare Menge Gold fallen dagegen nur 13 Tonnen CO2 an. Schlecht schneidet Bitcoin auch bei den CO2-Emissionen an, die für Transaktionen anfallen. Eine Bitcoin-Transaktion erzeugt in etwa so viel CO2 wie 126.728 Stunden YouTube-Videos oder 1.685.235 Visa-Transaktionen.
„Bis 2024 könnte allein das Bitcoin-Mining in China so viel Energie verbrauchen wie Italien in einem Jahr und dieselben CO2-Emissionen produzieren wie die Tschechische Republik“, schreibt David Vetter in einem Beitrag für das Forbes-Magazine. In China wird etwa 65 Prozent des gesamten Bitcoin-Mining durchgeführt. Die nötige Energie dafür wird in erster Linie durch Kohlekraftwerke bereitgestellt, was die CO2-Bilanz besonders schlecht ausfallen lässt. Das veranlasste auch den Elektroautobauer Tesla zu einer Abkehr von der Kryptowährung.
„Wir sind besorgt über die schnell zunehmende Nutzung fossiler Brennstoffe für das Schürfen von Bitcoin – und die damit verbundenen Transaktionen“, schrieb Musk auf Twitter. Besonders der Einsatz von Kohle zum Betreiben des Bitcoin-Mining bereite ihm Sorgen. Später legte Musk noch einmal nach und bezeichnete den Bitcoin-Energieverbrauch als „wahnsinnig“. Ein Ausweg könnte die Verschiebung der Mining-Tätigkeiten in Länder sein, in denen regenerative Energien kostengünstig zur Verfügung stehen.