Geldanlage

Platin und Palladium: eine gute Geldanlage?

Lesezeit: 6 min
14.02.2022 18:59  Aktualisiert: 14.02.2022 18:59
Gold und Silber waren über jahrhunderte Zahlungsmittel und sind heute als alternative Investments anerkannt. Doch wie sinnvoll ist eine Vermögensanlage in Platin und Palladium?
Platin und Palladium: eine gute Geldanlage?
Ein Investment in Platin oder Palladium ist riskanter als eines in die bekannten Edelmetalle Gold und Silber. (Foto: iStock.com/claffra)
Foto: claffra

Platin und Palladium fristen im Edelmetallbereich ein Schattendasein. Laut dem Vergleichsportal Gold.de ist das Interesse der deutschen Anleger gering. Nach Gold und Silber belegt Platin mit 2,2 Prozent den dritten Platz in der Interessenverteilung. Bei Palladium ist die Zahl der Klicks auf Gold.de noch geringer mit 0,4 Prozent.

Dabei hat sich Palladium in den vergangenen fünf Jahren äußerst positiv entwickelt. Der Preis stieg auf Dollarbasis um über 190 Prozent. Im Mai 2021 lag Palladium auf einem Allzeithoch von 3019 US-Dollar. Das war deutlich mehr als bei Gold (+50 Prozent) und Silber (+30 Prozent). Platin stagnierte mit einem Plus von drei Prozent. Macht ein Investment also im Jahr 2022 Sinn?

Worin unterschieden sich Platin und Palladium?

Derzeit ist eine Unze Palladium mit rund 2250 US-Dollar mehr als doppelt so viel wert wie eine Platin-Unze (1050 US-Dollar). Historisch gesehen war aber meist Platin teurer als Palladium. Aus chemischer Sicht sind beide Stoffe relativ eng miteinander „verwandt“. Beide gehören zu den Platinmetallen. Palladium ist allerdings leichter und kratzfester als Platin. Beide Weißmetalle sind farblich kaum voneinander zu unterscheiden – Platin ist etwas heller.

Wofür werden Platin und Palladium verwendet?

Platin und Palladium sind wie Kupfer oder Blei Industriemetalle. Laut dem US-Goldhändler Goldsilver.com fließen 95 Prozent des produzierten Palladiums und 92 Prozent des Platins in industrielle Verwendungen. Platin wird vor allem in die Katalysatoren von Verbrennerautos verbaut. Außerdem steckt das Metall in Brennstoffzellen, die wiederum in Wasserstoffautos, Schiffen oder der Industrie Anwendung finden. Auch in Elektrolyseanlagen, die aus Wasser und Strom Wasserstoff herstellen, ist Platin enthalten.

Bei Palladium fließt 85 Prozent der Produktion laut einer Studie der Commerzbank in die Automobilindustrie. Doch hier wird Palladium aufgrund des hohen Preises zunehmend durch Platin ersetzt. Ein weiteres Problem: Palladium profitiert von der Energiewende nicht, weil es vor allem in Abgasbehandlungssystemen von Verbrennern verwendet wird. „Der weltgrößte Palladiumproduzent hat kürzlich sogar eine Studie in Auftrag gegeben, um nach neuen Verwendungsmöglichkeiten für Palladium zu forschen“, schreiben die Commerzbank-Analysten.

Was unterscheidet Platin und Palladium von Gold und Silber?

Bei Gold und Silber ist die industrielle Nachfrage deutlich geringer. Bei Gold beträgt sie rund zehn Prozent der gesamten Produktion, bei Silber etwa die Hälfte. Deswegen entwickeln sich der Silber- und insbesondere der Goldpreis in Rezessionen besser. Gold und Silber können außerdem als Tauschmittel in einer Krise fungieren. Bei Palladium und Platin dürfte es schwierig werden, einen Abnehmer zu finden. Ein Verkäufer könnte den Münzen oder Barren nicht trauen oder sie für Silber halten.

Wie performen Platin und Palladium in Crashs?

Beide Weißmetalle schnitten in den Börsencrashs der vergangenen 50 Jahre schlechter ab als Gold und Silber. Laut dem Edelmetallhändler Goldsilver.com performte Silber in sechs der neun Einstürze des S&P 500 besser als Platin und Palladium. Gold entwickelte sich in allen neun Crashs besser.

Wie könnten sich die Preise in den kommenden Jahren entwickeln?

Laut der Commerzbank ist Silber der größte Profiteur der Energiewende. Danach folgt Platin. Palladium dürfte unter dem Verbrenner-Aus leiden, schreiben die Analysten in einer Studie vom November. „Nach 2030 könnte die Automobilindustrie sogar zu einem Netto-Anbieter von Palladium werden, da mehr Palladium aus verschrotteten Katalysatoren wiedergewonnen als für neue Katalysatoren verwendet wird.“ Für dieses Jahr rechnen die Analysten mit einem Überangebot an Platin und Palladium, und somit mit sinkenden Preisen. Über 2022 hinaus erwarten die Analysten aber beim Platin eine Angebotslücke und steigende Preise.

Wie hoch sind die Steuern auf Platin und Palladium?

Bei den Steuern sind die beiden Weißmetalle im Nachteil gegenüber Gold und Silber. Anleger bezahlen die volle Mehrwertsteuer von 19 Prozent auf Münzen und Barren. Diese erhalten Anleger beim Verkauf nicht zurück, wie der Edelmetallhändler Tim Schieferstein in seinem Buch Gold & Silber für Einsteiger bemerkt. Die Preise von Palladium und Platin müssen also erst einmal um 19 Prozent plus Händlerabschlag steigen, damit sich ein Kauf lohnt.

Was sind weitere Nachteile von Platin und Palladium?

Bei den Anlegern sind Platin und Palladium weniger beliebt als Gold und Silber. Wer also eine Münze oder Barren verkaufen möchte, muss wahrscheinlich einen höheren Abschlag in Kauf nehmen. Bei Gold dürfte der Unterschied zwischen Kauf- und Verkaufspreis für eine 1-Unzen-Münze wie dem Maple Leaf bei 3 bis 5 Prozent liegen. Bei dem Maple Leaf Palladium liegt er beim Test von Altersvorsorge Neu Gedacht bei 24,5 Prozent Gedacht – als Berechnungsgrundlage dient der besten Kauf- und Verkaufspreis der Seite Gold.de. Beim Maple Leaf Platin beträgt der Spread 14,5 Prozent (Stand: 9. Februar 2022).

Was sind die Vorteile von Platin und Palladium?

Platin und Palladium benötigen weniger Lagerplatz als Silber. Reines Palladium oder Platin läuft auch nicht an – im Gegensatz zu Silber. Kursgewinne sind nach einem Jahr Haltedauer steuerfrei. Außerdem bieten die beiden Metalle zusätzliche Diversifikation im Edelmetallportfolio.

Wie investiert man am besten in Platin und Palladium?

Der Kauf über ein ausländisches Zollfreilager dürfte die Nase vorn haben. Hier umgehen Anleger die Mehrwertsteuer. Eine weitere Option ist laut dem Edelmetallhändler Tim Schieferstein der Kauf auf gewerblicher Basis. Hier entfalle die Umsatzsteuer, jedoch würden im Falle von Gewinnen entsprechende Abgaben fällig. Eine dritte Option kann ein ETF sein, der unter anderem in Platin oder Palladium physisch investiert. Hier sind die Nebenkosten deutlich geringer als bei einem physischen Kauf. Reine Platin- oder Palladium-ETFs sind aber in der EU verboten, weil ETFs in mehr als einen Rohstoff investieren müssen.

Ist ein Kauf sinnvoll?

Wer Platin und Palladium trotz der ungünstigen Besteuerung kaufen möchte, sollte Branchenwissen über die industriellen Verwendungen mitbringen. Der Finanzyoutuber und Vermögensberater Sebastian Hell ist von Platin und Palladium indes nicht überzeugt. „Ich habe Gold in meinem Edelmetalldepot mit 80 Prozent, Silber mit 20 Prozent und Platin und Palladium mit null Prozent gewichtet”, erklärt er in einem Podcast. Bei Platin und Palladium sei die Gefahr aufgrund der hohen Industrie-Nachfrage zu groß, dass die Preise in einem Crash in den Keller rauschten.

                                                                            ***

Elias Huber arbeitet als freier Journalist in Frankfurt am Main und schreibt vor allem über Konjunktur, Edelmetalle und ETFs sowie die ökonomische Lehre der Österreichischen Schule. 

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