Gold hat einige Vorteile: Es ist äußerst gering mit Aktien und anderen Vermögenswerten korreliert und wurde in 6000 Jahren Währungsgeschichte praktisch nie wertlos. Doch nicht jeder möchte sich selbst um die Lagerung von Barren und Münzen kümmern – gerade bei größeren Goldvermögen.
Eine Alternative können darum Gold-ETFs sein, die entweder physisches Gold halten oder einen Goldminen-Aktienindex nachbilden. Diese ETFs haben relativ geringe laufende Kosten im Vergleich zu einem ausländischen Zollfreilager. Die Gesamtkostenquote (TER) liegt meist unter 0,5 Prozent pro Jahr. Zum Vergleich: Bei einem Zollfreilager im Ausland geht es schon einmal über die 1-Prozent-Marke.
Ein weiterer Vorteil: Im Gegensatz zu börsengehandelten Rohstoffen (ETCs) handelt es sich beim ETF-Gold um Sondervermögen. Geht der Emittent pleite, fließt das Gold nicht in die Konkursmasse.
Nicht-EU-Broker nötig
Gleichwohl sind reine Gold-ETFs in der EU verboten. Wer sich an einem ETF beteiligen möchte, der bloß physisches Gold und keine Gold-Wertpapiere hält, muss daher ein Depot bei einer Schweizer Bank eröffnen. Der Nachteil: Der Schweizer Broker führt die Abgeltungssteuer nicht automatisch an das deutsche Finanzamt ab, was zusätzlichen Verwaltungsaufwand bedeutet.
Günstige Gold-ETFs bieten etwa die Blackrock-Tochter ishares und die Schweizer Großbank UBS an. Beide Fonds halten physisches Gold in Hochsicherheitstresoren in der Schweiz – und zwar über 12,5 Kilogramm-Barren. Außerdem sind beide seit über fünf Jahren am Markt und verfügen über 700 Millionen US-Dollar Fondsvermögen. Der ishares Gold ETF (ISIN: CH0104136236) ist mit einer TER von 0,19 Prozent p.a. etwas günstiger als der UBS Gold ETF mit 0,23 Prozent p.a. (CH0106027193). Die zwei ETFs bilden den Dollar-Goldpreis ab und sind daher im laufenden Jahr um rund 3 Prozent gefallen (Stand: 22. August 2022).
Wer in den Euro-Goldpreis investieren möchte und zudem die Wahl einer Auslieferung der 12,5 Kilogramm-Barren möchte, kann den ZKB Gold ETF der Zürcher Kantonalbank wählen (CH0103326762). Der Fonds ist allerdings mit einer TER von 0,4 Prozent p.a. etwas teurer.
Schweizer Gold-ETFs sind nicht steuerfrei
Ein Nachteil der Gold-ETFs zu Münzen und Barren: Auf Veräußerungsgewinne fällt die Abgeltungssteuer plus Solidaritätszuschlag von 26,375 Prozent an. Selbst der ETF der Zürcher Kantonalbank ist offenbar nicht steuerfrei, obwohl sich die Anleger Goldbarren ausliefern lassen können. Das folgt offenbar aus einem Urteil des Bundesfinanzhofs von Anfang 2022, wie die Unternehmensberatung PwC auf ihrem Blog berichtet. Demnach musste eine Anlegerin auch bei einem Schweizer Gold-ETF, der die Auslieferung von 12,5 Kilogramm-Barren ermöglichte, Steuern auf Kursgewinne bezahlen.
Eine weitere Option können ETFs auf Goldminenaktien-Indizes sein. Etwa schlägt der Fondsmanager Max Otte Goldminenaktien als Beimischung zu einem physischen Goldportfolio vor. Der Vorteil von Minenaktien: „Sie bilden gleichsam einen Hebel auf Gold ab“, erklärt Otte in seinem Buch Weltsystemcrash. Steigt also der Goldpreis, können Minenaktien überproportional steigen.
Nehme man an, der Goldpreis liege bei 1200 US-Dollar und die durchschnittlichen Förderkosten eines Minenunternehmens bei 1000 Dollar. Dann betrage der Rohgewinn 200 US-Dollar, erklärt Otte. „Wenn nun der Goldpreis auf 1400 Dollar steigt – ein Anstieg von 16 Prozent –, hat sich der Rohgewinn schon verdoppelt.“
Minenaktien gelten als unterbewertet
Der Vermögensverwalter Incrementum hält Goldminenaktien für unterbewertet. „Innerhalb des Rohstoffsektors weist im Moment keine andere Branche höhere Margen aus als die Edelmetallproduzenten“, schreiben die Fondsmanager im „In Gold We Trust-Report 2022“. Außerdem seien Minenaktien im historischen Vergleich relativ günstig zu Gold.
Etwa liege das Verhältnis aus dem Goldminen-Index HUI und dem Goldpreis schon seit neun Jahren eine ganze Standardabweichung unter dem historischen Mittelwert. Auch die Ratio aus dem Gold- und Silberminenindex XAU und dem S&P 500 sei aktuell deutlich unter dem historischen Median der vergangenen 20 Jahre. Goldminenaktien hätten zudem seit der Finanzkrise 2008 deutlich schlechter abgeschnitten als Gold.
Gleichwohl haben Goldminenaktien auch einen Nachteil: Seit der Finanzkrise 2008 folgen sie zunehmend dem breiten Aktienmarkt anstatt dem Goldpreis. Das macht sie als Portfolio-Beimischung unattraktiver. Laut dem „In Gold We Trust-Report“ lag die Korrelation zwischen dem Goldminenindex BGMI und dem Goldpreis zwischen 1970 und August 2008 bei 0,9. Seither fiel sie auf 0,35 und über den gesamten Zeitraum liegt sie inzwischen bei 0,55. Eine Korrelation von 1 bedeutet, dass sich zwei Preise exakt gleichmäßig entwickeln. 0 bedeutet keinen Zusammenhang und bei -1 entwickeln sich zwei Preise exakt gegenläufig.
Hebeleffekt mit dem HUI-Index
Goldminenaktien dürften sich daher eher als Sektorwette eignen, denn als Diversifikator. Den Hebeleffekt können sich Anleger vor allem mit dem HUI-Index zunutze machen. Dieser Index enthält bloß Goldminenfirmen, die die Produktion nicht über einen Zeitraum von anderthalb Jahre hinaus gegen Goldpreisschwankungen abgesichert haben. Steigt der Goldpreis, dann schlägt der Hebeleffekt bei diesem Index relativ rasch durch.
Der einzige physische ETF auf den HUI-Index, der in Deutschland zugelassen ist, ist der Lyxor NYSE Arca Gold BUGS (LU048831770). Der Ausschütter hat ein Fondsvermögen von über 300 Millionen Euro, eine TER von 0,65 Prozent p.a. und investiert in 24 Goldminenunternehmen, wobei die Top 3 ein Portfolio-Gewicht von circa 39 Prozent haben.
Wer breiter streuen möchte, kann auf den Vaneck Gold Miners setzen (IE00BQQP9F84). Der physische Thesaurierer ist an Unternehmen beteiligt, die mindestens 50 Prozent der Einnahmen im Gold- oder Silberbergbau erzielen. Hier haben die Top 3 lediglich ein Gewicht von circa 30 Prozent und der Fonds ist in insgesamt 54 Titel investiert. Allerdings sind auch Unternehmen enthalten, die die Produktion längerfristig absichern, wodurch der Hebeleffekt kleiner ausfällt.