Geldanlage

Zwölf Prozent mehr Steuern: Macht der Silberkauf noch Sinn?

Lesezeit: 3 min
10.10.2022 13:48  Aktualisiert: 10.10.2022 13:48
Der Staat erhebt auf Silbermünzen nun die volle Mehrwertsteuer von 19 Prozent. Ist das das Ende von Silber als Vermögensanlage?
Zwölf Prozent mehr Steuern: Macht der Silberkauf noch Sinn?
Bislang unterlagen viele Silbermünzen einem Steuersatz von circa 7 Prozent. (Foto: iStock.com/Bet_Noire)
Foto: Bet_Noire

Das Bundesfinanzministerium hat in der vergangenen Woche überraschend die Differenzbesteuerung bei Silber gekippt. Das geht aus einem Schreiben auf der Internetseite des Ministeriums hervor.

Bislang fiel auf Silbermünzen und -münzbarren, die Händler aus dem Nicht-EU-Ausland importierten, bloß eine Differenzsteuer von circa 7 Prozent an. Nun unterliegen alle Silbermünzen und -barren der vollen Mehrwertsteuer von 19 Prozent. Silber wird also auf einen Schlag um 12 Prozent teurer.

Einzige Ausnahme sind Sammlermünzen, deren Wert mindestens 250 Prozent über dem Marktpreis von Silber liegt. Diese fallen weiter unter die geringere Differenzsteuer. Freilich sind diese Münzen für Anleger weniger interessant, weil deren Preis weit über dem Silber-Marktpreis liegt.

Aufgelder sind deutlich gestiegen

Im Onlinehandel sind denn auch die Aufgelder deutlich gestiegen. Laut der Branchenseite Goldreporter lag der Preis eines Silber Maple Leafs (1 Unze) am Freitag 54 Prozent über dem Silberpreis. Vor dem Bekanntwerden des Schreibens betrug das Aufgeld in der Vorwoche noch 35 Prozent. Goldreporter wertete Preisdaten von fünf Onlinehändlern aus.

Silberbarren waren hingegen bereits deutlich günstiger. Auf diese fiel bislang der volle Mehrwertsteuersatz von 19 Prozent an, weshalb sich der Kauf nicht lohnte. Stattdessen griffen Anleger zu sogenannten Silbermünzbarren, die bloß mit circa 7 Prozent besteuert wurden.

Inzwischen sind die Silberbarren aber deutlich preiswerter. Das Aufgeld lag laut den Goldreporter-Zahlen bei 35 Prozent und war zur Vorwoche bloß geringfügig gestiegen. Wo sich die Preise der Silbermünzen einpendeln, sei noch nicht abschließend klar, obwohl bereits viel eingepreist sein dürfte, schreibt Goldreporter.

Silber wird unattraktiver zu Gold

Silber wird somit deutlich unattraktiver als Vermögensanlage. Denn die Spreads zwischen Kauf- und Verkaufspreisen sind deutlich gestiegen. Laut Goldreporter lagen sie am Freitag bei 37 Prozent beim Silber Maple Leaf und bei 31 Prozent beim 1-Kilogramm-Silberbarren. Wer etwa einen Silber Maple Leaf kaufte, zahlte 33 Euro. Beim Verkauf erhielten Anleger hingegen bloß 24 Euro. Zum Vergleich: Ein Gold-Krügerrand (1 Unze) wies einen Spread von 4,2 Prozent auf. Ein 100-Gramm-Goldbarren lag sogar bei 3,5 Prozent.

Ein Silberkauf dürfte sich also bloß für spekulative Anleger mit einem sehr langen Anlagehorizont und hohen Renditeerwartungen lohnen. Alle anderen dürften mit Gold besser fahren.

Denn der Silberpreis lässt sich wie alle Vermögenspreise nicht bloß auf kurze und lange Frist nicht vorhersagen, sondern er korrelierte in der Vergangenheit auch deutlicher mit dem Aktienmarkt. In Krisen gab der Silberpreis regelmäßig nach, während der Goldpreis häufig stieg oder gleich blieb.

Silber versus Gold

Das liegt an der höheren Industrienachfrage bei Silber, etwa stecken in jedem Verbrenner- und Elektroauto ein bis zwei Unzen. Bei schlechter Konjunktur sinkt daher die Nachfrage. Zudem ist auch die Lagerung teurer, weil Silber mehr Platz benötigt. Gold lässt sich hingegen leicht verstecken.

Ein Rechenbeispiel verdeutlicht den Renditenachteil von Silber: Wer 100 Euro pro Monat in Silber, Gold und einen Aktien-ETF anlegt, der hätte nach 20 Jahren rund 29.000 Euro bei Silber, 36.700 Euro bei Gold und 37.200 Euro beim Aktien-ETF. Nach 30 Jahren liegt Gold deutlich vorne, während der Abstand von Silber zum Aktien-ETF etwas schmilzt.

Die Annahmen sind dabei: 5 Prozent Rendite pro Jahr, eine Gesamtkostenquote von 0,15 Prozent beim Aktien-ETF, ein Freistellungsauftrag von 801 Euro und Tresorkosten von 4000 Euro bei Gold und Silber.

Silber im Ausland kaufen

Die Mehrwertsteuer von 19 Prozent lässt sich auch nicht vermeiden, indem man Silber im Ausland kauft und über die Grenze nach Deutschland schafft. Bei Einfuhr müsse das Silber mit einem Steuersatz von 19 Prozent verzollt werden, bestätigt die Generalzolldirektion auf ANG-Anfrage. „Dementsprechend ist, sowohl bei Einfuhren von Gegenständen aus Silber aus der Schweiz sowie bei Einfuhren aus dem sonstigen EU-Ausland, Einfuhrumsatzsteuer zu zahlen.“

Eine Ausnahme seien Waren, die dem ermäßigten Steuersatz von 7 Prozent nach Paragraph 12 Absatz 2 des Umsatzsteuergesetzes unterliegen würden. Darunter fallen Anlagemünzen und -barren aber nicht.

Die Mehrwertsteuer auf Silber ist in vielen europäischen Ländern ohnehin höher als in Deutschland. Das gilt etwa für Litauen (21 Prozent), Finnland (24 Prozent), Tschechien (21 Prozent), Schweden (25 Prozent), Kroatien (25 Prozent), Slowenien (22 Prozent) und Polen (23 Prozent). Bloß in der Schweiz und Liechtenstein gilt eine Mehrwertsteuer von 7,7 Prozent beim Silberkauf, wie eine ANG-Umfrage unter Finanzministerien ergab.

Elias Huber arbeitet als freier Journalist in Frankfurt am Main und schreibt vor allem über Konjunktur, Edelmetalle und ETFs sowie die ökonomische Lehre der Österreichischen Schule. 

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