Fragen Sie sich manchmal nicht auch, welche finanziellen Einkommen Ihr Nachbar beziehungsweise Ihre Nachbarin monatlich haben? Ist es mehr, ungefähr gleich viel oder weniger als Ihnen zur Verfügung steht? Und vor allem – aus welchen potenziellen Komponenten setzen sich die Löhne in Deutschland überhaupt zusammen? Spannende Fragen, die wir Ihnen in diesem Artikel bestmöglich zu beantworten versuchen. Seien Sie also gespannt.
Nackte Zahlen zum Anfang
Eines ist selbstverständlich wichtig anzumerken – Durchschnittsgehälter beziehen sich ihrem Namen nach auf die breite Masse der Bevölkerung und berücksichtigen signifikante Ausreißer sowohl nach oben als auch nach unten demnach kaum. Alles in allem sind sie dennoch ein guter Indikator, um abschätzen zu können, wie viel Geld der Mehrheit pro Monat zur freien Verfügung steht. Für Deutschland wird dieser Wert derzeit mit 4100 Euro brutto angegeben. Dazu können – je nach Arbeitgeber – weitere Sonderzahlungen wie etwa Weihnachts- und Urlaubsgeld, aber auch etwaige Erfolgsbeteiligungen kommen. Diese würden den Bruttolohn natürlich entsprechend erhöhen. Die wichtigsten Einflussparameter auf die letztliche Höhe des Verdienstes sind neben individuellen Merkmalen wie zum Beispiel der Art der Tätigkeit, des Alters und der Ausbildung auch Dinge wie die Branche und die Größe des Unternehmens. In welchem Wirtschaftsbereich aber lassen sich tendenziell die höchsten Einkommen erzielen?
Gehälter nach Branchen
Zu den drei bestbezahlten Bereichen gehörten im Jahr 2021 die Energieversorgung, gefolgt von Tätigkeiten in der Information und Kommunikation. Auf Platz drei rangiert die Erbringung von Finanz- und Versicherungsdienstleistungen. In den drei Branchen durften sich die Beschäftigten zuletzt über ein durchschnittliches Brutto-Monatsgehalt zwischen 5207 Euro und 5693 Euro freuen. Mit nur 2138 Euro bildet das Gastgewerbe wiederum das untere Ende dieser vielbeachteten Skala. Zu den tendenziell eher schlecht vergüteten Sektoren gehören darüber hinaus Verkehr und Lagerei, das Baugewerbe sowie die Wasserversorgung. Selbstverständlich muss das beileibe nicht auf jeden in diesen Branchen Beschäftigten zutreffen. So ist es ebenso gut möglich, dass es negative Ausreißer in den Finanz- und Versicherungsdienstleistungen auf der einen und positive Ausreißer beispielsweise in Verkehr und Lagerei zum anderen gibt. Die genannten Verdienste spiegeln jeweils nur den Durchschnitt wider.
Gehälter nach Bundesländern
Auch mehr als drei Jahrzehnte nach der Wiedervereinigung gibt es teils noch deutliche Unterschiede in puncto Bezahlung zwischen den alten und den neuen Bundesländern. Nach Angaben des statistischen Bundesamtes verdienten im Jahr 2021 Vollzeitbeschäftigte in Hamburg mit rund 5209 Euro brutto am meisten, gefolgt von Hessen und Baden-Württemberg auf den Plätzen zwei und drei. Das Schlusslicht unter allen deutschen Bundesländern bildet Mecklenburg-Vorpommern mit lediglich 3467 Euro brutto im Monat.
Auffallend ist in diesem Zusammenhang, dass die hinteren Ränge in Form des zwölften bis zum sechzehnten Rang durchwegs von ostdeutschen Bundesländern belegt werden. Einzig Berlin als Bundeshauptstadt kann sich mit knapp 4662 Euro brutto für Vollzeitbeschäftigte gut behaupten und schiebt sich somit auf die fünfte Position vor.
Gehälter nach Geschlecht
Was wie ein schlechter Scherz klingen mag, ist auch im Jahr 2022 vielerorts noch Realität – Frauen verdienen oftmals für dieselbe Tätigkeit weit weniger als ihre männlichen Kollegen. So erhielten im Jahr 2021 nach Angaben des Statistischen Bundesamtes Frauen einen durchschnittlichen Bruttolohn von 19,12 Euro pro Stunde, Männer dagegen kamen auf knapp 23,20 Euro die Stunde. Dieser unter dem Namen Gender Pay Gap bekannte Lohnunterschied fiel in Westdeutschland deutlich stärker aus als in den neuen Bundesländern. Nach Plänen des Bundestages soll die Gehaltslücke zwischen Männern und Frauen bis ins Jahr 2030 übrigens auf zehn Prozent gesenkt werden.
Woher stammen die Gehaltsdifferenzen?
Der Gender Pay Cap ist seit Jahren ein zurecht vieldiskutiertes Thema. Das Problem ist bekannt, stichhaltige Lösungen wurden bislang trotzdem kaum erarbeitet. Aber worin liegen überhaupt der Ursprung beziehungsweise die Gründe für die Lohnunterschiede zwischen Männern und Frauen?
Ein häufig angeführtes Argument ist beispielsweise die Tatsache, dass Frauen wesentlich häufiger als Männer in Teilzeit arbeiten. Zudem werden sie nach wie vor seltener Chefinnen und üben zudem öfter einen sozialen und damit tendenziell schlechter bezahlten Beruf aus. Allerdings lässt sich ein Teil des Gender Pay Caps nach Aussagen von Gewerkschaften auch auf Diskriminierung zurückführen. Gleicher Lohn für gleiche Arbeit lautet zwar häufig die Devise, umgesetzt wird sie in der Praxis aber zu selten.