Geldanlage

Lohnen sich geschlossene Fonds?

Lesezeit: 4 min
18.02.2023 11:37  Aktualisiert: 18.02.2023 11:37
Geschlossene Fonds investieren über feste Laufzeiten in Sachwerte wie Schiffe, Container, Flugzeuge oder Immobilien. Eine sinnvolle Geldanlage?
Lohnen sich geschlossene Fonds?
Anleger kommen bei geschlossenen Fonds meist für viele Jahre nicht mehr an das Ersparte heran. (Foto: iStock.com/BrianAJackson)
Foto: BrianAJackson

Laut aktuellen Zahlen der Ratingagentur Scope ist der Markt für geschlossene Publikumsfonds relativ klein und leicht rückläufig. Die Deutschen legen insgesamt 1,2 Milliarden Euro in die Sachwertefonds an. Zum Vergleich: In ETFs steckten im Dezember mindestens 85 Milliarden Euro, wie Zahlen der Verbraucherseite ExtraETF zeigen.

Geschlossene Publikumsfonds haben eine feste Laufzeit, die in der Regel zwischen 10 und 25 Jahren liegt, eine feste Anzahl von Anlegern und ein fixes Fondsvolumen. Wer Anteile erwirbt, kann diese in der Regel bloß über den Zweitmarkt vorzeitig verkaufen.

Die Fonds investieren meist in Sachwerte wie Immobilien, Flugzeuge, Windräder oder Container. Der Erfolg hängt maßgeblich von der Sachkenntnis des Fondsinitiators ab, der die Investitionsobjekte auswählt. Anleger werden zum Unternehmer, und zwar aus haftungsrechtlicher Sicht – Verluste tragen sie bis zum Totalausfall des investierten Geldes – wie auch aus steuerlicher Sicht – Erträge werden nicht als Kapitaleinkünfte besteuert, sondern als Einkünfte aus Gewerbebetrieb oder Vermietung.

Vorsicht vor Totalverlust

Die Verbraucherzentralen raten indes von den Fonds ab. „Diese Beteiligungen (sowohl nach § 1 Abs. 2 Nr. 1 Vermögensanlagegesetz als auch der geschlossene AIF nach KAGB) sind für die sogenannten Kleinanleger nicht geeignet, da bei diesen Anlageformen ein Totalverlustrisiko besteht“, erklärt die Verbraucherzentrale Hessen auf ANG-Anfrage.

Die Beteiligungen seien in der Praxis „mehr oder weniger nicht handelbar“. Außerdem seien Anleger meist „extrem langfristig“ gebunden.

Laut einer Analyse der Verbraucherzentrale Hessen sind die Verkaufsprospekte kaum verständlich und die Kosten intransparent. „Einzelne Posten werden bei den verschiedenen Fonds häufig ganz unterschiedlich berechnet. Das erschwert Verbrauchern den Vergleich“, erklärte der Mitarbeiter Wolf Brandes. Die Analyse aus dem Jahr 2018 untersuchte 25 geschlossene Publikumsfonds aus Deutschland.

Stiftung Warentest warnt vor den geschlossenen Fonds sogar als einem „Kostengrab“, das Anlegern aus Deutschland bereits seit Jahrzehnten Milliardenverluste beschere. „Zur Alters­vorsorge eignen sich die Fonds wegen der hohen Risiken gar nicht“, erklären die Verbraucherschützer auf der Internetseite.

69 Prozent schreiben Verluste

Stiftung Warentest untersuchte in einer Analyse 1139 geschlossene Fonds, die zwischen 1972 und 2015 in Deutschland aufgelegt wurden. Demnach schafften es bloß 6 Prozent, gemessen an dem investierten Anlegergeld die Gewinnprognose zu erfüllen. 69 Prozent landeten in der Verlustzone. Nur wenige Fonds erreichten eine Rendite von über 4 Prozent.

Anleger erlitten auf Basis des eingesetzten Kapitals bei 57 Prozent der Immobilienfonds, 62 Prozent der Umwelt­fonds, 81 Prozent der Schiffs­beteiligungen und 96 Prozent der Medienfonds einen voll­ständigen oder teil­weisen Verlust.

Die 666 bereits aufgelösten der über 1100 untersuchten Fonds verbrannten Anlegergelder von knapp 4,3 Milliarden Euro. „Dabei erfasst unsere Unter­suchung eher die besseren der seit 1972 aufgelegten Fonds“, schreibt Stiftung Warentest. „Viele Pleitefonds fehlen in der von uns genutzten Daten­bank.“

Ursache für die schwache Performance seien Subventionskürzungen bei alternativen Energien, schlecht laufende Märkte und Änderungen bei Steuergesetzen. Zudem seien die Kosten sehr hoch. Ausgabeaufschläge und andere Gebühren würden sich zu Beginn meist auf über 10 Prozent summieren. Ein Gutteil davon seien Vertriebsprovisionen.

Gewinnprognosen sind zu optimistisch

Außerdem würden die Anbieter zu positive Annahmen bei den Gewinnprognosen tätigen, etwa Erträge zu hoch schätzen oder Kreditkosten zu knapp kalkulieren. Dazu komme in manchen Fällen kriminelle Energie bei den Initiatoren.

Laut einer Untersuchung der Leuphana Universität Lüneburg aus dem Jahr 2014 sind die Gewinnprognosen meist zu hoch. Die Autoren untersuchten Verkaufsprospekte von 134 geschlossenen Immobilienfonds aus Deutschland.

Nach fünf Jahren blieb bereits die Hälfte hinter den in Aussicht gestellten Gewinnen zurück, nach zehn Jahren 70 Prozent. „Privatanleger sind schlecht beraten, wenn sie sich bei der Investition in geschlossene Immobilienfonds auf Noten von Ratingagenturen oder auf die Wirtschaftlichkeitsberechnungen von Prospekten verlassen“, heißt es in der Untersuchung.

Laut den Scopus-Zahlen sind geschlossene Immobilienfonds am beliebtesten. 69,7 Prozent aller Anlegergelder in geschlossenen Publikumsfonds befanden sich im Jahr 2022 in geschlossenen Immobilienfonds (829 Millionen Euro). Danach folgten Private-Equity-Fonds mit 20,8 Prozent (248 Millionen Euro).

Alternative Immobilien-ETF

Doch laut der Analyse der Stiftung Warentest schafften es bloß 43 Prozent der geschlossenen Immobilienfonds, in der Gewinnzone zu landen. 86 Prozent der knapp 200 untersuchten Immobilienfonds konnte die Gewinnprognose nicht erfüllen. In der Summe erlitten Anleger Verluste von 230 Millionen Euro – bei investierten Geldern von etwas mehr als 6 Milliarden Euro.

Der Vermögensberater Gerd Kommer kommt denn auch in einem Blogbeitrag zum Schluss: „Geschlossene Immobilienfonds waren in den vergangenen 30 Jahren in Summe ein Renditedesaster, das nur noch von dem bei geschlossenen Schiffs-, Flugzeug- und Filmfonds übertroffen wurde.“

Wer als Kleinanleger unbedingt in Immobilien investieren möchte, dürfte mit einem Immobilienaktien-ETF besser fahren. Diese Unternehmen sind spezialisiert darauf, Immobilien möglichst gewinnbringend zu kaufen, verkaufen und vermieten. Ist der ETF weltweit gestreut, sind zudem politische und steuerliche Risiken – etwa ein Krieg oder eine Steuererhöhung – und das allgemeine Risiko rückläufiger Immobilienmärkte weitmöglichst reduziert.

Elias Huber arbeitet als freier Journalist in Frankfurt am Main und schreibt vor allem über Konjunktur, Edelmetalle und ETFs sowie die ökonomische Lehre der Österreichischen Schule. 

ANG
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