Private Equity boomt seit der Finanzkrise 2008. Laut dem Branchenverband Invest Europe waren im vergangenen Jahr 118 Milliarden Euro in entsprechende Fonds investiert, die sich wiederum an knapp 9000 außerbörslichen Unternehmen beteiligten. Das sei ein Plus von 7 Prozent zum Vorjahr und ein Rekordwert, heißt es im Bericht „Private Equity Activity 2021“.
Venture Capital, also Wagniskapital, spielte dabei bloß eine Nebenrolle. Die meisten Mittel flossen in sogenannte Buyout-Fonds. Diese investieren nicht in Startups, sondern beteiligen sich an etablierten kleinen und mittelgroßen Firmen.
Bisher investieren vor allem große Player wie Stiftungen oder Family Offices. Aber der Markt öffne sich zunehmend für Privatanleger, erklärt der M&A-Berater Felix Engelhardt in einem WiWo-Artikel. Etwa würden die Mindestanlagesummen mancher Fonds bereits unter 100.000 Euro liegen.
Überrendite von 4 bis 7 Prozent?
Neben dem Hauch von Exklusivität, der Private Equity anhaftet, versprechen sich Anleger vor allem besonders hohe Renditen. Etwa wirbt eine Schweizer Großbank mit der Aussage, die langfristige Rendite sei oftmals höher als die von börsennotierten Wertpapieren. Die Mehrrendite habe in den vergangenen 10 Jahren zwischen 4 und 7 Prozent in US-Dollar gelegen.
Experten bezweifeln indes, dass sich Private Equity mehr lohnt als ein weltweit gestreutes ETF-Portfolio. Laut dem Finanzwissenschaftler Ludovic Phalippou verwendet die Branche teils ein falsches Renditemaß oder falsche Benchmark-Indizes, um die Performance nach oben zu rechnen.
Laut einer Metauntersuchung des Oxford-Professors berichten die meisten Studien von einer geringen Überrendite im Vergleich zu herkömmliches Aktienindizes. Etwa habe eine bahnbrechende Studie aus dem Jahr 2008 eine Outperformance von 3 Prozent nach Gebühren zum S&P 500 festgestellt, allerdings bloß für Buyout-Fonds und nicht für Venture-Capital-Fonds. Phalippou selbst denkt, dass die Fonds in etwa gleich wie ein Nebenwerte-Index abschneiden.
Hohe Kosten von 7 Prozent
Zwar seien die Erträge vor Gebühren höher, aber die Kosten würden einen Großteil der Zugewinne wieder auffressen. In der Metauntersuchung nennt Phalippou Gesamtkosten von 7 Prozent pro Jahr. Der bekannte Private-Equity-Investor David Swensen spreche sogar von 12 Prozent. Das ist deutlich mehr als ein aktiver Aktienfonds (1,5 bis 2 Prozent) oder ein weltweit gestreuter ETF (0,2 bis 0,3 Prozent).
Laut einer weiteren Studie von Phalippou werden denn auch vor allem die Initiatoren der Fonds selbst reich: Demnach ist die Zahl der Multimilliardäre in der Branche von 3 im Jahr 2005 auf 22 im Jahr 2020 gestiegen.
Auch der Vermögensberater Gerd Kommer äußert Zweifel. Er vergleicht den Index LPX50, der die 50 größten Private-Equity-Firmen der Welt enthält, mit einem weltweit gestreuten Smallcap-Index. Das Ergebnis: In den 27 Jahren von 1994 bis 2020 stieg der LPX50-Index um 8,6 Prozent pro Jahr, während der Welt-Smallcap-Index um 9,7 Prozent nach oben kletterte.
Illiquides Investment
Für Kommer ist das ein Indiz, dass Private Equity keine Überrenditen abwirft. Der LPX50 enthalte nämlich die größten und somit überdurchschnittlich erfolgreichen Private-Equity-Firmen. „Wären diese Unternehmen in den vergangenen Jahrzehnten nicht ertragreicher als das Branchenmittel gewesen, würden sie heute vermutlich nicht zu den 50 Private-Equity-Weltmarktführern gehören.“
Kommer gibt außerdem zu bedenken, dass Private-Equity-Fonds in der Regel Laufzeiten von fünf bis zehn Jahren hätten. Davor könnten Anleger entweder gar nicht oder bloß mit Extrakosten die Anteile zurückgeben.
Deswegen sei es nicht ausreichend, wenn ein Private-Equity-Investment bloß gleiche oder geringfügig höhere Renditen als ein normaler Aktien-ETF abwerfe. „Generell müsste ein Private-Equity-Fonds-Investment, da es noch illiquider ist als beispielsweise eine Direktanlage in eine Immobilie, von Vorneherein eine ein bis zwei Prozentpunkte jährlich höhere Rendite produzieren als ein ansonsten vergleichbares liquides Aktieninvestment“, schreibt der Vermögensberater.
Performance-Persistenz ist fragwürdig
Laut Studien ist es zudem umstritten, ob sich Anleger an den vergangenen Renditen von Private-Equity orientieren können, um erfolgreiche Private-Equity-Fonds zu finden. Seitdem der Wettbewerb in der Branche zunehme, gebe es mehr Fluktuation unter den Outperformern, schreiben etwa Forscher der Universität München in einer Studie. Die Performance-Persistenz der erfolgreichen Fonds sei „weitgehend verschwunden“.
Ein weiteres Problem: Die meisten Private-Equity-Fonds sind für Kleinanleger nicht zugänglich. Wer sich stattdessen ein Zertifikat auf einen entsprechenden Fonds ins Portfolio holt, unterliegt einem zusätzlichen Gegenparteirisiko. Private-Equity-Dachfonds weisen hohe Kosten auf, weil Anleger eine zweite Managementebene bezahlen müssen.
Wer dennoch in Private Equity investieren möchte, dürfte mit einem ETF am besten fahren, der Aktien der großen Private-Equity-Gesellschaften enthält. In Deutschland sind drei solcher Fonds zugelassen: Der FlexShares Listed Private Equity (ISIN: IE0008ZGI5C1), der Xtrackers LPX MM Private Equity Swap (LU0322250712) und der iShares Listed Private Equity (IE00B1TXHL60). Typisch für Themen-ETFs, fallen relativ hohe Kosten zwischen 0,4 und 0,75 Prozent an. Um das Klumpenrisiko zu begrenzen, sollten Anleger maximal 5 Prozent des Gesamtvermögens investieren.